Regale im Blutspende-Institut in Dessau
Die Regale im Blutspende-Institut in Dessau sind aktuell ziemlich leer. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Blutspende Leere Regale in Sachsen-Anhalts Blutspende-Institut

21. August 2024, 13:48 Uhr

Im Blutspende-Institut in Dessau sind die Vorräte knapp. Die Zahl der Spender ist deutlich zurückgegangen. Das liegt auch an sportlichen Großveranstaltungen im Sommer.

Mit einem schrillen Warnton öffnet sich die Tür zur Kühlkammer. Innen ist es laut und kalt. Sehr kalt. Vier Grad nur zeigt das Thermometer. In dem Raum, der so groß ist wie ein durchschnittliches Wohnzimmer, lagern überlebenswichtige Vorräte: "Das ist der Bestand, aus dem heraus wir das gesamte Bundesland Sachsen-Anhalt versorgen", sagt Dr. Hartmut Kroll.

Weniger Blutspenden während EM Olympia

Dabei blickt der Leiter des Dessauer Blutspende-Instituts durchaus mit Sorgenfalten auf die vielen leeren Regale an den Wänden. "Im Moment ist die Versorgungssituation wirklich angespannt", erklärt Kroll und die Zahlen belegen das. In der Dessauer Vorratskammer lagern normalerweise 10.000 Konserven. Im Augenblick sind es nur etwa 8.500. Gerade Präparate der stark nachgefragten Blutgruppe 0 reichen nur für zwei bis drei Tage. Es fehlen einfach die Spenden.

Dessau: Blutspende-Institut
Leitet das Blutspende-Institut in Dessau: Hartmut Kroll. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Im Moment ist die Versorgungssituation wirklich angespannt.

Dr. med. Hartmut Kroll, Leiter des DRK Blutspende-Instituts Dessau

Dass es im Sommer zu Engpässen kommen kann, das kennt man im Dessauer Blutspende-Institut. Diesmal aber ist die Not besonders groß: "Während der Fußball-Europameisterschaft lief es noch halbwegs", berichtet Antje Rettig. Zeitgleich mit den Sommerspielen in Paris kam dann aber der Einbruch: "Ich denke schon, dass Olympia eine Rolle spielt, weil das Interesse vorm Fernseher doch groß war." Viele Stammspender hätten lieber die Wettkämpfe verfolgt und wären nicht zur Blutabnahme gekommen, so die DRK-Gebietsreferentin.

Dessau: Blutspende-Institut
Von Dessau aus werden die Blutkonserven in Sachsen-Anhalt verteilt – wenn es denn etwas zum Verteilen gibt. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Der heiße Sommer habe die Situation dann noch einmal verschlimmert. "Das Schwimmbad lockt, die Eisdiele lockt, aber Blutspende bei vielen dann nicht mehr", bilanziert Rettig. Dabei werden die Konserven dringend gebraucht.

Wie wird man Blutspender?

Grundsätzlich darf jede Person ab 18 Jahren mit mindestens 50 Kilogramm Gewicht Blut spenden. Doch es gibt Ausschlusskriterien, etwa Vorerkrankungen, das eigene Sexualverhalten oder eingenommene Medikamente. All dies wird vor jeder Spende abgefragt und bei Bedarf mit einem Arzt vor Ort besprochen. Auch Eisengehalt des Blutes, der Blutdruck sowie die Körpertemperatur werden getestet.

Wie viele Blutspender werden benötigt?

Laut Deutschem Roten Kreuz werden täglich knapp 15.000 Blutspenden deutschlandweit benötigt, um Kliniken oder andere medizinische Einrichtungen zu versorgen.

Welche Blutgruppe ist besonders nachgefragt?

Der größte Bedarf liegt bei der Blutgruppe 0, ihre Spender gelten als "Universalspender". Sie tritt am häufigsten mit dem Rhesusfaktor positiv auf: diese Blutgruppe kann von 85 Prozent der Menschen angenommen werden. Blutgruppe 0 mit dem Rhesusfaktor negativ, den nur sechs Prozent der Menschen haben, kann an 100 Prozent der Patienten ausgegeben werden.

Wie lange dauert eine Blutspende?

