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Alle Wahlkreise ausgezählt AfD gewinnt Bundestagswahl in Sachsen
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24. Februar 2025, 01:09 Uhr
In Sachsen waren am Sonntag rund 3,3 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, sich an der Wahl des neuen Bundestages zu beteiligen. 15 Parteien waren angetreten, sie haben insgesamt 198 Listenbewerberinnen und -bewerber ins Rennen geschickt. Wahlsieger ist erneut die AfD.
Die AfD hat die Bundestagswahl in Sachsen deutlich gewonnen. Die vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Partei kommt nach Auszählung aller Wahlbezirke auf 37,3 Prozent, wie aus Daten des Landeswahlleiters hervorgeht. Damit liegt sie weit vor der CDU auf Platz zwei mit 19,7 Prozent.
Linke wird drittstärkste Kraft
Nach Auszählung aller 420 Gemeinden wird die Linke drittstärkste Kraft mit 11,3 Prozent. Darauf folgen BSW (9,0), SPD (8,5) und Grüne (6,5). Auch die beiden vorangegangenen Bundestagswahlen 2017 und 2021 hatte die AfD im Freistaat für sich entscheiden können.
Die Wahlbeteiligung lag bei 81,2 Prozent und damit 3,9 Prozentpunkte höher als 2021.
SPD spricht von katastrophalem Ergebnis
SPD spricht von katastrophalem Ergebnis Schon nach der Prognose und den Hochrechnungen hatten Parteivertreter die absehbaren Ergebnisse auf Bundesebene bewertet. Die SPD bezeichnete ihr Abschneiden als "katastrophale Niederlage". "Dieses Ergebnis ist Mist", sagte SPD-Chef Henning Homann vor enttäuschten Parteimitgliedern in Dresden. "Da gibt es nicht schönzureden." Zu diesem Zeitpunkt lag die SPD bei 16,3 bis 16,4 Prozent.
CDU beschwört stabile Verhältnisse in Deutschland
Die sächsische Union sah im Wahlergebnis einen "starken Regierungsauftrag". Generalsekretär Tom Unger hofft darauf, dass es am Ende des Wahlabends für eine Zweier-Konstellation reicht. Das Land brauche jetzt stabile Verhältnisse, sagte er. Man werbe für einen Politikwechsel in Deutschland und nehme das Wahlergebnis mit Demut an.
Die Freude ist ungebrochen, wir haben die Wahl klar gewonnen und nehmen das Ergebnis mit Demut an. Wir wollen einen Politikwechsel und müssen jetzt schauen, ob es eine Zweier- oder Dreierkoalition wird. Eine Zweierkoalition wäre besser, das Land braucht stabile Ergebnisse.
AfD-Parteichef Jörg Urban zeigte sich zufrieden, dass die AfD ihr Wahlergebnis der letzten Bundestagswahl laut aktuellen Hochrechnungen verdoppelt hat. "Das ist ein Riesenschritt nach vorn für uns." Für die AfD sei es wichtig, 25 Prozent der Sitze zu bekommen.
Die sächsische Grünen-Vorsitzende Marie Müser sieht ihre Partei für eine weitere Regierungsarbeit bereit, trotz der Angriffe im Wahlkampf von CDU-Chef Merz. "Es muss aus der Mitte des Parlaments eine Regierung gebildet werden und grundsätzlich stehen wir Bündnisgrünen bereit."
Linke betrachten Wahlergebnis als Vertrauensbeweis
Die Parteispitze der Linken in Sachsen hält das überraschend gute Abschneiden ihrer Partei für einen Vertrauensbeweis. "Wir freuen uns sehr über das gute linke Ergebnis. Wir haben die Themen angesprochen, die die meisten Menschen in diesem Land bewegen", sagten Parteichefin Susanne Schaper und ihr Co-Vorsitzender Stefan Hartmann. Man habe das Vertrauen vieler Menschen zurückgewonnen, weil man sich treu geblieben sei.
In der FDP und dem Bündnis Sahra Wagenknecht gab man sich bei Werten von knapp unter oder bei etwa fünf Prozent noch optimistisch. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst sah die Liberalen ohnehin als eine "Partei für Nervenstarke".
Wahlbeteiligung in Sachsen hoch
In Sachsen hatte sich bereits am Wahltag eine höhere Wahlbteiligung als bei der Bundestagswahl 2021 abgezeichnet. Die Landeswahlleitung teilte mit, dass bis 14 Uhr rund 65 Prozent der möglichen Stimmen abgegeben worden sind. Das sind fast drei Prozent mehr als bei der letzten Bundestagswahl. Vor allem aus den Großstädten wurde ein größerer Andrang gemeldet: Chemnitz lag bei plus 11 Prozent, Leipzig bei etwa plus 6 und Dresden bei plus 2 Prozent.
