Pia, Maja und Ronja stehen am Auslauf der Vogtlandschanzen mit Sprung- und Langlaufskiern.
Drei Schwestern im Schnee. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Von der Minischanze zur Junioren-WM Drei Schwestern, eine Leidenschaft: Das Herz schlägt für die Nordische Kombination

03. Februar 2025, 08:44 Uhr

Alles hat damit begonnen, dass die drei Leipziger Schwestern als kleine Kinder mit ihren Eltern zum Skifahren nach Oberwiesenthal gefahren sind. Irgendwie hat die drei Flachländerinnen der Wintersport nicht mehr losgelassen. Zuerst haben sie in Oberwiesenthal trainiert, jetzt sind sie alle beim VSC Klingenthal. Und alle drei haben sich für die Nordische Kombination entschieden - äußerst erfolgreich.

Familie Loh - Mutter, Vater und die Töchter Pia (15), Maja (17) und Ronja (19) - kommt aus Leipzig, einer Stadt, die nicht gerade als Hotspot des Wintersports bekannt ist. Alle fünf sind wintersportbegeistert, die Töchter trainieren alle erfolgreich in Klingenthal.

Doch der Reihe nach. Einen Interview-Termin mit Mutter Kerstin zu vereinbaren, ist schwierig. Im Winter ist sie in Oberwiesenthal als Übungsleiterin fest eingespannt. An einem Montagvormittag, zwischen Besprechung und erster Übungseinheit, hat sie ein bisschen Zeit für ein Gespräch.

Kerstin Loh, die Mutter der skispringenden Schwestern, zeigt auf eine kleine Sprungschanze.
Kerstin Loh zeigt die kleine Sprungschanze, auf der ihre drei Töchter die ersten Sprünge gewagt haben. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

In Oberwiesenthal Liebe zum Schnee entdeckt

"Meine Familie war schon immer sportbegeistert. Ich selbst habe Sport studiert", sagt Kerstin Loh. Sie sei als Kanu-, Kletter-und Survival-Lehrerin unterwegs gewesen. "Dann kam der Wintersport dazu, der uns eben nach Oberwiesenthal geführt hat." Sie und ihr Mann seien schon viele Jahre im Winter Lehrer an der Skischule.

"Für unsere drei Töchter, Jahrgang 2005, 2007 und 2009, haben wir eine sportliche Betätigung gesucht. Sie haben beim Wintersportclub Oberwiesenthal mit dem Skispringen begonnen." Später sei noch das Langlauftraining dazugekommen und damit die Begeisterung für die Nordische Kombination.

Pia springt als kleines Mädchen von einer teif verschneiten Sprungschanze.
So sehen Talente aus: Auch Pia hat schon als kleines Mädchen keine Angst vor großen Sprüngen gehabt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Unsere Kinder waren mutig, sie hatten Spaß am Skispringen und es war wie eine eine große Familie.

Kerstin Loh über die Anfänge ihrer Töchter beim Wintersport

"Die Jüngeren haben bei der jeweils Älteren zugeschaut, bis sie sich selbst das Springen zugetraut haben", erzählt Kerstin Loh. Teilweise hätten dann die drei Mädchen 50 Prozent der Trainingsgruppe gestellt, weil zu der Zeit wenige Kinder in Oberwiesenthal Skisport betrieben hätten.

"Nach und nach sind unsere Kinder dann nach Klingenthal gewechselt." Dort sei eben die Trainingsgruppe für die Mädchen angesiedelt, da sei das folgerichtig gewesen. Alle drei trainieren inzwischen beim VSC Klingenthal. "Wir sind natürlich stolz auf sie. Wie sie das schaffen, wie sie auch die Höhen und Tiefen nehmen, wie sie Schule, Training und Wettkampfalltag unter einen Hut bringen, das ist schon toll."

Nordische Kombination Die Nordische Kombination ist eine der ältesten Wintersportarten und gilt als "Königsdisziplin" des Nordischen Skisports.
Sie kombiniert die Einzeldisziplinen Skispringen und Skilanglauf. Bereits seit den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix ist die Nordische Kombination olympisch. Allerdings wird es 2026 keinen olympischen Frauenwettbewerb geben, 2030 droht auch den Männern der Ausschluss. Neue Wettkampfformate sollen für Attraktivität sorgen.

