Inektionsschutz Corona-Schutz: BH als improvisierte Atemmaske
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20. März 2020, 08:44 Uhr
Im Kampf gegen die Coronaviren ist in Teilen Osteuropas Mundschutz Pflicht. Doch was, wenn der ausverkauft ist? In Tschechien und der Slowakei wird improvisiert – mit Nadel und Faden, mal ganz klassisch, mal ausgefallen.
BH, Staubsaugerbeutel, Küchentuch und ein altes Hemd: fertig ist der Mundschutz made in Slovakia. Auf Instagram zeigt der Fotograf Lukáš Kimlička aus Bratislava wie man einen Mundschutz gegen die Lungenkrankheit Covid-19 selber bastelt. Denn Schutzausrüstung ist auch in der Slowakei knapp. Die Bastelanleitung hat Kimlička online auf Fotos dokumentiert.
Auch die slowakische Designerin Zarina Šimkovič hat auf ihrem Instagram-Profil eine Anleitung für einen handgemachten Mundschutz veröffentlicht. Was man braucht: ein Stück Stoff, Schnürsenkel oder Gummibänder sowie Schere, Nadel und Faden. Ihre Anleitung ist unter diesem Link zu finden. Etliche User sind ihrem Beispiel gefolgt und haben eigene Masken-Varianten unter dem Hashtag "#verantwortlichsein" gepostet.
Slowakei: Regierung appelliert an Bevölkerung
Der slowakische Ministerpräsidenten Peter Pellegrini hat alle Bürger aufgefordert, Kontakte zu meiden und Abstand zu halten. Wer trotzdem Einkaufen oder zur Arbeit muss, soll Mund und Nase schützen. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen: Grenzkontrollen wurden wieder eingeführt, Schulen und Geschäfte im Einzelhandel sind für zwei Wochen geschlossen – ausgenommen Apotheken, Wäschereien, Autowerkstätten oder Lebensmittelgeschäfte. Um den Bedarf an Masken zu decken, hat die Slowakei kürzlich Schutzausrüstung aus der Türkei bestellt.
Tschechien: Ohne Maske kein Einkauf
Auch Tschechien hat ähnliche Probleme. Regierungschef Andrej Babiš entschuldigte sich Anfang der Woche bei den Bürgern dafür, dass viele noch keinen Mundschutz hätten. "Die ganze Welt will Masken", so der Premier. Die tschechische Regierung hat bereits reagiert und 30 Millionen Schutzmasken aus China bestellt. Die sollen Ende der Woche geliefert werden und dann so schnell wie möglich an alle Bürger verteilt werden. Denn schon jetzt gilt: Keiner darf mehr ohne Mund- und Nasenbedeckung das Haus verlassen.
Improvisieren in Corona-Zeiten
Wie ganz Tschechien steht auch die Hauptstadt Prag unter Quarantäne. Die Bürger sind aufgefordert, zuhause zu bleiben. Ohne Mundschutz durfte man hier schon seit Wochenanfang keine öffentlichen Verkehrsmittel, wie Busse, U- oder Straßenbahnen, mehr benutzen. Der Prager Bürgermeister Zdeněk Hřib rief deshalb die Einwohner auf, zu improvisieren: "Wer einen Mundschutz hat, der soll ihn tragen, wer nicht, kann einen aus Baumwolle nähen."
So greifen nicht wenige in Tschechien zu Nadel und Faden – darunter die ehemalige First Lady Dagmar Havlová, die Sängerin und Näherin Lucie Bílá oder Studierende der Uni Brünn, die freiwillig für Bedürftige nähen. Auch das Stadttheater, das wie viele Kulturinstitutionen schließen musste, hat seine Schneiderwerkstätten geöffnet, um medizinische Masken zu nähen. Aufgrund des Maskenmangels entschied die Regierung sogar, dass Stoffläden auch während der Quarantäne geöffnet bleiben dürfen.
Andere entdecken den wirtschaftlichen Reiz an der Krise – wie die tschechische Unternehmerin Jana Zimová. Ihre Firma hat eine Mundschutzmaske aus Nanofasern und Kupferoxid entwickelt. Sie ist wiederverwendbar und soll besonders effektiv gegen Viren sein. Mitte April will die Firma damit auf den Markt, auch ein Kontakt zur Regierung sei schon hergestellt.
(me)
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: MDR AKTUELL | 19.03.2020 | 17:45 Uhr