Handwerkskunst Junge Bäckerin aus Sachsen verzaubert Moritzburg mit ihren Torten
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02. Februar 2025, 15:20 Uhr
Die Sächsische Landesbibliothek widmet süßen Desserts eine große Ausstellung. Die hat Appetit gemacht. MDR SACHSEN-Reporterin Adina Rieckmann machte sich auf den Weg, um zu schauen, wo es in Sachsen besondere Leckereien zu kosten gibt. Auch in Moritzburg wurde sie fündig. In einem Café fühlt man sich an eine Kaiserliche Hofbäckerei in Österreich erinnert. Sind aber nur die Wiener Experten für Sachertorten?
Man nehme dunkle Schokoladen-Kuvertüre, eine Vanilleschote, Butter, Zucker, Eier sowie Weizenmehl und Marillenmarmelade. Das sind die Zutaten für eine der brühmtesten Torten der Welt, der Sachertorte. Die Ikone des Desserts besticht durch Einfachheit, aber auch Präzision, wie eine junge Frau aus Sachsen vorführt.
Perfekte Torte nach 1.000 Versuchen
"Wenn die Masse nicht schnell aufgegangen ist, dann ist sie nicht pflaumig, dann ist sie nicht weich", beschreibt Schinko die Herausforderung beim Backen. Man habe nur zwei Striche, um "eine Sacher" zu glasieren, aber im Prinzip nur eine Chance. "Mir wurde in der Ausbildung gesagt, 1.000 Torten brauche es, damit man eine Sachertorte glasieren kann", so die gebürtige Leipzigerin, die in Dresden aufwuchs.
Mir wurde in der Ausbildung gesagt, 1.000 Torten brauche es, damit man eine Sachertorte glasieren kann.
Bekannter Kinofilm führte zu Beruf
Es ist kein Zufall, dass Sophie Sachertorten in Moritzburg bäckt: Sie hat in Wien in einem Traditionshaus gelernt und als Zuckerbäckerin im berühmten Hotel Sacher gearbeitet. Nach dem Abitur habe sie zunächst Französisch studiert und zugleich immer gerne gebacken. Aber spätestens seit sie mit ihrem Vater den Film "Chocolat" gesehen hat, habe sie ihr Herz an das Süße verloren: "Jetzt mache ich Nägel mit Köpfen", habe sie sich gesagt und sich in Wien beworben.
Wien gilt seit Jahrhunderten als Paradies für Süßmäuler. Es überzeuge mit guter Küche, aber vor allem mit den besten Konditoreien, sagt Historiker Professor Josef Matzerath, der sich besonders mit Ernährungsgeschichte auskennt: "Die Sachertorte ist im frühen 19. Jahrhundert erfunden worden. Von einem Herrn Sacher, der sie für den Fürsten Metternich gemacht hat."
Wie die Sachertorte richtig hergestellt wird, sei ein Geheimnis, so der Professor über den schokoladigen Geniestreich des damals 16-jährigen Kochlehrlings Franz Sacher. "Das kann man eigentlich nur bei Sacher selber erfahren, wenn man bei Sacher arbeitet." So wie es Sophie Schinko tat.
"Zuckerbäckerei ist reine Handarbeit"
Zwei Leitsätze hat Sophie Schinko durch ihre Ausbildung verinnerlicht: Die schönsten Torten schmecken nur, wenn die Zutaten stimmen und echte Zuckerbäckerei ist reine Handarbeit. "Das ist wie ein Maßanzug im Vergleich zu etwas, das man von der Stange kauft." In heutigen Bäckereien und Konditoreien werden demnach viele vorgefertigte Dinge aus der Industrie benutzt, um die Arbeit zu reduzieren. "Das führt natürlich auch zu entsprechenden Aromen."
Böhmische Vorfahren sind prägend
Sophie Schinko wartet in ihrem Café "Goldfisch" mit Spezialitäten aus Österreich auf. Durch ihre böhmischen Urgroßeltern sei sie dafür vorgeprägt: "In meiner Familie gab es auch Sachertorte, Apfelstrudel, Knödel und Paprikahähnchen." Mit dieser K.u.K.-Küche sei die junge Zuckerbäckermeisterin großgezogen worden und schätzt es: "Die Österreicher haben einen Sinn für Lebensqualität, der uns an manchen Stellen hier ein bisschen fehlt."
MDR (Adina Rieckmann, wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSERNSPIEGEL | 02. Februar 2025 | 19:00 Uhr