Ein Teilnehmer einer von einem NPD-Funktionär angemeldeten Demonstration trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ureinwohner" während er von einem Polizisten kontrolliert wird.
Nach mutmaßlichen Kontakten zur Neonazi-Gruppe "Knockout 51" ermittelt die Staatsanwaltschaft Gera nun gegen sechs Thüringer Polizisten. Sie sollen Dienst-Interna weitegegeben haben. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

"Einer von uns" Polizisten sollen Informationen an Neonazis weitergereicht haben - Staatsanwaltschaft ermittelt

08. Mai 2024, 08:11 Uhr

Sechs Thüringer Polizisten sollen Dienstgeheimnisse an Mitglieder der Neonazi-Gruppe "Knockout 51" weitergegeben haben. Gegen die Beamten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Gera. Ein Polizist soll von einem Rechtsextremisten zudem als "Kumpel" und "einer von uns" bezeichnet worden sein.

Die Staatsanwaltschaft Gera ermittelt gegen sechs Thüringer Polizeibeamte wegen der mutmaßlichen Verletzung von Dienstgeheimnissen. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft MDR Investigativ auf Anfrage. "Den Beschuldigten wird vorgeworfen, Dienst-Interna an Mitglieder von Knockout 51 weitergegeben zu haben", sagte ein Sprecher weiter.

Die Ermittlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen. Ob und inwieweit sich der Tatvorwurf bewahrheite, könne momentan nicht beantwortet werden. Die Beschuldigten sollen im Südthüringer Raum als Polizeibeamte tätig gewesen sein.

Durchsuchungen bei Polizisten

Erst kürzlich war im Prozess gegen vier mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Gruppe "Knockout 51" bekannt geworden, dass es in der vergangenen Woche Durchsuchungen bei einem Polizeibeamten wegen der mutmaßlichen Weitergabe von Informationen gegeben haben soll.

Bisher waren lediglich Ermittlungen gegen einen Eisenacher Polizisten bekannt gewesen. Dieser soll MDR Investigativ-Recherchen zufolge interne Informationen über anstehende Festnahmen und Ermittlungen an die Neonazis weitergegeben haben.

Ein Thüringer Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht 3 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Carsten Rehder

Neonazis sollen Polizist als "Kumpel" bezeichnet haben

Aus der Anklageschrift des Generalbundesanwalts gegen vier aktuell angeklagte Neonazis geht hervor, dass der betreffende Polizist von ihnen als "Kumpel" und "einer von uns" bezeichnet wurde. Außerdem soll es einem der Angeklagten möglich gewesen sein, bei einem Polizeiverhör Fotos von Ermittlungsakten zu machen. Nach MDR-Recherchen waren die Informationen danach in Neonazikreisen verteilt worden. Das Bundeskriminalamt hatte die Gruppe über Monate abgehört. An den Ermittlungsmaßnahmen war die Thüringer Polizei nicht beteiligt worden.

Aktuell sind vier Mitglieder von "Knockout 51" vor dem Thüringer Oberlandesgericht unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen vor, mit Tötungsabsicht Jagd auf politische Gegner gemacht zu haben. Gegen zahlreiche weitere Rechtsextremisten aus Eisenach und Umgebung laufen derzeit Verfahren wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung des rechtsextremen Netzwerks.

Mehr zum Prozess um die Neonazi-Gruppe "Knockout 51"

MDR (jhx/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 07. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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