Wissenschaft Roboter und KI: Zittauer Professorin erforscht die Arbeitswelt der Zukunft
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04. Mai 2024, 08:00 Uhr
Zusammen mit ihrem Team erforscht die Zittauer Professorin Sophia Keil die Arbeitswelt der Zukunft. Künstliche Intelligenz wird darin eine große Rolle spielen. Für alle, denen diese Entwicklung Sorge bereitet, hat die Professorin eine positive Botschaft.
- Die Professorin Sophia Keil will ihre Forschungsergebnisse an die Unternehmen der Oberlausitz weitergeben.
- Ihr Team forscht auch zu Künstlicher Intelligenz (KI).
- Keil blickt optimistisch auf den Einzug der KI in die Arbeitswelt.
Sophia Keil hat sichtlich gute Laune. Mit einem Strahlen zeigt die Professorin ihr "Labor": zwei Räume im Untergeschoss der Hochschule Zittau, in denen sie mit ihrem Team die Zukunft der Arbeitswelt erforscht. Die löst bei ihr eher Begeisterung als Ängste aus, so scheint es.
In einer Ecke stehen zwei Roboterarme. In der anderen ein autonom fahrender, intelligenter Transportroboter. Und auch wenn man das nicht sieht: Das Team "SCO-TTI" forscht hier zum Einsatz von KI in Betrieben. Der Name ist inspiriert von "Scotty", dem Ingenieur von Raumschiff Enterprise, und steht für "Science Center Oberlausitz - Technologietransfer innovativ".
Uns ist es ganz wichtig, eine praxisorientierte Forschung zu betreiben und die Ergebnisse direkt in die regionalen Unternehmen zu transferieren.
Praxisnahe Forschung
Bevor Sophia Keil Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Zittau-Görlitz wurde, arbeitete sie für den Halbleiterhersteller Infineon, bei dem sie Produktionsprozesse optimierte.
Und auch als Professorin arbeitet sie praxisnah. "Uns ist es ganz wichtig, eine praxisorientierte Forschung zu betreiben und die Ergebnisse direkt in die regionalen Unternehmen zu transferieren", sagt Keil. Deshalb arbeite das Team mit Unternehmen zusammen und berate diese auch. "Grundsätzlich können sich alle Unternehmen der Region bei uns beraten lassen", sagt sie. "Wir bieten auch Weiterbildungen an."
Virtuelle Rundgänge
Für die MBN Maschinenbaubetriebe Neugersdorf und ATN Hölzel aus Oppach hat das Team zum Beispiel virtuelle Werksrundgänge entwickelt, berichtet Keil: Um sich die Fertigungsprozesse erklären zu lassen, muss man dadurch nicht mehr vor Ort sein und die Zeit der raren Fachkräfte in Anspruch nehmen: Mithilfe einer VR-Brille kann man sich die Räume der Firmen von jedem Ort der Welt in 3D ansehen. Erklärungen zu einzelnen Arbeitsschritten oder Maschinen gibt es per Klick.
"So ist es für die Unternehmen möglich, schnell neue Mitarbeiter in ihre Produktionsumgebung einzuarbeiten. Aber es hat natürlich auch Vorteile für unsere Studierenden, weil sie quasi virtuelle Exkursionen, orts- und zeitunabhängig durchführen und einen Einblick in die regionalen Unternehmen und ihre Arbeit bekommen können", erklärt Keil.
Forschung mit Robotern
Was es mit den Roboterarmen im Labor auf sich hat, führt eine studentische Hilfskraft vor. Es handelt sich dabei um Cobots, das steht für "kollaborative Roboter", sie sollen mit Menschen zusammenarbeiten und kommen zum Beispiel in der Montage zum Einsatz.
Die Studentin zeigt, wie man dem Cobot neue Bewegungsabläufe beibringen kann: Man bewegt den Roboterarm mit der Hand und gibt ihm per Tablet weitere Anweisungen. Der Cobot "merkt" sich die eingelernten Wegepunkte und führt dementsprechend das Programm aus. "Das ist alles ganz einfach, ganz intuitiv", sagt die Studentin. Dadurch könnten Facharbeiter nach einer Schulung einfache Programme selbst erstellen oder bereits vorhandene Programme anpassen, ergänzt Keil.
Forschung mit Künstlicher Intelligenz
Ein weiteres Forschungsfeld des Teams ist die Künstliche Intelligenz (KI). Der wissenschaftliche Mitarbeiter Fabian Lindner hat in diesem Bereich zum Beispiel untersucht, wie Produktionsmaschinen besser ausgelastet werden können. Dafür hat er getestet, welche KI-Algorithmen am besten Staus vor Produktionsmaschinen vorhersagen und dadurch bestenfalls verhindern können. Dieses Wissen kann die Produktion deutlich effizienter machen und Unternehmen sehr viel Geld sparen.
Aber hat KI nur Relevanz für große Unternehmen? Oder kann auch beispielsweise der Bäcker an der Ecke davon profitieren? "Bäckereien testen zum Beispiel Vorhersagemodelle anhand des Wetters und der bisherigen Nachfrage von bestimmten Produkten, sodass man sich für den nächsten Tag oder für die nächste Woche anhand dieser Daten darauf einstellen kann, was wahrscheinlich nachgefragt werden wird", erzählt Lindner.
Für diejenigen, die sich wegen der Einführung von KI um ihren Arbeitsplatz sorgen, hat Sophia Keil eine positive Botschaft. Sie zeigt auf ihrem Tablet ein Spiegel-Cover aus dem Jahr 1978 mit dem Titel: "Die Computer-Revolution: Fortschritt macht arbeitslos". "Wir können sehen, dass die Arbeitsplatzverluste in größerem Umfang ausgeblieben sind. Stattdessen hat sich die Arbeit der Menschen verändert", sagt Keil.
Wir sehen die neuen Technologien sozusagen als Superhelden-Anzug, den der Mensch sich überstülpt und damit auf ein neues Niveau seiner Arbeit klettern und kreative Lösungen entwickeln kann.
Keil: "Aufgaben werden anspruchsvoller"
Sie ist überzeugt: Auch die Arbeitswelt der Zukunft wird ohne den Menschen nicht funktionieren und das solle sie auch nicht. "Wir wissen aber, dass Computer uns darin überlegen sind, große Datenmengen zu verarbeiten und daraus Entscheidungsempfehlungen abzuleiten. Dennoch ist der Mensch kreativer, innovativer, flexibler. Und ich denke, die Aufgaben der Menschen werden anspruchsvoller, komplexer, aber auch angenehmer, weil Automatisierung und künstliche Intelligenz uns monotone Tätigkeiten abnehmen können."
Sie blickt jedenfalls optimistisch auf die Zukunft der Arbeitswelt. "Wir sehen die neuen Technologien sozusagen als Superhelden-Anzug, den der Mensch sich überstülpt und damit auf ein neues Niveau seiner Arbeit klettern und kreative Lösungen entwickeln kann."
Regionalreport aus dem Studio Bautzen
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