Schülerinnovationszentrum Wie KI-Experte Richard Socher bis heute sein Gymnasium in Dresden-Plauen unterstützt
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01. Mai 2024, 12:05 Uhr
Der ehemalige Dresdner Richard Socher hat eine steile Karriere hingelegt. Sein Abi machte er in Dresden, auch sein Studium begann er noch in Sachsen. Mittlerweile wohnt er in den USA und ist eine gefragte Größe für Künstliche Intelligenz. Beim Besuch seiner alten Schule, dem Gymnasium Dresden-Plauen, erinnert er sich nicht nur an seine alten Lieblingsorte.
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Kleine Autos auf zwei Rädern mit vielen Drähten rattern über Schulbänke. Mädchen und Jungen kontrollieren über Kameraaufnahmen auf dem Laptop, wie sich die selbst programmierten Vehikel bewegen. Ein Mann schaut ihnen über die Schultern. "Echt cool gemacht", sagt Richard Socher mit US-amerikanischem Akzent. Er war selbst einmal Schüler am Gymnasium in Dresden-Plauen. Heute gehört er zu den weltweit gefragtesten Experten für Künstliche Intelligenz (KI).
Mit Begeisterung sieht Socher den Schülern beim Tüfteln zu. "Ich finde das klasse, dass so junge Schüler programmieren können und überlegen, dass so ein Auto automatisch fährt", sagt er. Mit Wissenschaftlern habe er in Stanford gearbeitet, die ein erstes automatisches Auto durch die Wüste fahren ließen. "Auch das fängt alles klein an mit einem Lego-Roboter", sagt der KI-Forscher.
Gefragter KI-Experte erhält Ehren-Doktorwürde
Vor mehr als 20 Jahren macht Richard Socher am Gymnasium in Dresden-Plauen das Abitur. Er studiert Computerlinguistik in Leipzig und Saarbrücken, geht danach in die USA ins Silicon Valley - der Hochburg für KI-Forschung. Als einer der Ersten erforscht Socher an den renommierten Universitäten in Stanford und Princeton in damals innovativen KI-Bereichen.
Was ist Computerlinguistik? (zum Ausklappen)
Die Computerlinguistik ist ein relativ junges Fach. Computerlinguisten erforschen menschliche Sprache. Sie nutzen dazu Modelle, die auf dem Computer realisiert werden. Das Fach verbindet Inhalte und Methoden aus der Informatik und der Sprachwissenschaft. Erkenntnisse über die Beschaffenheit von Sprachen und über die Art und Weise, wie Menschen Sprache verstehen, anwenden und lernen, werden so erforscht. Diese Erkenntnisse werden zur Entwicklung von Computersystemen angewendet.
Er gründet ein erfolgreiches Start-Up und arbeitet aktuell an einer neuen digitalen Suchmaschine. Mehr als 140.000 Mal wurde sein Name bereits in wissenschaftlichen Arbeiten zitiert. Erst vergangene Woche hat er die Ehrendoktorwürde der TU Dresden erhalten. Und nun ist er wieder hier in der Schule, wo alles anfing.
Lieblingsfächer und Gaumenfreuden
Richard Socher sitzt entspannt mit einem Lächeln auf einer Bank im Schulhof. "Ich hatte viel Glück mit meiner Schule. Das Abi hat mich gut vorbereitet auf das Studium, meine Forschungen und das Doktorstudium", sagt der heute 40-Jährige. Seine Lieblingsfächer seien nicht nur Informatik und Mathe gewesen. "Ich hatte Englisch und Mathe als Leistungskurs, habe aber auch Geografie, Sport, Kunst und Ethik sehr genossen", sagt Socher, der in San Francisco lebt.
Ich hatte viel Glück mit meiner Schule. Das Abi hat mich gut vorbereitet auf das Studium, meine Forschungen und das Doktorstudium.
Socher zeigt in Richtung von viel Grün hinter der Sporthalle. "Dahinter ist ein großer Park. Da konnte man in der Mittagspause mit Freunden rausgehen und philosophieren", sagt er. Da durfte natürlich Kulinarisches für den Schüler-Gaumen nicht fehlen. "Ich habe fast jeden Tag über Jahre lang Döner gegessen", sagt Socher und muss lachen. Der Erinnerung wegen dürfe deswegen auch heutzutage bei seinen jährlichen Besuchen in Dresden der Döner nicht fehlen.
