Nordsachsen Bürgermeister kritisiert Wolfspolitik nach Schafrissen bei Torgau
Hauptinhalt
10. September 2024, 18:03 Uhr
In einigen Elbdörfern bei Torgau geht bei Haltern von Nutztieren die Angst um. Grund ist der Wolf. Im September 2024 hat er in Döbern mehrere Schafe gerissen. Betroffen war auch eine Schafherde in Polbitz mit fünf gerissenen Tiere. Bei dem Bürgermeister der Gemeinde Elsnig, Stefan Schieritz, häufen sich die Beschwerden.
- In einer Gemeinde im Landkreis Nordsachsen hat es in zwei Ortsteilen Wolfsrisse gegeben.
- Laut einem Schäfer an den Elbwiesen bei Torgau überwindet der Wolf hohe Zäune.
- Der Bürgermeister der Gemeinde Elsnig verlangt ein aktives Wolfsmanagement.
Mehrere Wolfsrisse haben die Gemeinde Elsnig im Nordosten von Leipzig in der vergangenen Woche betroffen. Den Angaben der Gemeinde zufolge hat der Wolf im Ortsteil Döbern auf einem Grundstück mitten im Ort drei Schafe gerissen. Sonntagmorgen entdeckte ein Schäfer bei seiner Herde im Orsteil Polbitz fünf gerissene Tiere. Elsnigs Bürgermeister Stefan Schieritz (FDP) zufolge geht die Angst in der Gemeinde um.
Eltern sorgen sich um Kinder
Ihn sprechen viele Leute darauf an, so Bürgermeister Schieritz. "Eltern haben Angst, ihre Kinder allein an die Elbe oder auf den Spielplatz zu schicken." Auch Halterinnen und Halter von Nutzttieren wie Schafe oder Pferde seien besorgt. Darunter zählt der Schäfer Samuel Mieth. In den vergangenen Jahren seien trotz Schutzzäunen mehrfach Tiere gerissen worden, sagte er MDR SACHSEN. Am Sonntagmorgen habe er bei seinen Herden in Polbitz fünf tote Tiere entdeckt.
Sprung über hohen Weidezaun
"Sie sind vom Wolf gerissen worden", so der 34 Jahre alte Tierwirt Mieth, der seit 2011 als Schäfer arbeitet und etwa 750 Schafe betreut. Wahrscheinlich sei der Wolf über den hohen Weidezaun gesprungen. Mieth betreibt mit seinen Tieren auch Landschafts- und Deichpflege auf Elbwiesen um Dommitzsch und der Gemeinde Elsnig.
Die Kadaver müssen noch durch einen Rissgutachter der Fachstelle Wolf untersucht werden, um einen gesicherten Wolfsriss festzustellen. Das Landesumweltamt hat in seiner Schadensbilanz seit Jahresbeginn bis Mitte August 2024 in Sachsen 202 durch Wölfe getötete Nutztiere vermeldet.
Bürgermeister verweist auf schwedisches Modell bei Wölfen
Bürgermeister Schieritz fordert einen neuen Kurs der Regierung. "Sie müssen endlich die Balance zwischen dem Schutz des Raubtiers und den Interessen der Menschen finden. Es kann nicht sein, dass die Sorgen und Ängste der ländlichen Bevölkerung ignoriert werden", so Schieritz. Er verlangt klare Handlungsanweisungen, Schutzmaßnahmen und auch ein aktives Wolfsmanagement. Er verweist auf Schweden, wo Wölfe, die sich Wohngebieten nähern, abgeschossen würden.
Es kann nicht sein, dass die Sorgen und Ängste der ländlichen Bevölkerung ignoriert werden.
Nach Angaben des sächsischen Landesumweltamtes gibt es in Sachsen aktuell 41 bestätigte Wolfs-Territorien. Darunter sind 34 Rudel, fünf Paare und zwei Einzelgänger. Der Schwerpunkt liege nach wie vor in Ostsachsen. Ein Rudel im Colditzer Forst südlich von Leipzig sei inzwischen wieder verschwunden.
MDR (bfr/wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 10. September 2024 | 14:30 Uhr