Barockes Erbe Sanierung Thüringer Schlösser kostet mehr als 500 Millionen Euro
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18. Juli 2024, 16:27 Uhr
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten benötigt für die Sanierung ihrer zahlreichen Gebäude und Parks mehr als 500 Millionen Euro. Aktuell wird Schloss Friedenstein in Gotha umfassend saniert. Allein dafür werden Kosten von rund 110 Millionen Euro veranschlagt. Eine neue Baustellen-Ausstellung mit dem Titel "Elefant Friedenstein" informiert seit Donnerstag über den Stand des gigantischen Sanierungsprojekts.
- Die Thüringer Schlösserstiftung braucht für die Sanierung ihrer Liegenschaften 500 Millionen Euro.
- Schloss Friedenstein in Gotha wird bis 2031 grundlegend saniert.
- Eine Baustellen-Ausstellung informiert seit Donnerstag über den Stand der Sanierung.
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten benötigt für die Sanierung ihrer zahlreichen Burgen, Klosteranlagen, Parks und Schlösser mehr Geld als erwartet. Der Sanierungsbedarf für die insgesamt 31 Liegenschaften wird auf mehr als 500 Millionen Euro geschätzt.
Allein Schloss Friedenstein in Gotha wird derzeit für rund 110 Millionen Euro saniert, wie die Direktorin der Stiftung, Doris Fischer, MDR KULTUR sagte. Für die Sanierung ausgewählter Monumente stehen der Schlösserstiftung in den kommenden Jahren insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung. Sie stammen aus einem Sonderinvestitionsprogramm, das vom Bund und dem Land Thüringen finanziert wird.
Für dieses Budget sei man dankbar, so Fischer. Gleichzeitig weiß sie: Diese Mittel werden nicht ausreichen. Denn die Baupreissteigerungen in den vergangenen zwei bis drei Jahren seien enorm gewesen, auch wenn sich die Situation jetzt bessere.
Schloss Friedenstein in Gotha wird grundlegend saniert
Beim Friedenstein in Gotha und auch bei etlichen anderen Gebäuden gehe es darum, so Fischer, "die Dächer instand zu setzen, sie dicht zu machen und um die konstruktive Sicherung, damit diese Häuser überhaupt überleben können." Erst im Frühjahr musste in Windeseile die Decke des historischen Ekhof-Theaters innerhalb des Schlossareals auf dem Friedenstein notgesichert werden, damit das dortige Sommerfestival nicht ausfallen muss.
"Es geht um das bauliche Überleben und insbesondere für Thüringen auch darum, diese reiche und aus unserer Sicht einzigartige Kulturlandschaft sichtbar zu machen", sagte Doris Fischer. Thüringens Kultur solle so in Wert gesetzt werden, dass Menschen aus der ganzen Welt davon partizipieren und sich hier auch aufhalten könnten.
Barockes Erbe soll gesichert werden
Kultur, so Fischer, sei der Herzschlag der Gesellschaft und außerdem ein Riesenwirtschaftsfaktor. Nicht nur der Tourismus lebe von diesen Attraktionen. Der Erhalt des einzigartigen Bestandes fördert auch das Handwerk und jene speziellen Fähigkeiten der Denkmalpflege.
In Gotha ist es nun ein großer erster Schritt, den Friedenstein zukunftsfest zu machen. Ein Teil der Räume sei derzeit für Besucher geschlossen, der Westflügel und Westturm werde komplett instandgesetzt, so Fischer. Die Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert bedarf einer grundlegenden Sanierung. Mit Blick auf den Nordflügel des großen Areals spricht Doris Fischer erstmal von "Notsicherung" – diese sei schon ausgeführt. Doch die nächsten Schritte müssten eben folgen.
Wenn wir unser Kulturgut nicht erhalten, dann wird eine Gesellschaft auf Dauer nicht funktionieren können.
Baustellen-Ausstellung über Stand der Sanierung
Besonders Gotha möchte mit dem barocken Erbe punkten, es bestmöglich erhalten und für Gäste attraktiv machen, gerade angesichts der nächsten Jahrzehnte: Klimaschutz, der Umgang mit Hitze, aber auch Schutz vor Feuer und Wasser gilt es dabei in den Blick zu nehmen, wenn nun historische Ensemble saniert und zukunftsfest gemacht werden sollen.
Über die Notwendigkeit und Umsetzung der Sanierung informiert seit Donnerstag eine neue Ausstellung im Westflügel. In der Schau "Elefant Friedenstein" möchte man explizit über diese Aufgaben und die vielen Schritte hinter den Kulissen informieren, vor allem aber auch Besucherinnen und Besucher dafür sensibilisieren. Denn nötig seien viel Zeit, gutes Handwerk, viel Expertise aller Beteiligten, entsprechende Restauratoren und etliche Spezialgewerke, wie etwa Holzspezialisten.
Materialpreise, Energiekosten, höhere Ausgaben für das Bauen – habe man bei der Berechung der Sanierungskosten eingepreist, wenngleich sich die Lage am Markt etwas entspannt habe, so Doris Fischer. Viele Probleme der Statik, des Hausschwamms und der Schädlinge sind für Besucher und Besucherinnen auf den ersten Blick nicht sichtbar. Genau darüber will die Ausstellung informieren.
Angaben zur Ausstellung:
Baustellen-Ausstellung "Elefant Friedenstein"
ab 18. Juli 2024
Schloss Friedenstein
Schlossplatz 1
99867 Gotha
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag
April bis Oktober: 10 bis 17 Uhr
November bis März: 10 bis 16 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Die Besucherinnen und Besucher erfahren in der Ausstellung vieles zur Baugeschichte des Schlosses, zur Sanierung und zu den wichtigen Akteuren rund um Schloss Friedenstein. Auch der virtuelle Rundgang durch die Prunkräume des Westflügels kann hier genutzt werden.
Quelle: MDR KULTUR (Blanka Weber); redaktionelle Bearbeitung: lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 18. Juli 2024 | 08:40 Uhr