Der AfD Spitzenkandidat zur Europawahl Maximilian Krah steht bei seiner Stimmabgabe zu den Europa- und Kommunalwahlen in Sachsen mit seinen Stimmzetteln im Wahllokal.
Der hochumstrittene AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl Maximilian Krah bei seiner Stimmabgabe in Dresden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

In allen Landkreisen AfD gewinnt Europawahl in Sachsen

10. Juni 2024, 04:16 Uhr

Die AfD weit vorn, die CDU solide, BSW beachtlich, der Rest abgeschlagen. So könnte man das vorläufige Ergebnis der Europawahl in Sachsen auf den Punkt bringen. Trotz Wahlkampf-Skandalen räumt die AfD in allen Landkreisen ab. Auf Platz zwei landet die CDU. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) schafft aus dem Stand ein zweistelliges Ergebnis. Die Parteien des Mitte-Links-Spektrums - SPD, Linke und Grüne - landen weit abgeschlagen bei unter zehn Prozent. Die FDP spielt zahlenmäßig keine Rolle mehr.

Die AfD ist klarer Gewinner bei der Europawahl in Sachsen. Nach dem vorläufigen Ergebnis des Statistischem Landesamts kommt die Partei auf 31,8 Prozent der Stimmen. Dahinter rangiert die CDU mit 21,8 Prozent. Aus dem Stand heraus schafft das BSW demnach 12,6 Prozent. Jeweils auf nur unter zehn Prozent kommen SPD (6,9), die Grünen (5,9) und die Linke (4,9).

AfD Wahlsieger in allen Landkreisen und Großstädten

Am erfolgreichsten war die AfD mit 40,1 Prozent im Landkreis Görlitz. In allen 418 ausgezählten Gemeinden in Sachsen haben lediglich elf mehrheitlich für die CDU gestimmt. In allen anderen Gemeinden liegt die AfD vorn - darunter auch die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz. 

Stilisierte Wahldiagramme, davor ein Piktogramm mit den Umrissen Mitteldeutschlands, Sachsen eingefärbt.
Bildrechte: MDR / Franz-Paul Senftleben

Ortsschild von Deschka
In Neißeaue wählten 56 Prozent AfD. Bildrechte: Uwe Walter

Kräftige Zugewinne für die AfD

Bei der Europawahl vor fünf Jahren hatte die AfD in Sachsen 25,3 Prozent der Stimmen bekommen, danach folgte die CDU mit 23,0 Prozent. Die AfD sieht nach ihren Zugewinnen bei der Europawahl Rückenwind für die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. AfD-Co-Chef Tino Chrupalla erklärte: "Mehr Rückenwind gibt's ja nicht." Die Ergebnisse im Osten bezeichnete er als sensationell.

Die sächsische CDU wollte sich am Wahlabend nicht zu den Wahlergebnissen äußern. Der Pressesprecher des CDU-Landesverbandes, Paul Schäfer, sagte auf Anfrage von MDR SACHSEN, dass seine Partei heute nicht die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen kommentieren wird. Er verwies auf eine Pressekonferenz am Montag.

BSW sofort zweistellig

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sieht sich durch das Abschneiden bei der Europawahl in seinem Kurs bestätigt. Dass eine Partei aus dem Stand heraus im bundesweiten Durchschnitt gleich über fünf Prozent komme, sei einzigartig, sagte die sächsische BSW-Chefin Sabine Zimmermann.

Herbe Enttäuschung für SPD, Linke und Grüne

Linke, Grüne und SPD äußerten sich enttäuscht. Die Chefin der sächsischen Linken, Susanne Schaper, gab sich selbstkritisch: Die Partei habe sich zu lange mit sich selbst beschäftigt. Man müsse besser zuhören, so Schaper. Die Grüne Europawahlkandidatin Anna Cavazzini resümiert: "Wir sind deutlich hinter unseren Möglichkeiten geblieben."

Bundesweit CDU auf Platz 1

Bundesweit ergibt sich ein anderes Bild. Hier liegt die CDU klar vorn. Laut ARD-Hochrechnung kommt sie mit der CSU auf gut 30 Prozent, die AfD auf 15,9.

In Sachsen konnten am Sonntag etwa 3,3 Millionen Wahlberechtigte die deutschen Kandidaten für das Europäische Parlament wählen. Insgesamt 96 Abgeordnete aus Deutschland können wieder ins EU-Parlament einziehen. Damit stellt Deutschland die meisten Abgeordneten im Europäischen Parlament.

Neue Bestimmungen bei der Wahl

Bei der diesjährigen Wahl gab es zwei Neuerungen: Ab diesem Jahr dürfen insgesamt mehr Abgeordnete im Europäischen Parlament Platz nehmen - 720 Sitze statt bislang 705 werden künftig belegt.

Außerdem durften in Deutschland erstmals auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme für eine der 35 Parteien und sonstigen politischen Vereinigungen abgeben. Das entspreche in Sachsen etwa einem Plus von 70.000 Wahlberechtigten, hieß es vom Landesamt.

Neben der Europawahl fanden am 9. Juni zudem Kommunalwahlen in Sachsen statt. Die vorläufigen Ergebnisse der Kommunalwahlen finden Sie in einem Überblick: Dort informieren wir Sie auch über vorläufigen Endergebnisse.

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Quelle: MDR (tom/pri)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | MDR SACHSENSPIEGEL | 09. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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