
Fußball-Geschichte Wir sind Leutzscher: Neue Ausstellung über Kultverein Chemie Leipzig
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30. April 2025, 20:21 Uhr
Die Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig ist eine Legende im sächischen Fußball. Nicht nur sportliche Erfolge haben die Menschen im Stadtteil Leutzsch zusammen erlebt, sondern sie haben sich auch gegenseitig durch schwere Zeiten getragen. Darunter auch solche, in denen es gar nicht um den Sport ging. Eine neue Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig erzählt die wechselhafte Vereinsgeschichte.
Die BSG Chemie ist viel mehr als nur der Kult um die Meister von 1964. In Beton gegossen stehen diese im altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark. Und weil der Verein nicht nur diese eine Mannschaft, dieser eine Titel ist, haben es die "Schemiker", wie sie sich selbst nennen, ins Museum geschafft.
"Wir sind als Museum natürlich immer unterwegs, rauszufinden, welche Communities halten diese Stadt zusammen, wo passiert was in den Stadtteilen und die Geschichte der BSG Chemie Leipzig, die Begeisterung für den Fußball, aber zugleich diese enge Verflechtung mit der Arbeiterkultur, mit der Industriegeschichte, mit den politischen Häutungen im 20 Jahrhundert, ist etwas, was uns sehr geflasht hat," sagt Direktor Stadtgeschichtliches Museums Leipzig, Anselm Hartinger.
Chemie Leipzig erlebte fünf politische Systeme
Die Wurzeln des Vereins reichen bis ins Jahr 1899 zurück. Der damals gegründete FC Britannia Leipzig fusionierte später mit dem SV Tura. Fünf politische Systeme haben seitdem einander abgelöst, die Leutzscher blieben und sich selbst immer treu. Der Experte für BSG Chemie Leipzig Jens Fuge sagt, mit der Ausstellung habe man versucht, die Entwicklung des Vereins über die Jahrzehnte darzustellen. Dafür seien die bedeutendsten Stücke rausgesucht worden, die nicht nur Sport zeigten, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen. "Wir haben immer den Blick in die Zeit gewagt, also immer in Verbindung zu den Geschehnissen in Gesellschaft und Kultur und Politik natürlich."
Historiker Anselm Hartinger bekennender Chemie-Fan
Die wechselvolle Geschichte des Vereins und damit verbunden des Stadtteils Leutzsch beeindruckt auch den Historiker Anselm Hartinger. Nicht nur weil der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums selbst bekennender Chemie-Fan ist. "Ich glaube, es gibt schon diesen widerständigen Kern, der heißt, was immer die politischen Verhältnisse mit uns machen, wir lassen uns nicht unterkriegen. Auch die Geschichte in den 90er und Nuller-Jahren, wo es quasi gelungen ist, einen im Niedergang befindlichen Verein aus der Fankultur neu zu begründen, das ist schon sehr beeindruckend."
Die Ausstellung im Keller-Studio des Museums ist bis zum 7. September zu besichtigen. Und auch wenn es sportlich in der Regionalliga gerade nicht so läuft bei den Grün-Weißen - in Leutzsch werden sie im und rund um den Alfred-Kunze-Sportpark weiter Geschichte schreiben.
MDR (Roland Kühnke,kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. Mai 2025 | 19:00 Uhr