Lyrik-Shootingstar Der Thüringer Konstantin Stawenow dichtet über Natur und Glaube
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28. Januar 2025, 03:00 Uhr
Konstantin Stawenow aus Thüringen gilt als deutscher Lyrik-Shootingstar. Der 21-jährige Dichter hat es an das renommierte Bieler Literaturinstitut in der Schweiz geschafft. Dort arbeitet er an seinem ersten Gedichtband. Schriftsteller-Kollegin Daniela Danz bewundert die Unbeirrbarkeit, mit der Stawenow seine Themen und Formen aussucht. Bereits seit seiner Kindheit schreibt er Gedichte – über die Landschaft im Thüringer Becken und über seinen Glauben als Christ.
- Konstantin Stawenow verfasst Gedichte, verortet zwischen Naturbetrachtungen und seinem christlichen Glauben.
- Derzeit studiert der Thüringer am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.
- Gerade schmiedet der 21-jährige Lyriker Pläne für seinen ersten Gedichtband.
Es ist still am Rand des kleinen Dörfchens Andisleben, blassgrüne Wiesen ziehen sich bis zum Horizont, das Land wurde vor hunderten Jahren dem Sumpf abgerungen. Hier streift Konstantin Stawenow durch die Landschaft, wenn er in den Semesterferien mal wieder zu Hause bei seinen Eltern ist und Inspiration sucht. Jetzt im Winter findet er sie in schimpfenden Spatzen und in von Rauhreif bedeckten Grashalmen, im Sommer in Insekten wie Feuerkäfern oder Wespen.
Ich habe gemerkt, dass es gut tut, im Kollektiv Themen und Texte zu verarbeiten.
Er habe sich eine Art kindliche Begeisterung für diese Tiere und Pflanzen erhalten, sagt er: "Ich schreibe über die Naturbilder, die mir auffallen. Aber dann kommt noch ein Unterton dazu, wo ich merke, dass meine Wurzeln nicht in diesem Ort liegen. Dass ich aber dennoch gerne hier bin und dies ein Trostland ist."
Als Christ inspiriert von Beziehung zu Gott
"Trost Land", so heißt der Gedichtzyklus, an dem Stawenow derzeit arbeitet. Neben Naturmotiven macht er, der in einer evangelischen Familie aufgewachsen ist, darin auch seinen christlichen Glauben immer wieder zum Thema. Er habe zuerst nicht darüber schreiben wollen, erzählt der 21-Jährige. Er wollte das Thema für sich behalten, da es ein "sehr verletzliches, inneres Thema" sei: "Dann habe ich mich aber umentschieden. Denn es bringt ja nichts, das, was mir am wichtigsten ist – meine Beziehung zu Gott – nicht zu behandeln in meinen Gedichten."
Religion und Sprachkunst, das gehört für Stawenow zusammen. Deswegen ist er seit zwei Jahren auch Gast der gleichnamigen Forschungsstelle an der Katholischen Fakultät der Universität Erfurt. Gemeinsam mit den Wissenschaftlern dort organisiert er Gesprächskreise, aktuell arbeitet er als Co-Herausgeber an einer Anthologie mit dem Titel "Ein lyrisches Glaubensbekenntnis."
Studium der Literatur in der Schweiz
Den Hauptteil seiner Zeit nimmt aber das Studium am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel ein. Hier feilt Stawenow an seinen Texten und tauscht sich mit den anderen Studierenden darüber aus: "Ich dachte früher, ich bin der Typ 'einsamer Schreiber', und der bin ich definitiv auch. Aber ich habe gemerkt, dass es gut tut, im Kollektiv Themen und Texte zu verarbeiten."
Auch vor seinem Studium hat Stawenow schon in Thüringen den Austausch gesucht, so besuchte er die Schreibwerkstätten des Lesezeichen e.V. auf Burg Ranis und die Thüringer Textwerkstatt Poesie & Praxis. Gleich zweimal hat er für seine Gedichte einen ersten Preis beim Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen erhalten.
Aktuell läuft wieder eine Ausschreibung für diesen Wettbewerb und wieder will er daran teilnehmen. Er habe durch das Junge Literaturforum gute Kontakte knüpfen können, betont Stawenow. Auch die Workshops seien lehrreich gewesen, er habe "selten so gute Literaturwerkstätten erlebt wie dort."
Insektenhotel #I / Hochrhöner im Juni
vergiss nicht das Summen der schwarzblauen Holzbiene
und die Flügelmutter in deiner linken Augenhöhle
den Holunde um deine Schultern gelegt
und tausend Schnaken im Tandemflug
vergiss nicht die Spur der Zauneidechse
das Ziehen der Wespen am Unterarm
und Strom auf Leitungen aus Spinnennetzen
vor deiner Bauchwand gespannt
da haben Fliegen kurze Beine
und die Stielaugen der Wegschnecke
zucken schnell zurück
ich halte die Göttin an den Fangarmen fest
das siehst du nicht ich lasse sie nicht rein
sie beißt mir den Kopf ab
Konstantin Stawenow
Erster Gedichtband in Vorbereitung
Stawenow mag es, mithilfe von Gedichten die "Dinge in Form zu bringen". Eine Anspielung auf die Ausbildung zum Holzbildhauer in der Rhön, die er vor dem Literaturstudium absolviert hat.
Mit seinen gerade mal 21 Jahren ist er in der Literaturszene angekommen. Nun fehlt nur noch der erste eigene Gedichtband. Stawenow mag hier nicht ins Detail gehen, nur so viel: Er sei bereits in Gesprächen mit einem Verlag.
Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann)
Readktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Januar 2025 | 16:15 Uhr