Innovative Schülerideen unterstützen
Im Jahr 2019 hatte der KI-Experte das Schülerinnovationszentrum an seiner ehemaligen Schule initiiert. Mit dem Projekt sollen innovative Schülerideen im Bereich Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik in Verbindung mit neuen Medien und KI gefördert werden.
Socher unterstützt das Projekt mit Know-How und auch finanziell. Seine Motivation: "In den Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik brauchen wir mehr der schlauen deutschen Köpfe." Es müsste mehr Informatik-Unterricht an deutschen Schulen geben, sagt er. "Wenn Schüler damit schon früh spielend lernen, können sie sich auch später dafür begeistern", sagt Socher.
Was die Schüler am Gymnasium Dresden-Plauen im Schülerinnovationszentrum lernen
Das SchülerInnovationsZentrum (SIZ) bietet eine moderne, technisch gestützte Lernumgebung für Schüler und Lehrer und soll so die Innovationsfreude junger Menschen wecken.
Das SIZ ist ein wichtiger Baustein der Spitzenförderung des Gymnasiums Dresden-Plauen. Zugleich wird es im Regelunterricht und für Ganztagsangebote (GTA) genutzt. Es stehen unter anderem ipads, digitale Flipcharts, Equipment zur Audio- und Videoproduktion und mehrere 3D-Drucker zur Verfügung. Zu den GTA-Angeboten aus dem Bereich "Digitale Welt" gehören z.B. Java-Programmierung, 3D-Druck, Elektronik und Robotik und Programmieren mit Robotron.
Gemeinsam mit Richard Socher wurden Ideen entwickelt, um wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Das SIZ wird bei Projekten auch von externen Experten aus Wirtschaft und Forschung unterstützt.
Spontanes Wiedersehen mit ehemaliger Lehrerin
Vom Schulhof läuft Richard Socher in Richtung der Aula, wo er gleich Fragen von Schülern beantworten wird. Auf einmal läuft ihm eine ältere Frau mit strahlendem Lachen und ausgebreiteten Armen entgegen. Richard Socher und seine ehemalige Mathelehrerin Sigrid Laubender umarmen sich. "Ich habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen", sagt Socher.
Er erinnert sich an sein Mathe-Abi: "Das Abi war so schwer, da hatte sie gesagt, dass sie mich zu einem Cocktail einlädt, wenn ich wieder eine Eins schreibe." Die Eins habe er geschrieben, die Lehrerin sich jedoch in der Zeit das Bein gebrochen. "Dann hatte ich nur eine Flasche Sekt bekommen", sagt Socher lachend.
Stolze Lehrerin über eigenwillige Rechenwege
Auch Sigrid Laubender erinnert sich: "Ich war von der siebten bis zur zehnten Klasse Mathematiklehrerin und auch Astronomielehrerin von Richard Socher." Sie könnte auch nach so vielen Jahren immer noch zeigen, wo Richard damals gesessen hat. Als Schüler sei er in Mathe kreativ, aber auch eigenwillig gewesen, gerade wenn es darum ging, einen eigenen Rechenweg zu finden.
Es berührt einen wahnsinnig und macht einen auch sehr stolz, dass man doch vieles richtig gemacht hat.
Sigrid Laubender sagt lächelnd: "Er war nicht immer bereit, dass so zu machen, wie ich es vorgeschlagen hatte. Er hat mit Ideenreichtum die Klasse aufgepeppt." Sie habe schon länger den Weg von Richard verfolgt und sei stolz auf das, was er erreicht hat. "Es berührt einen wahnsinnig und macht einen auch sehr stolz, dass man doch vieles richtig gemacht hat."
Auch nach seinem Vortrag in der Aula muss Richard Socher noch viele Fragen von Schülern beantworten. Sie wollen mehr über ihn und seine Meinung zur Zukunft der KI wissen. Eine ganze Weile philosophiert Socher noch mit den Schülern hier in den Räumen, wo er einst seine Anfänge gemacht hat.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 29. April 2024 | 19:00 Uhr
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