Aufsatz zum Gendern Deutsch-Abitur: Keine Nachteile durch Thema Gendern
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21. Juni 2023, 07:05 Uhr
Eine der Aufgaben, die dieses Jahr im Deutsch-Abitur in Sachsen zur Auswahl stand, war ein Zeitungsartikel zum Thema Gendern. Manche Schülerinnen und Schüler befürchteten Punktabzug, wenn die Lehrkraft die Meinung nicht teilte. Diese Angst hat sich bisher nicht bewahrheitet.
- Schülerinnen, Schüler und Eltern sehen bisher keine Probleme durch das Thema Gendern beim Deutsch-Abitur.
- Viele Schülerinnen und Schüler haben sich in ihrem Deutsch-Abitur für das Thema gendergerechte Sprache entschieden.
- Laut Thomas Langer, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen, hat sich die Meinung der Lehrerinnen und Lehrer zum Gendern nicht negativ auf die Note der Schülerinnen und Schüler ausgewirkt.
Auch Lilly Härtig, Vorsitzende des Landesschülerrats Sachsen, hat dieses Jahr ihr Deutsch-Abitur abgelegt. Allerdings im Grund- und nicht Leistungskurs. Der Zeitungsartikel zum Thema Gendern war für sie also keine Auswahlmöglichkeit.
Aus der Schülerschaft sei bisher aber "noch keine flächendeckende Problematik aufgrund des Essays aufgekommen", sagt Härtig. "Bisher wurden nur die Ergebnisse zurückgemeldet und noch nicht, was wie bewertet wurde. Wo die Schwerpunkte lagen, darin hatten die Schülerinnen und Schüler bislang im Großteil noch keine Einsicht, weswegen man nicht einschätzen kann, woran es vielleicht bei einigen Zensuren gelegen hat oder welche Begründung dahinter steht." Das sei erst möglich, wenn auch die Nachprüfungen vollendet sind, so die Schülersprecherin.
Bei den Eltern habe man nicht das Gefühl, dass dieses Deutsch-Abitur durch das gesellschaftspolitische Thema aus der Reihe gefallen sei, sagt die Vorsitzende des Landeselternrats, Sara Schlüter: "Zumindest ist uns das nicht im Landeselternrat gespiegelt worden und auch auf Kreisebene ist uns nichts zugetragen worden, dass man das so werten könnte, dass die Prüfung schwieriger wäre. Aus der Elternsicht war es vom Schwierigkeitsgrad her das gleiche wie die Jahre zuvor auch."
Deutsch-Abitur in Sachsen sehr anspruchsvoll
Einen Überblick über die Deutsch-Abitur-Noten kann das sächsische Kulturministerium noch nicht liefern. Auf Anfrage von MDR AKTUELL heißt es: Die Auswertungen der einzelnen Schulen lägen erst im Laufe der Sommerferien vor.
Allerdings können die Lehrerinnen und Lehrer einen ersten Einblick geben. Thomas Langer, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen: "Was ich so höre, bewegt sich das im Maß der letzten Jahre. Aber man muss natürlich sagen, dass man das Deutsch-Abitur in Sachsen nicht geschenkt bekommt. Wir haben Ergebnisse, die teilweise schlechter liegen als in den Mathe-Abituren." Das Deutsch-Abitur sei schwieriger als viele Leute glauben, erklärt Langer.
Punkte wurden hier nicht verschenkt, sagt Langer, der selbst Deutschlehrer ist. Sein Fazit: Das Gender-Thema, das eines von drei Auswahlmöglichkeiten für Leistungskursschülerinnen und –Schülern war, war anspruchsvoll, aber lief unauffällig und problemlos ab.
Gendergerechte Sprache war beliebtes Thema
Die Abiturienten hätten die Herausforderung nicht gescheut: "Es wurde häufig genommen. Ich kenne Kurse, da war es die Hälfte des Kurses und es gibt wiederum auch Kurse, wo ein Drittel auf das Thema zugegriffen hat."
Befürchtungen seitens einzelner Schülerinnen und Schüler, die Meinung der Lehrerin oder des Lehrers zum Thema könne sich negativ auf die Note auswirken, haben sich nicht bestätigt, sagt Langer. "Wir haben immer noch das Instrument der Zweitkorrektur. Falls es große Unterschiede gibt, wird diese Zweitkorrektur dann noch zur Drittkorrektur geführt. Und auch hier: keine großen Zahlen. Ich kenne Kurse, da gibt es ganz wenig, wenn überhaupt, Drittkorrekturen – also keine Sorgen."
Ein so heiß diskutiertes, aktuelles Thema wie gendergerechte Sprache sei als Abiturthema richtig gewesen, betont der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen. Auseinandersetzungen, die in der Gesellschaft laufen mit abzubilden, sei letzten Endes der Auftrag von Schule, findet Thomas Langer.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. Juni 2023 | 06:00 Uhr