Stadtratsbeschluss Theater Plauen-Zwickau will Genderverbot ignorieren
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05. Juli 2023, 21:50 Uhr
Das Thema Gendern sorgt in Zwickau für Wirbel. Der Stadtrat hat ein Verbot erlassen und will damit auch dem Theater vorschreiben, wie es die deutsche Sprache verwenden soll. Doch die Verantwortlichen des Theaters sehen das nicht ein. Sie wollen das Verbot ignorieren und berufen sich auf die Kunstfreiheit.
- Das Theater Plauen-Zwickau will das Genderverbot des Zwickauer Stadtrats nicht umsetzen.
- Facebook-Nutzer kritisieren das Theater für seine Position.
- Zwickaus Oberbürgermeisterin würde das Thema am liebsten aus der Politik heraushalten.
Das Theater Plauen-Zwickau kritisiert das vom Zwickauer Stadtrat erlassene Genderverbot. Obwohl es nicht für die Bühne, sondern für die interne und externe Kommunikation gilt, will das Theater die Regelung auch dort nicht umsetzen. Die Kulturschaffenden erklärten, man werde etwa in Flyern und dem Spielzeitheft das Gendern beibehalten.
Am vergangenen Donnerstag hatte der Zwickauer Stadtrat mehrheitlich beschlossen, das Gendern in Eigenbetrieben der Stadt zu verbieten. Unterstriche, Doppelpunkte, Sternchen oder andere Interpunktion "zur Kennzeichnung geschlechtsspezifischer Bezeichnungen" sind damit untersagt.
Regelung für Theater bisher nicht bindend
Für das Theater ist die Regelung noch nicht bindend. Dazu müsste erst der Stadtrat Plauen ebenso ein Genderverbot erlassen. Zudem sehen die Verantwortlichen des Theaters das Verbot als einen Eingriff in die Kunstfreiheit. In einer Stellungnahme teilen sie mit: "Das Genderverbot des Zwickauer Stadtrates ist aus Sicht der Leitung des Theaters Plauen-Zwickau der untaugliche Versuch, eine Debatte, welche die gesamte Gesellschaft beschäftigt, mittels eines Verbots zu beenden. Die Debatte berührt das Sprachgefühl der Einen ebenso wie das Gerechtigkeitsempfinden der Anderen."
Das Genderverbot des Zwickauer Stadtrates ist aus Sicht der Leitung des Theaters Plauen-Zwickau der untaugliche Versuch, eine Debatte, welche die gesamte Gesellschaft beschäftigt, mittels eines Verbots zu beenden.
Facebook-Nutzer kritisieren Theater
Auf der Facebookseite des Theaters gibt es zahlreiche Kommentare, die Kritik an der Position der Kultureinrichtung üben: "Man sollte sich lieber um wichtigere Fragen kümmern. Z. B. Wie man wieder alle Menschen auch mit weniger Geld ins Theater bringt...", schreibt Nadine Miles und gibt zu bedenken: "Die Sprache selbst folgt weder 'Verboten' noch 'Nichtverboten', es setzt sich immer das durch, was die Menschen selbst auf der Straße sprechen, nicht was vorgegeben wird, das ist schon seit Jahrhunderten so."
Auch Christian Breiter versteht nicht, warum das Theater unbedingt gendern will: "Liebes Theater Plauen-Zwickau, ich finde es schlicht und einfach schade, dass Sie auf diesen 'Modetrend' aufgesprungen sind und daran festhalten", kommentiert er auf Facebook.
Kein Verständnis fürs Gendern bei AfD und CDU
Ähnlich kritisch sieht das der Zwickauer AfD-Stadtrat Wolfgang Elsel: "Sprache kann auch Kunst sein. Dichtkunst. Poesie. Aber Sprache derart zu vergewaltigen, dass man meint, der Sprecher brauche einen Termin beim Logopäden, das ist nicht Kunst, das ist schlichtweg nur dämlich." Michael Luther von der CDU sagt dazu: "Vielmehr sollte die Vorgabe des Rates der Deutschen Rechtschreibung als Grundlage der Kommunikation Gültigkeit haben."
Aber Sprache derart zu vergewaltigen, dass man meint, der Sprecher brauche einen Termin beim Logopäden, das ist nicht Kunst, das ist schlichtweg nur dämlich.
OBM: Stadtratsbeschluss erinnert an DDR-Zeiten
Zwickaus Oberbürgermeisterin Constance Arndt (parteilos) gendert zwar selbst nicht, hält den Stadtratsbeschluss aber für verkehrt. Er erinnere sie an DDR-Zeiten, als Kunst und Kultur ebenfalls beschnitten worden sind. "Es ist doch ein hohes Gut, dass ich die Möglichkeit habe, mein Leben so zu gestalten und zu leben, wie es mir persönlich gefällt." Die Frage des Genderns sei eine Geschmacksfrage und keine juristische oder politische Frage, sagt Arndt.
Das ist eine Geschmacksfrage und keine juristische oder politische Frage.
MDR (sth/Matthias Vollmer/Mario Unger-Reißmann)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 05. Juli 2023 | 19:00 Uhr