NichtGenesenKids e.V. Kinder mit Long Covid: Dresdner Verein kämpft gegen das Vergessen
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24. November 2023, 13:46 Uhr
Corona und die Langfolgen sind zwar aus dem Licht der Öffentlichkeit geraten, doch viele Betroffene und deren Angehörige leiden weiter unter den teils gravierenden Spätfolgen. Zu ihnen gehört auch eine Familie aus Dresden. Die Mutter der inzwischen 14-jährigen Kalea hat einen Verein gegründet, damit betroffene Kinder nicht in Vergessenheit geraten. Sie nimmt auch an einem Kongress in Jena teil.
Obwohl die Corona-Fallzahlen derzeit wieder steigen, ist das Thema etwas aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten. Doch viele Menschen leiden weiter unter den Spätfolgen der Infektion. Etwa zehn Prozent aller mit Covid-19 erkrankten Personen haben langanhaltende Symptome: Kurzatmigkeit , Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen oder auch Muskelschwäche.
Long Covid oder Post Covid nennt das die Wissenschaft. Ein Verein aus Dresden hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern zu helfen, die unter den Nachwirkungen einer Corona-Infektion leiden. "NichtGenesenKids e.V." heißt der Verein um Gründerin Elena Lierck. Sie nimmt am Freitag auch an einem Kongress in Jena teil, der sich mit dem Thema der Spätfolgen befasst.
Tochter zwei Mal an Corona erkrankt
Lierck ist selbst von Long Covid betroffen. Ihre Tochter Kalea ist mit damals zwölf Jahren zwei Mal an Corona erkrankt. Heute ist sie 14 Jahre alt. Doch noch immer geht es ihr schlecht. In die Schule kann sie deshalb nicht gehen. "Sie hat bei der zweiten Infektion innerhalb von zwei Wochen so extrem abgebaut, dass es uns richtig erschreckt hat" sagt Lierck. Ihre Tochter habe erst nicht mehr lange Strecken laufen können, dann irgendwann gar nicht mehr. Und es sei schlimmer geworden: Nicht mehr stehen, nicht mehr liegen, nicht einmal mehr umdrehen sei möglich gewesen, erzählt sie.
400 Familien in einem Jahr im Verein
Gemeinsam mit anderen Elternteilen hat Lierck dann einen Verein gegründet. 400 Familien hätten sich innerhalb eines Jahres gemeldet, sagt sie. Viele von ihnen eine das Gefühl, alleine dazustehen. "Eltern bekommen bei vielen Kinder- oder Hausärzten das Gefühl gespiegelt: Das wird schon wieder. Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, es kann jetzt nicht so schlimm sein, wir warten mal ab!", erzählt Lierck.
Viele haben das Gefühl, allein dazustehen.
Wenn es nach Lierck geht, soll sich das ändern. Mit dem Verein wollen sie Aufklärungsarbeit leisten, auch bis in die Politik. Man merke zwar, dass das Thema gehört und gesehen wird. Aber vielen sei das Ausmaß nicht bewusst, so die Vereinsgründerin. "Ob wir da jetzt vom Gesundheitsministerium mit Frau Köpping oder auf Bundesebene mit Herrn Karl Lauterbach oder Frau Stark-Watzinger reden - keinem ist bewusst, wie unfassbar komplex das Thema ist", meint Lierck.
Netzwerk bilden und Angebote schaffen
Auch deshalb will sie beim Long Covid Kongress in Jena dabei sein. Sich weiterbilden, Präsenz zeigen und Aufklärung leisten sei das Ziel. Es gehe ums Netzwerken und darum, gesehen zu werden. Und auch um die Möglichkeit, Ärzte zu kontaktieren. "Wir wollen zeigen: Uns gibt es, wer uns noch nicht kennt. Wenn ihr merkt, dass sich Kinder oder Eltern an euch wenden, bringt die doch auch gerne zu uns", sagt Lierck. Dann könne man gemeinsam schauen, wie der Verein diesen Kindern und deren Eltern helfen könne.
MDR (ben)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 24. November 2023 | 14:30 Uhr