Geschlechtergerechte Sprache Kultusministerium verbietet Gendern per Erlass
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14. Juli 2023, 10:12 Uhr
Über geschlechtergerechte Sprache wird viel diskutiert: Benutzt man Sternchen, Doppelpunkte oder Binnen-Is? Ist das überhaupt sprachlich richtig? Sachsens Kultusministerium hat bereits 2021 für Schulen und Schulaufsichtsbehörden entschieden, dass es dort nicht verwendet wird. Nun hat das Ministerium seine Anweisung mit einem Erlass bekräftigt und ausgeweitet.
- Sachsens Lehrerverband sieht positiv, dass der Erlass Klarheit beim Thema Gendern bringt.
- Der Landesschülerrat sieht das Verbot kritisch. Niemand werde zum Gendern gezwungen.
- Vereine, die mit dem Ministerium zusammenarbeiten, setzt der Erlass unter Zugzwang
Schon jetzt werden in sächsischen Schulen Wörter mit Gendersternchen oder Binnen-I – wie etwa in SchülerInnen – im Diktat als falsch angestrichen. Denn das sächsische Kultusministerium richtet sich nach dem Rat für deutsche Rechtschreibung. Und dieser, schreibt das Kultusministerium Sachsen, "weist darauf hin, dass die geschriebene Sprache barrierefrei sein und auf die Rücksicht nehmen muss, denen es schwerfällt, auch nur einfache Texte zu lesen oder zu schreiben, sowie auf die, die Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache lernen. Selbstverständlich hält sich auch die Kultusverwaltung an die einheitlich Rechtschreibung – nicht zuletzt auch aus Gründen der Vorbildwirkung."
Lehrerverband begrüßt Klarheit
Wegen dieser Vorbildwirkung hat das Ministerium nun ein Verbot für Genderformen in schriftlicher Kommunikation erlassen – für die Verwaltung und das Schulamt, aber auch für Vereine, Stiftungen und Verbände, mit denen das Kultusministerium gemeinsam nach außen auftritt.
Michael Jung, Vorstand des Sächsischen Lehrerverbands begrüßt die Vorgehensweise: "Letztendlich regelt jetzt dieser Erlass im Grunde genommen das ganze Umfeld und die Lehrkraft weiß jetzt, beziehungsweise auch die Eltern, die Schüler, wissen exakt Bescheid, wo es lang läuft."
Landesschülerrat: Niemand wird zum Gendern gezwungen
Der Landesschülerrat sieht den Erlass und das Gender-Verbot an Schulen generell kritisch. Vorstandsvorsitzende Lilly Härtig sagt: "Sowohl Sprache als auch die Schrift ist durchgängig im Wandel, und dazu gehört es auch, mehr Personen in die Sprache mit einzubeziehen zu wollen. Sobald alle Anwesenden, die diesen Text lesen, einverstanden sind, beziehungsweise in der Lage sind, diesen Text zu verstehen, sollte es angemessen sein. Weiterhin ist ja auch keiner gezwungen, diese Form an Schreibweise zu übernehmen."
Der neue Erlass könnte Institutionen, die mit Schulen zusammenarbeiten, vor große Herausforderungen stellen. Wie etwa den Dresdner Verein "anders handeln e.V.". Der bietet unter anderem Schulprojekte zu Menschenrechten an und nutzt das Gendersternchen.
Erlass bringt Probleme für Vereine
Der Verein schreibt MDR AKTUELL, er habe sich verpflichtet, Bildung für nachhaltige Entwicklung durchzuführen und nach deren Zielen zu agieren: "In den Zielen geht es dezidiert um Inklusion ALLER. Zusätzlich haben wir uns gegenüber unseren Förderern dazu verpflichtet, Inklusion ALLER als Querschnittsaufgabe zu sehen. Sollten wir uns dazu verpflichten, unsere Bildungsmaterialien nicht diskriminierungssensibel zu verfassen, schränkt das die Kongruenz unserer Bildungsziele und damit unsere Bildungsarbeit als solche ein. Wir würden außerdem dazu gezwungen werden, die Vereinbarungen mit unseren Förderern zu brechen. Das bringt uns sehr in Bedrängnis."
Sollten wir uns dazu verpflichten, unsere Bildungsmaterialien nicht diskriminierungssensibel zu verfassen, schränkt das [...] unsere Bildungsarbeit als solche ein.
Vom Kultusministerium heißt es: der Erlass betreffe alle Verträge, die von nun an geschlossen würden. Bestehende Projektkooperationen würden im Einzelfall geprüft. Bereits produzierte Broschüren, Flyer oder andere Druckerzeugnisse müssten aber nicht eingestampft werden. Und: Trete man nach außen hin nicht gemeinsam unter dem Logo des Kultusministeriums auf, bleibe die sprachliche Gestaltung den Vereinen überlassen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. Juli 2023 | 08:10 Uhr