Vor dem Erfolg kommt hartes Training

Treffen mit den drei Schwestern am Montagnachmittag im Sportinternat Klingenthal: Die 19 Jahre alte Ronja ist gerade erst zurück aus dem Schwarzwald, wo sie am Wochenende beim Weltcuprennen um den Schwarzwaldpokal am Start war. Denn sie ist mittlerweile Teil des DSV-Teams und will auch in der höchsten Klasse des Deutschen Skiverbandes bleiben.

Ronja, Maja und Pia Loh stehen vor den Vogtlandschanzen mit Sprung- und Langlaufskiern.
Mittlerweile springen die Schwestern schon von den großen Sprungschanzen. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Ronja stand schon als Kindergartenkind auf der Schanze, erzählt sie. "Der Trainer in Oberwiesenthal hat uns gleich vom Kindergarten abgeholt. Das fanden Mama und Papa, glaube ich, auch sehr praktisch, um mich auch am Nachmittag sinnvoll zu beschäftigen", lacht sie. Nach Probetraining und ersten Versuchen habe es ihr großen Spaß gemacht. "Maja und Pia haben erst zugesehen und sich dann bald angeschlossen und mit trainiert."

Auch Maja kann sich noch an ihre sportlichen Anfänge erinnern. "Ich war erst zu klein, um schon mitzuspringen. Deshalb min ich neben der Schanze abgefahren, bis auch ich auf die 8-Meter-Schanze durfte." So seien die Bewegungsabläufe von klein auf so automatisiert, dass Angst keine Rolle spiele, wohl aber Respekt vor den Sprüngen.

Maja läuft mit Langlaufskiern auf einer präparierten Strecke.
Wenn Maja nicht gerade zu Wettkämpfen unterwegs ist, bleibt auch Zeit für ihre Schwestern. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Größter Traum: Olympia

Natürlich frage ich die jungen Sportlerinnen nach ihrem größten Traum. "Olympia", sagt Ronja ganz spontan. "Obwohl es ja im Moment keine olympische Disziplin ist. Aber dann wäre ich eine der ersten Sportlerinnen, die in dieser Disziplin an den Start geht. Das wäre schon cool." Neben den sportlichen Träumen denkt sie schon über ein Studium nach. "Aber ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung das gehen wird." Momentan laufe es sehr gut mit der Weltcup-Teilnahme, sie hoffe, dass das noch ein Weilchen so bliebe.

Ronja als Skispringerin im Flug von der Schanze in Oberwiesenthal.
Ronja, hier bei einem früheren Wettkampf noch in Oberwiesenthal, wünscht sich, dass die Nordische Kombination einmal olympische Disziplin wird. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Maja macht gerade eine Ausbildung bei der Landespolizei. "Weil ich dort in der Sportfördergruppe bin, ist das cool, dass ich Ausbildung und Sport kombinieren kann." Auf jeden Fall wolle sie bei der Polizei bleiben.

Auch für Pia dreht sich alles um den Sport, aber sie hat schon eine Vorstellung davon, wie es nach der Schule weitergehen soll. "Erst mal muss ich natürlich mit der Schule fertig werden. Dann würde ich gern zur Bundeswehr oder zur Landespolizei gehen." Der Sport stehe natürlich weiter an erster Stelle, aber später würde sie auch gern studieren. "Meine Schwestern sind schon meine Vorbilder, ich würde gern später in ihre Fußstapfen treten."

Meine Schwestern sind schon meine Vorbilder, ich würde gern später in ihre Fußstapfen treten.

Pia Loh Die jüngste der drei Schwestern

WM-Ticket nach Italien gelöst

Kurz nach dem Besuch in Klingenthal, gab der VSC Klingenthal bekannt, dass Ronja zu den Juniorenweltmeisterschaften ins italienische Schilparo fahren wird. Manja konnte sich wegen einer Erkrankung am letzten Wettkampfwochenende nicht direkt qualifizieren und ist auf den Platz der Ersatzstarterin gerutscht.

Den Namen Loh sollte man sich als Wintersportfan aber gut merken, schließlich gibt es drei Schwestern, die noch viel vorhaben in der Nordischen Kombination.

 Eine kleine 8-Meter-Schanze in Oberwiesenthal.
Wer hoch hinaus will, fängt klein an. Auf dieser Schanze in Oberwiesenthal haben die Loh-Schwestern das erste Handwerk des Skispringens gelernt. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 19. Januar 2025 | 18:45 Uhr

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