Vier Personen mit Kopfschmuck sitzen um einen Tisch.
Das Theater Magdeburg zeigt die komische Seite von Kafka und eine abstruse Theaterwelt. Bildrechte: Dorothea Tuch

Unsere Empfehlungen Theater in Sachsen-Anhalt: Sehenswerte Stücke im Mai

24. April 2025, 16:44 Uhr

Erleben Sie besondere Highlights im Theater in Sachsen-Anhalt. Für den Mai 2025 haben wir Empfehlungen für Stendal, Magdeburg, Quedlinburg und Dessau. In Magdeburg zeigt das Theater die humorvolle Seite von Franz Kafka, das Puppentheater nimmt Sie mit auf eine "Wilde Reise" nach Walter Moers. Im Harz werden die Gedanken von Max Planck getanzt, und in Dessau kommt der moderne Opernklassiker "Wozzeck" auf die Bühne. Hier finden Sie unsere monatlich aktualisierten Theater-Tipps – mit aktuellen Terminen und Adressen, damit Sie kein Highlight verpassen!

Schauspiel in Stendal: "Der Anruf" am Theater der Altmark

Einen klassischen Psychothriller bietet das Theater der Altmark in Stendal mit "Der Anruf" und setzt dabei auch auf die besonderen Stärken des Theaters. Alles fängt erst einmal unschuldig an: Eva arbeitet in einem Callcenter und kriegt einen Anruf von einem Mann, der Probleme mit seinem Computer hat. Doch das Problem, falls es jemals einen Computer gab, rückt schnell in den Hintergrund, denn der Kunde namens Marc verwickelt Eva in ein längeres Gespräch und versucht zu flirten. So weit, so unangenehm. Doch dann überrascht er Eva mit immer mehr Details über ihr Leben, und er scheint sogar ihre Geheimnisse zu kennen. Während Marc eine körperlose Stimme (des Schauspielers Tilo Werner) bleibt, wird Eva von der Schauspielerin Eva Wiedenbusch verkörpert. Dabei gelingt es ihr, wie die Kritikerin Anna Lisa Oehlmann in der "Volksstimme" schreibt, den Kontrollverlust ihrer Figur glaubhaft zu spielen: "Die punktgenaue Inszenierung und die starke schauspielerische Leistung schaffen Nähe und Betroffenheit." Denn Wiederbusch sitzt mitten im Publikum, so dass ihre wachsende Angst ganz anders greifbar wird als in einem Film.

Eine Frau sitzt vor einem Bildschirm und zeigt den Mittelfinger in die Kamera.
Stückweise verliert Eva in "Der Anruf" in Stendal ihre professionelle Distanz. Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen "Der Anruf"
Thriller von Stephan Eckel

Adresse:
Kleines Haus
Karlstraße 6
39576 Stendal

Termine:
9. Mai, 19:30 Uhr
14. Mai, 19:30 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Das Naturtheater von Oklahoma" nach Franz Kafka

Eigentlich ist es ein Setting, das typisch ist für Franz Kafka, der in seinen Erzählungen immer wieder zeigt, wie der Einzelne unter der Macht von Bürokratie und Zwang zerbricht. Auch der Text "Das Naturtheater von Oklahoma", ein Ausschnitt aus dem unvollendet gebliebenen Roman "Amerika", spielt mit diesem Thema. Die Protagonistin wartet mit zwei anderen in einem Theater. Dann taucht eine Prüferin auf und auf der Bühne beginnen zahlreiche körperliche Übungen und Rituale, deren Sinn natürlich verborgen bleibt – erstaunlicherweise wirkt das jedoch nicht beklemmend, sondern im Gegenteil ziemlich komisch. "Das Stück lebt von den vier Darstellern, die mit großer Spielfreude und Energie die kafkaeske Welt zum Leben erwecken", schreibt der Kritiker Martin Rieß in der "Magdeburger Volksstimme". Da die Produktion von einer Bühnenbildnerin entwickelt wurde, punktet die Inszenierung zudem mit ihrer Ausstattung.

Eine Person in pinkem Mantel steht vor drei Menschen, die hockend auf jeweils einem Stuhl balancieren.
Seltsame Übungen müssen in Kafkas "Naturtheater" am Magdeburger Schauspiel ausgeführt werden. Bildrechte: Dorothea Tuch

Weitere Informationen "Kafkas Naturtheater von Oklahoma"

Adresse:
Kammer 2
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 100 Minuten, keine Pause

Termine:
11. Mai, 19:30 Uhr

Tanztheater in Quedlinburg und Halberstadt: "Sternzeit – Planck Visionen"

