Stadtansicht mit alten Gebäuden an einem Fluss in abendlicher Stimmung. 3 min
Bereits zum 33. Mal wird die thüringesche Stadt Greiz zur Heimat des Theaterherbstes. Bildrechte: imago images / Michael Handelmann
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Unter dem Motto "Trotzdem" startet der 33. Greizer Theaterherbst. In diesem Jahr will er bewusst politisch sein und dabei auf Austausch setzen. Mareike Wiemann berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 13.09.2024 06:00Uhr 03:06 min

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13. bis 21. September 2024 33. Greizer Theaterherbst startet politisch

13. September 2024, 03:00 Uhr

Der Greizer Theaterherbst steht in diesem Jahr unter dem Motto "Trotzdem". Vom 13. bis zum 21. September 2024 findet die 33. Ausgabe statt. Und die zeigt sich betont politisch. So ist unter anderem eine Kindertheater-Parabel zum Konzentrationslager Buchenwald zu erleben. Außerdem gibt es Angebote zur Kommunikation, um Menschen zu erreichen, die wegzugleiten drohen.

Am Freitag startet in Greiz der 33. Theaterherbst. In diesem Jahr gibt sich das Festival betont politisch: So steht etwa Wolfgang Borcherts Antikriegsdrama "Draußen vor der Tür" auf dem Programm, wie auch das Kindertheaterstück "Was das Nashorn sah, als es über den Zaun schaute". Darin geht es um Tiere im ehemaligen Zoo des Konzentrationslagers Buchenwald – für den künstlerischen Leiter des Festivals, Ingolf Huhn, genau das richtige Stück in dieser Zeit: "Das ist im Prinzip eine Tierparabel, die das KZ Buchenwald für Kinder erklärt. Es geht um Ausgrenzung, um Zerstörung von Leuten, die anders sind. Das alles steckt da drin."

Huhn, der mittlerweile selbst als Politiker aktiv ist, will sich gemeinsam mit seinem Team auch in politisch aufgeladenen Zeiten nicht auf ein seichtes, harmonisches Programm einlassen. Ihr Festivalmotto lautet deswegen schlicht "Trotzdem". Man habe angesichts zahlreicher Kriege und Krisen zwei Möglichkeiten, so Huhn: Man könne den Kopf in den Sand stecken oder eben trotz allem voller Energie weitermachen. Letzteres tue das Festival.

Wir kommen an manche Menschen einfach nicht mehr ran.

Elric Popp, Greizer Theaterherbst e.V.

Menschen in Kostümen posieren auf und unter einer Holzleiter.
Auch Kinder sollen mit dem Stück "Was das Nashorn sah, als es über den Zaun schaute" politisiert werden. Bildrechte: Greizer Theaterherbst

Mit Theater Gräben überwinden?

So versucht der Trägerverein in diesem Jahr, noch mehr mit den Menschen in der Region ins Gespräch zu kommen – etwa mit abendlichen Runden, in denen gemeinsam der Tag reflektiert werden kann. Denn die Gräben seien durchaus tief, wie der 27-jährige Vereinsvorsitzende Elric Popp wahrnimmt: "Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir den Kontakt halten. Denn wir kommen an manche Menschen einfach nicht mehr ran, wenn wir nach draußen gehen." Die Schranken seien zu groß. Deshalb wolle man sie wieder öffnen. "Das ist, denke ich, der schwierigste Part", so Popp.

Man verbringt vor dem Festival viel Zeit gemeinsam, arbeitet zusammen. Es ist wie eine Art Familie.

Pauline Freese, Projektmanagerin beim Greizer Theaterherbst

Ein Verein in Greiz lebt auf

Trotz dieser Worte – Verbissenheit oder Mutlosigkeit merkt man dem Team des Theaterherbstes kein bisschen an. Der Verein arbeitet erfolgreich, junge Menschen sind im Vorstand aktiv. Und auch die sogenannten Werkstätten des Festivals sind nach wie vor ein Selbstläufer: Hier stehen Bürgerinnen und Bürger aus der Region auf der Bühne und entwickeln gemeinsam mit Regie-Profis eigene Stücke.

Ingolf Huhn, Pauline Freese, Elric Popp (v.l.n.r.) vom Theaterherbst Greiz
Festivalleiter Ingolf Huhn, Projektmanagerin Pauline Freese und der Vereinsvorsitzende Elric Popp (v.l.n.r.) gestalten den Theaterherbst Greiz. Bildrechte: MDR/Mareike Wiemann

Projektmanagerin Pauline Freese etwa war bereits mit sechs Jahren das erste Mal dabei. Sie sagt: "Man verbringt vor dem Festival viel Zeit gemeinsam, arbeitet zusammen. Es ist wie eine Art Familie."

Freese und Popp betonen, sie seien vor allem wegen des Theaterherbstes nach Ausbildung und Studium wieder zurück nach Greiz gekommen – dieses Festival sei für sie ein großes Stück Heimat.

Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Greizer Theaterherbst
Redaktionelle Bearbeitung: op, ths, bh

Weitere Informationen

33. Greizer Theaterherbst
13. bis 21. September 2024

Programm:

Ausstellungsvernissage: Lebensfarben
Wo: Kulturkirche Greiz
Wann:
12. September 2024, 19 Uhr

Der Widerspenstigen Zähmung
Wo: Oberes Schloss Greiz
Wann:
13. September 2024, 20 Uhr

Ausredenlassen auf dem Mond
Wo: Vogtlandhalle Greiz
Wann: 14.09.2024 | 10:00 Uhr, 17.09.2024 | 10:00 Uhr, 20.09.2024 | 10:00 Uhr

Draussen vor der Tür
Wo: Sommerpalais Greiz
Wann:
14. September 2024, 15 Uhr
18. September 2024, 17 Uhr

Willkommen
Wo: 10aRium Greiz
Wann:
14. September 2024, 20 Uhr,
17. September 2024, 19 Uhr,
19. September 2024, 18 Uhr

Ganzgreiz
Wo: 10aRium Greiz
Wann:
15. September 2024, 11 Uhr

Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute
Wo: Alte Papierfabrik Greiz
Wann:
15. September 2024, 16 Uhr,
18. September 2024, 19 Uhr,
20. September 2024, 21 Uhr

Das blaue Klavier
Wo: Neuberinhaus Reichenbach i.V.
Wann:
15. September 2024 | 19:00 Uhr

Poetry-Slam
Wo: Kulturkirche Greiz
Wann:
16. September 2024, 19 Uhr

Wenn du einen Wal sehen willst
Wo: 10aRium Greiz
Wann:
19. September 2024, 10 Uhr,
20. September 2024, 14 Uhr

Alles von mir
Wo: Vogtlandhalle Greiz
Wann: 19. September 2024, 20 Uhr

Ganzgreiz 2.0 am Kindertag
Wo: 10aRium Greiz
Wann:
20. September 2024, 18 Uhr

125 Jahre Theater in Greiz
Wo: Vogtlandhalle Greiz
Wann:
21. September 2024, 11 Uhr

Finale des 33. Greizer Theaterherbstes & Greiznacht
Wo: Friedensbrücke Greiz
Wann:
21. September 2024, 19 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. September 2024 | 08:10 Uhr

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