Briefwahl unter Zeitnot
Seit Januar hatten die Kommunen in Sachsen viel zu tun wegen der vorgezogenen Neuwahl des Bundestages. Ursprünglich sollte erst im September 2025 gewählt werden. Weil der Bundeswahlausschuss noch Entscheidungen im Januar treffen musste, wurde mancherorts die Zeit fürs Drucken und Verteilen der Briefwahlunterlagen knapp. In Mittelsachsen und Nordsachsen begann die Auslieferung erst Mitte Februar. Das wiederum brachte Wählerinnen und Wähler in Zeitnot, die die Briefwahl beantragt hatten, aber in den Winterferien unterwegs waren oder noch sind.
2021 fast jeder zweite Wähler Briefwähler
Von Bundestagswahl zu Bundestagswahl ist der Anteil der Briefwähler in den zurückliegenden Jahren gestiegen. Bei der vergangenen Bundestagswahl machte fast die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler (47,3 Prozent) von der Briefwahl Gebrauch. In Sachsen schwankte der Briefwähler-Anteil damals.
Genau im Bundesschnitt lag die Stadt Wolkenstein, wo 47,3 Prozent der Wähler schon vorab die Briefwahl nutzten. Auch in den beiden Dresdner Wahlkreisen war der Briefwähler-Anteil hoch (mehr als 46 Prozent). In Zschepplin und Elsterheide lag der Anteil dagegen bei etwas mehr als 16 Prozent.
So stimmte Sachsen 2021 für den Bundestag
Vor vier Jahren gingen drei von vier Wahlberechtigten (76,5 Prozent) in Sachsen zur Bundestagswahl. Die meisten gaben ihre Erst- und Zweitstimme der AfD. Die CDU bekam die zweitmeisten Erststimmen. Die SPD wiederum kam bei den Zweitstimmern vor der CDU auf Rang zwei.
Eine Übersicht über die Wahlergebnisse der vergangenen Bundestagwahl finden Sie unter diesem Link.
Kurz erklärt: Erst- und Zweitstimme wofür gleich nochmal? (zum Aufklappen)
- Mit der Erststimme wählt man einen Kandidaten oder eine Kandidatin direkt aus seinem Wahlkreis. Wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt. Die anderen Kandidaten im Wahlkreis gehen leer aus. Bis zur Reform von 2023 zog die Person, die einen Wahlkreis gewonnen hatte, auch automatisch in den Bundestag ein. Mit diesen Direktmandaten sollte im alten Wahlrecht theoretisch die Hälfte der Abgeordneten in den Bundestag einziehen.
- Mit der Zweitstimme entscheiden sich die Wahlberechtigten für die Landesliste einer Partei. Es ist die Zweitstimme, die darüber entscheidet, wie viele der Sitze im Bundestag einer Partei jeweils zustehen.
- Bislang galt: Hatte eine Partei in einem Bundesland über die Erststimme mehr Direktmandate erreicht, als ihr eigentlich über die Landesliste aufgrund ihres Zweitstimmenergebnisses zugestanden hätten, bekam sie sogenannte Überhangmandate. Bei den zurückliegenden Wahlen gab es immer mehr Überhangmandate, der Bundestag wuchs und wuchs. Das wurde inzwischen reformiert.
- Seit 2023 gilt: Falls eine Partei über die Erststimmen mehr Wahlkreise gewinnt, als ihr gemessen am Zweitstimmenergebnis an Sitzen zustehen, sollen die Wahlkreissieger mit den schlechtesten Wahlergebnissen leer ausgehen. Heißt: Auch wer einen Wahlkreis für sich entscheidet, zieht nicht mehr automatisch in den Bundestag ein. Damit soll jede Partei künftig nur noch so viele Sitze erhalten, wie ihr nach dem Zweitstimmenergebnis auch zustehen. 630 Abgeordnete soll es im neuen Parlament geben, aktuell sind es noch 733.
Auch Bürgermeisterwahlen und Bürgerentscheide in Sachsen
In einigen Gemeinden in Sachsen wurde am Sonntag nicht nur über den neuen Bundestag abgestimmt. In Hohnstein in der Sächsischen Schweiz ging es um den Bau künftiger Windkraftanlagen, in Radeberg und Arnsdorf um die Ausweisung von Gewerbegebieten.
In Grimma und in Niederdorf im Erzgebirge standen zudem Bürgermeisterwahlen an.
MDR (kk/pri/dkö)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Februar 2025 | 19:00 Uhr
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