Max Planck hat unseren Blick auf die Welt, das Universum und die gesamte stoffliche Existenz erweitert. Denn mit seiner Forschung legte der Physiker die Grundlage für die heutige Quantenphysik und damit für die Frage, was uns alle im Innersten zusammenhält. Der Choreograf Tarek Assam hat sich davon zu seinem Ballett "Sternzeit – Planck Visionen" inspirieren lassen und das Ensemble zu einem System aus schwingenden Teilchen gemacht. Dabei geht es um unser Zusammenleben mit Blick auf die Zukunft sowie die Sehnsucht nach der digitalen Welt, die mit pixeligen Projektionen dargestellt wird. Die Menschen auf der Bühne treten mit den Videos immer wieder in einen Austausch. Dafür sind sie in futuristische Ganzkörperanzüge gekleidet und tragen Helme, die ihnen den Zugang zum Digitalen ermöglichen. Das stellt sie aber auch vor ganz neue Herausforderungen: Wer will ich sein in dieser digitalen Welt? Und wer bin ich eigentlich, wenn wir alle vernetzt sind? Das klingt jetzt viel ernster, als der Abend wirklich ist, denn Assam arbeitet viel mit Witz und einem sehr dynamischen Ensemble. Die Kritikerin Alexandra Karabelas zeigt sich bei "tanznetz" begeistert von den vielen magischen Momenten des Abends und den spannenden Denkanstößen zwischen Dystopie und Utopie.

Zwei Personen in weißen Overalls mit schwarzen Streifen beugen sich zur Seite, im Hintergrund Projektionen von menschlichen Gestalten.
In "Sternzeit" fragt das Harzer Tanzensemble auch nach dem Leben in virtuellen Welten. Bildrechte: Rolf K. Wegst

Weitere Informationen "Sternzeit – Planck Visionen"
Tanzstück von Tarek Assam

Adresse:
Neue Bühne Quedlinburg
Marschlinger Hof 17/18
06484 Quedlinburg

Termine:
16. Mai, 19:30 Uhr

Adresse:
Kammerbühne Halberstadt
Spiegelstraße 20a
38820 Halberstadt

Termine:
31. Mai, 19:30 Uhr

Figurentheater in Magdeburg: "Wilde Reise durch die Nacht" nach Walter Moers

Walter Moers ist neben seinen Comics vor allem für seine beliebten Zamonien-Bücher bekannt, wie "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" oder "Die Stadt der träumenden Bücher", die von absurden Geschöpfen bevölkert sind und von einer unglaublichen Fabulierlust leben. Aber er hat auch den bemerkenswerten Roman "Wilde Reise durch die Nacht" geschrieben, für den er sich von den Bildern Gustave Dorés inspirieren ließ, einem der produktivsten und erfolgreichsten Illustratoren der europäischen Geschichte. Im Puppentheater Magdeburg kann man erleben, wie dieser Künstler auf sein Leben zurückblickt, sich an mythische Begegnungen erinnert und sich auf den Tod vorbereitet – und das wird in einer beeindruckenden Form auf die Bühne gebracht: Das Ensemble sitzt an einem Tisch und lässt die zahlreichen Gestalten mithilfe der Stimme lebendig werden und zeigt dabei Projektionen von Details aus Dorés Arbeiten sowie Licht- und Schattenspiele. Die Kritikerin Kathrin Singer zeigt sich bei "Fidena" ganz fasziniert, wie allein durch das Spiel mit Stimmen und Geräuschen die Geschichte lebendig wird.

Menschen sitzen an Tischen mit Tontechnik. Im Hintergrund ist die Projektion einer Zeichnung zu sehen.
Die Puppentheater-Adaption von Walter Moers' Roman erinnert in Magdeburg eher an ein Live-Hörspiel. Bildrechte: Jesko Döring

Weitere Informationen "Wilde Reise durch die Nacht" nach dem Roman von Walter Moers

Adresse:
Puppentheater Magdeburg
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
2. Mai, 20 Uhr
3. Mai, 20 Uhr

Musiktheater in Dessau: "Wozzeck" am Anhaltischen Theater

Gewalt erzeugt immer weitere Gewalt – das zeigt auch die Geschichte von "Wozzeck", die Alban Berg nach dem Dramenfragment von Georg Büchner genial vertont hat. Wozzeck steht am unteren Ende der gesellschaftlichen Pyramide: Sein Hauptmann schikaniert ihn, der Militärarzt nutzt ihn für Experimente aus und seine Freundin Marie hintergeht ihn mit dem schönen Tambourmajor. Wozzeck schafft es nicht, sich zu wehren, bis er schließlich im Wahn Marie ertränkt und sich selbst tötet. Am Ende bleibt ihr Sohn zurück und die Frage, wie seine Herkunft ihn beeinträchtigen wird. Das wird in der Inszenierung von Christiane Iven deutlich, die die Geschichte sehr atmosphärisch und ohne große Eingriffe erzählt. Außer eben, dass Wozzeck ständig von seinem Sohn begleitet wird, der in den gleichen durchsichtigen Anzug gekleidet ist wie sein Vater. Die Produktion überzeugt nach den Worten von Kritiker Joachim Lange in "Die deutsche Bühne" auch, weil die expressive Musik und die starke gesangliche Leistung die Geschichte auf der Bühne unterstützen und untermalen.

Zwei Personen liegen wie tot auf einer Bühne mit Kunstpflanzen und schlichten Möbeln, daneben hockt ein kleiner Junge.
Am Ende sind Wozzeck und Marie tot und ihr Sohn bleibt alleine zurück. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen "Wozzeck" von Alban Berg

Adresse:
Großes Haus
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
25. Mai, 16 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. März 2025 | 10:15 Uhr

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