Mit Sondergenehmigung Erstmals seit knapp fünf Monaten: Tschechisches Frachtschiff passiert Carolabrücke
Hauptinhalt
03. Februar 2025, 12:03 Uhr
Ein gut 221 Tonnen schwerer Generator sowie 625 Tonnen Düngemittel - das ist das Transportgut des ersten Schiffes, das die Carolabrücke seit ihrem Teileinsturz vor knapp fünf Monaten wieder passieren durfte. Gestartet ist das Schiff im tschechischen Lovosice, Löschhafen ist Antwerpen. Am Montagmittag hat das Schiff Dresden passiert.
- Nach fast fünf Monaten sind einzelne, dringliche Durchfahrten unter der Carolabrücke in Dresden wieder möglich.
- Für die Schiffsdurchfahrt gibt es strenge Auflagen.
- In zwei Wochen soll Wirtschaftsschiffsverkehr die Carolabrücke wieder passieren können, allerdings mit Einschränkungen.
Fast fünf Monate nach dem Teileinsturz der Carolabrücke wird die Elbe nun für den Güterverkehr wieder schrittweise freigegeben. Seit Montag sind einzelne, dringliche Durchfahrten unter der Carolabrücke in Dresden wieder möglich - allerdings nur für gewerbliche Schiffe und mit Anmeldung, Genehmigung sowie unter stetiger Kontrolle des Brückenzustands. Seit dem 11. September 2024 konnte kein Schiff mehr die Elbe von und nach Tschechien passieren.
Verbliebene Brückenzüge einsturzgefährdet
Wie die Stadt Dresden mitteilt, sind die noch stehenden Brückenzüge A und B weiterhin einsturzgefährdet und werden daher kontinuierlich überwacht. Für die Passagier- und Freizeitschifffahrt bleibe der Bereich unter der Carolabrücke weiterhin gesperrt.
Ich habe die eingestürzte Carolabrücke noch nicht gesehen. Ich bin gespannt, was uns da erwartet.
Durchfahrt dauerte nur wenige Momente
Der tschechische Kapitän Bedrich Sidlof steuert das erste Frachtschiff, das die Carolabrücke in Dresden seit knapp fünf Monaten wieder passieren durfte. Kurz vor der Durchfahrt sagte er MDR SACHSEN: "Ich habe die eingestürzte Carolabrücke noch nicht gesehen. Ich bin gespannt, was uns da erwartet." Die Passage lief reibungslos und dauerte nur wenige Momente. Acht Tage lang wird er nun mit dem 135 Meter langen und neun Meter breiten Schiff nach Antwerpen unterwegs sein.
Diese Strecke hat der Frachter am Montag zurückgelegt.
Strenge Auflagen für die Durchfahrt
Zuständig für die Anmeldung und Genehmigung der Durchfahrten ist das Wasser- und Schifffahrtsamt. Während der Durchfahrten besteht laut Auskunft der Landeshauptstadt Dresden direkter telefonischer Kontakt zwischen Schiffsführer und Gutachterbüro, das die Standsicherheit der Carolabrücke live überwacht. Gegebenenfalls werden die Schiffsführer alarmiert.
Permanente Überwachung mittels Schall-Emissionsmonitoring
Laut Auskunft der Stadt Dresden werden die Brückenzüge A und B seit Dezember mittels Schallemissionsmonitoring permanent überwacht. So könne erfasst werden, wenn Spannstähle in der Brücke reißen und die Tragfähigkeit weiter geschwächt werde. Bislang habe es keine alarmierenden Signale gegeben.
Um eine kontrollierte Durchfahrt für den Schiffsverkehr zu ermöglichen, wurde das Monitoring in den letzten Wochen vom Bruchquerschnitt auf den Bereich der Fahrrinne erweitert und ist dort seit Montag, 20. Januar 2025, in Betrieb, teilte die Stadt Dresden mit.
Wirtschaftsschiffsverkehr mit Einschränkungen wieder möglich
Mit Einschränkungen wird der Stadt Dresden zufolge ab Dienstag, 18. Februar 2025, die Durchfahrt für den Wirtschaftsschiffsverkehr regulär mit Einschränkungen möglich sein - jeweils von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 12 Uhr flussaufwärts und von 13 bis 15 Uhr flussabwärts. Die Durchfahrt ist nur in eine Richtung möglich, einzeln, ohne Passagiere und nach vorheriger Anmeldung.
Die Richtungseinschränkungen seien aufgrund der eingeengten Fahrrinne im Bereich der Carolabrücke notwendig. Die Regelung gelte bis auf Weiteres nur für den Güterverkehr und unter der Voraussetzung, dass keine Zustandsverschlechterung der noch stehenden Brückenzüge auftrete. Für die Passagier- und Freizeitschifffahrt bleibt der Bereich unter der Carolabrücke weiterhin gesperrt.
Bedeutung des Brückeneinsturzes für Tschechien
Die Elbe ist der einzige Zugang der Tschechischen Republik zum Meer. Der Teileinsturz der Carolabrücke und die anschließende Sperrung der Elbe hatte für das Nachbarland weitreichende Folgen: Wichtige Güter, die nur auf dem Wasserweg transportiert werden können, gelangten nicht ins Land oder konnten das Land nicht Richtung Nordsee verlassen. Am Donnerstag hatte der Verkehrsminister der Tschechischen Republik, Martin Kupka, Dresden besucht, um sich vor Ort ein Bild vom Rückbau der Carolabrücke zu machen.
MDR (kav,thk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. Februar 2025 | 19:00 Uhr