
Deutsche Bahn Polizei in Dresden ermittelt gegen Zugbegleiter wegen fahrlässiger Freiheitsberaubung
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23. April 2025, 17:00 Uhr
Zugbegleiter, Reinigungskräfte oder auch Kundenberater werden immer häufiger Ziel von gewaltsamen Angriffen. Laut Bahn ist bei rund der Hälfte der Fälle Zugpersonal im Regionalverkehr betroffen. In Dresden hat ein Fall Anfang März für Aufsehen gesorgt. Ein Zugbegleiter brachte sich nach einem Streit mit einem Fahrgast in Sicherheit, die Fahrgäste blieben mit dem Angreifer in Zugabteil zurück. Jetzt ermittelt die Polizei auch gegen den Bahnmitarbeiter.
Die Bundespolizei in Dresden hat gegen einen Zugbegleiter der Deutschen Bahn ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Freiheitsberaubung eingeleitet. Polizeisprecher Martin Ebermann sagte MDR SACHSEN, der Zugbegleiter habe sich Anfang März nach einem Angriff durch einen Fahrgast selbst in Sicherheit gebracht, zugleich aber die Fahrgäste mit dem Angreifer im Zugabteil eingeschlossen. Über das weitere Verfahren entscheide die Staatsanwaltschaft Dresden.
Fahrgast: "Wir hatten alle Angst"
Eine betroffene Zeugin hatte sich an MDR SACHSEN gewandt und das Verhalten des Zugbegleiters kritisiert. Sie und die etwa 20 anderen Fahrgäste hätten in der Situation Angst gehabt, dass der Mann auch ihnen etwas antun könnte. "Ohne meine Erlaubnis möchte ich auch nicht eingeschlossen werden", sagte sie Anfang März.
Gegen den 23-jährigen Angreifer ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der Körperverletzung und Erschleichens von Leistungen. Der Mann konnte in dem Zug kein gültiges Ticket für sein Fahrrad vorweisen.
Bahn: Eigenschutz der Zugbegleiter geht vor
Die betroffene Frau hatte auch an die Deutsche Bahn geschrieben und nachgefragt, ob es rechtens sei, dass der Zugbegleiter sie rund 30 Minuten in dem Abteil eingesperrt habe. In der Antwort der Bahn, die MDR SACHSEN vorliegt, heißt es, dass es sich bei den Kundenbetreuern nicht um Sicherheits-, sondern um Kontroll- und Servicepersonal handele. "Der Eigenschutz steht deshalb bei unseren Bordpersonalen an oberster Stelle."
Und die Fahrgäste müssen nicht geschützt werden?
Die Antwort habe sie geärgert, sagte Katrin C. MDR SACHSEN. Und sie finde sie unprofessionell. "Und die Fahrgäste müssen nicht geschützt werden?", fragt sie. "Keiner, auch der Zugbegleiter wusste nicht, wie weit rastet der Typ vielleicht aus." Die Deutsche Bahn wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern und verwies auf die laufenden Ermittlungen. "Unabhängig davon nutzen wir grundsätzlich die regelmäßigen Fortbildungen, um unsere Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer zu schulen," teilte Sprecher Jörg Bönisch mit.
Gewalt in Zügen nimmt zu - Bodycams sollen helfen
Laut Bahn ist die Zahl der Angriffe auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 3.300 körperliche Übergriffe gestiegen. Als Konsequenz stattet das Unternehmen das Personal seit vergangenem Jahr schrittweise und auf freiwilliger Basis mit Bodycams aus. Die ersten Testphasen seien positiv verlaufen, teilte Anfang Januar ein Bahnsprecher dem MDR mit. Bis auf eine Ausnahme hätten Kundenbetreuer im Nahverkehr mit Bodycam seither keinen körperlichen Übergriff erfahren.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 23. April 2025 | 16:00 Uhr