Die reine Blutabnahme dauert höchstens zehn Minuten. Durch Gespräche, Tests sowie Ruhe- und Wartezeiten sollte für den gesamten Ablauf etwa eine Stunde eingeplant werden.

Was bringt eine Blutspende?

Zunächst ist eine Blutspende ein humanitärer Akt, das heißt, andere Menschen profitieren. Die aus der Spende hergestellten bis zu drei Präparate können bis zu drei Menschen helfen. Der Spender selbst erhält darüber keine Rückmeldung.

Sollte allerdings bei der Untersuchung des Spenderblutes etwas Auffälliges festgestellt werden, wird der Spender darüber informiert.

Wie lange hält Blut?

Die einzelnen Blutbestandteile halten laut DRK unterschiedlich lange. Am empfindlichsten sind die Blutplättchen. Sie halten knapp vier Tage bei Raumtemperatur und unter ständiger Bewegung. Die roten Blutkörperchen hingegen sind bei 4 Grad bis zu 49 Tage haltbar. Blutplasma kann eingefroren werden und ist bei -27 Grad bis zu drei Jahre haltbar.

Wie finde ich einen Blutspende-Termin?

Der größte Teil der Blutspenden wird in Deutschland vom Deutschen Roten Kreuz an wechselnden Orten organisiert. Darüber hinaus gibt es private Einrichtungen, aber auch einige Kliniken führen eigene Blutbanken. Sie alle informieren online über Spendetermine, auf Wunsch auch per E-Mail oder eigener App.

Wie oft darf Blut gespendet werden?

Männer dürfen sechs Mal innerhalb von 12 Monaten zur Spende gehen, Frauen vier Mal innerhalb von 12 Monaten.

Gibt es für Blutspenden Geld oder andere Belohnungen?

Eine Entschädigung für den Blutverlust gibt es in Form von Snacks und Getränken. In einigen Einrichtungen gibt es auch Geld oder Einkaufsgutscheine. Um insbesonders in den Sommermonaten die Spendenbereitschaft hoch zu halten, sind auch weitere Geschenke an regelmäßige Spender möglich. Mitunter werden auch Ehrennadeln ausgereicht, wenn Spendejubiläen erreicht werden.

Dessau: Blutspende-Institut
Die Spende ist der finale Schritt nach ausgiebiger Befragung, kleinen Tests und einem Arztgespräch. Bildrechte: MDR/Martin Krause

OPs könnten verschoben werden

Schlimme Unfälle auf Straßen, Schwerverletzte nach körperlichen Auseinandersetzungen, schwierige Operationen bei Patienten: Im Dessauer Institut werden täglich etwa 500 Konserven angefordert, um rund 100 Krankenhäuser und Arzt-Praxen in Sachsen-Anhalt ausreichend zu versorgen. Das fällt zunehmend schwer.

"Wenn es so weitergeht, dann muss der Bedarf für die wirklich dringenden Fälle eingeschränkt werden", erklärt Rettig. Andere Eingriffe oder Behandlungen müssten dann warten: "Was Prothesen angeht oder neue Gelenke, das muss dann verschoben werden."

Sondertermine für Blutspende

Dessau: Blutspende-Institut
Antje Rettig vermutet, dass während der Olympischen Spiele der Sport Vorrang vor der Blutspende hatte. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Intensivpatienten haben natürlich Vorrang, so Rettig. Sie ist beim Deutschen Roten Kreuz auch für Blutspenderwerbung zuständig. Ein anstrengender Job. Auch außerhalb der Sommerzeit ist die Spendenbereitschaft generell ausbaufähig. Nur etwa vier von 100 Sachsen-Anhaltern krempeln den Angaben zufolge regelmäßig die Ärmel hoch in einem der vielen Blutspende-Lokalen landesweit.

Um die Vorräte wieder aufzufüllen, organisiert Antje Rettig mit ihrem DRK-Team derzeit vielerorts Sondertermine: "Die Nächstenliebe sollte wirklich bei jedem vorhanden sein. Jeder kann unverschuldet in eine Situation kommen, dass er eine Konserve braucht. Und es tut nicht weh, es dauert auch nur eine Stunde", appelliert die DRK-Gebietsreferentin. Blut spenden für den guten Zweck. Nur ein kleiner Piecks, der Menschenleben rettet.

MDR (Martin Krause, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. August 2024 | 07:30 Uhr

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