Jörg Urban (l-r), Vorsitzender der AfD Sachsen gratuliert Tino Chrupalla, Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion, zur Wahl des Listenplatz 1 der Landesliste der AfD zur Bundestagswahl beim Landesparteitag der sächsischen AfD im Messe- und Veranstaltungspark Löbau.
Der frisch gewählte Tino Chrupalla (rechts im Bild): Das Ziel zur Bundestagswahl sei "über 20 Prozent". Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Glaser

Bundestagswahl Chrupalla zum Spitzenkandidaten der sächsischen AfD gewählt

30. November 2024, 13:22 Uhr

In Löbau hat die sächsische AfD mit über 400 Deligierten an diesem Wochenende ihre Listenkandidaten für die vorgezogene Bundestagswahl nominiert.

Die sächsische AfD geht mit Tino Chrupalla als Spitzenkandidaten in die nächste Bundestagswahl. Der Bundespartei- und Fraktionschef der AfD hat auf dem Listenparteitag in Löbau 96,3 Prozent der Stimmen bekommen - gerechnet ohne Enthaltungen. MDR SACHSEN-Politikreporter Daniel Schrödel berichtet: "In seiner Bewerbungsrede arbeitet sich der Bundespartei- und Fraktionschef in weiten Teilen an der CDU und ihrem Parteichef Friedrich Merz ab." Demnach kritisierte Chrupalla seine Haltung, Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine liefern zu wollen und seine frühere Arbeit für einen US-amerikanischen Vermögensverwalter.

Wahlkabinen beim Landesparteitag der sächsischen AfD im Messe- und Veranstaltungspark Löbau.
Insgesamt 16 AfD-Listenkandidaten will die Sachsen-AfD an diesem Wochenende in Löbau aufstellen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Glaser

Wahlziel: 20 Prozent plus X

Zielmarke der AfD bei der Bundestagswahl sei 20 Prozent der Wählerstimmen plus X, so Chrupalla. Die AfD strebe Regierungsverantwortung an, spätestens für 2029. Koalitionspartner sind jedoch im aktuellen Bundestag derzeit nicht in Sichtweite. Vom Verfassungsschutz wird die AfD Sachsen wie auch weitere Landesverbände als erwiesen rechtsextrem eingestuft.

Bei der vorigen Bundestagswahl 2021 hatte Chrupalla seinen Wahlkreis Görlitz klar gewonnen. Gleich hinter Chrupalla auf Platz zwei der Landesliste wurde der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse nominiert. Der spart in seiner Bewerbungsrede Beschimpfungen nicht aus: "Ich verachte diese Schranzen, diese Habecks, diese Scholz', die Göring-Eckardts, die Merz', die verachte ich, weil sie eben an ihren Sesseln kleben."

Gaulands Rücktritt vom Rücktritt

Auf den sechsten Listenplatz wurde Alexander Gauland gewählt. Der AfD-Ehrenvorsitzende erhielt von den mehr als 400 Delegierten 363 Stimmen. Er wolle seiner Heimatstadt Chemnitz am Ende seines politischen Lebens noch etwas zurückgegeben, so der 83-Jährige, der im Herbst seinen Rückzug aus der aktiven Politik angekündigt hatte. Bei der vergangenen Bundestagswahl war Gauland als Spitzenkandidat der AfD Brandenburg angetreten.

Alexander Gauland, Ehrenvorsitzender der AfD spricht auf der Bühne beim Landesparteitag der sächsischen AfD im Messe- und Veranstaltungspark Löbau.
Der frühere AfD-Vorsitzende Alexander Gauland zieht sich nun doch nicht aus der aktiven Politik zurück, wie er in Löbau verkündete. Bildrechte: picture alliance/dpa | Paul Glaser

Wieso kommt Brandenburger Gauland auf AfD-Sachsenliste?

Nach dem Bundeswahlgesetz ist die Sesshaftigkeit im Wahlgebiet keine Voraussetzung für die eigene Wählbarkeit. Wahlkreisbewerber brauchen demnach nicht im betreffenden Wahlkreis, Landeslistenbewerber nicht im betreffenden Bundesland wohnhaft zu sein. Quelle: Wissenschaftlicher Dienst Deutscher Bundestag

3.400 Mitglieder in Sachsen

Sachsens AfD-Chef Jörg Urban warb auf dem Parteitag für einen Politikwechsel in Deutschland. Zugleich verwies er auf wachsende Mitgliederzahlen seiner Partei. Derzeit zähle die AfD in Sachsen 3.400 Mitglieder - das seien 600 Mitglieder mehr als noch vor einem Jahr. Laut Urban liegen derzeit rund 590 Mitgliedsanträge vor. In den nächsten Wochen werde man die 4.000er Marke knacken, erklärte Urban.

Insgesamt 16 AfD-Listenkandidaten will die Sachsen-AfD aufstellen. Die nächste Bundestagswahl findet nach dem Ampel-Aus voraussichtlich am 23. Februar 2025 statt. Bei der vorigen Wahl hatte die AfD in Sachsen mit 24,6 Prozent der Zweistimmen für die Direktkandidaten in den Wahlkreisen die CDU mit 17,2 Prozent weit hinter sich gelassen.

Ob AfD Kandidaten von der sächsischen Landesliste letztlich in den Bundestag einziehen, ist ungewiss. Aktuell werden alle zehn sächsischen AfD-Mandate von Direktkandidaten belegt. Kandidaten von der Liste rücken nach, wenn einer Partei aufgrund ihres Stimmenanteils bei den Zweitstimmen mehr Sitze zustehen, als sie durch Direktkandidaten gewonnen hat. 

 MDR (jku, wim, sat)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 30. November 2024 | 19:00 Uhr

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