Passagierflugzeug fliegt in die Sonne
Auf Platz 1 der Fernziele bei Urlaubsreisen liegen 2023 derzeit die Kanarischen Inseln nach Umsatzhöhe der verkauften Ferienangebote. Bildrechte: imago/Action Pictures

Reisen 2023 Reiseveranstalter: Boom bei Fernreisen

07. Januar 2023, 05:00 Uhr

Nach dem Corona-Schock der Jahre 2020 und 2021 und einem ersten Anstieg der Umsätze im Jahr 2022 hofft nun die Reisebranche auf die völlige Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau. Insbesondere Fernreisen boomen – trotz steigender Preise. Das ergab eine Anfrage der MDR-Wirtschaftsredaktion bei verschiedenen deutschen Reiseanbietern.

MDR-Wirtschaftsredakteur Frank Frenzel
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Top 3 der beliebtesten Ziele: Kanarische Inseln, Ägypten, Malediven

2023 wird zum Comeback der Fernreisen. Die Deutschen zieht es wieder in die Ferne – so die Einschätzung der deutschen Reiseveranstalter. Nach mauen Corona-Jahren geht es nun auch im Fernreisen-Segment wieder aufwärts, nachdem schon im Vorjahr die Branche bei kurzen und mittleren Destinationen eine Erholung der Umsätze verzeichnen konnte.

Auch beliebt Dominikanische Republik und Thailand

"Die Malediven werden zugerannt", sagt Kerstin Heinen, Pressesprecherin des Reiseverbandes Deutschlands e.V., dem Dachverband der deutschen Reiseanbieter auf Anfrage des MDR. Der kleine Inselstaat im Indischen Ozean liegt dem Verband zufolge nach Umsätzen auf Platz 3 der Top-Ten der umsatzstärksten Winterreiseziele – hinter den Kanaren und Ägypten, wohin es bekanntlich nicht ganz so weit, aber im Winter schön warm ist. Auf den Plätzen 5 und 6 sind mit der Dominikanischen Republik und Thailand zwei weitere Fernreiseziele, die besonders günstig sind.

Die Malediven erzielten dabei bereits im Oktober die Umsatzhöhe des Vor-Corona-Winterhalbjahres 2018/2019. Allerdings: Laut DRV buchen die Deutschen ihre Urlaube – wie seit Beginn von Corona typisch – deutlich kurzfristiger als in früheren Jahren. Im letzten Jahr, so Kerstin Heinen vom DRV, sei wegen Corona die Unsicherheit bei Reisenden noch groß gewesen. Auch ließen die Corona-bedingten Einreisebestimmungen in vielen Ländern nur schwer Fernreisen zu, z.B. in Thailand, wo es damals selbst für Fachleute schwer zu überschauen gewesen sei, in welche Region man unter welchen Bedingungen überhaupt reisen darf.

Die Top-Reiseziele im Winter 2022/2023
Rangfolge nach Umsatzhöhe
Kanarische Inseln
Ägypten
Malediven
Türkei
Dominikanische Republik
Thailand
Vereinigte Arabische Emirate
Mexiko
Mauritius
USA
Quelle: Deutscher Reiseverband e.V.

Preissteigerungen bei Fernreisen zu erwarten

Bei Fernreisen werden laut DRV von der Branche steigende Preise erwartet, insbesondere für Flüge. Das Angebot sei noch nicht so umfangreich wie vor Corona. Doch mit steigender Nachfrage dürften viele Reiseveranstalter Kontingente nachlegen. Deutschlands größter Reiseanbieter TUI bestätigte auf Anfrage des MDR, dass die Preise für Flugreisen aufgrund der teureren Flüge (Kerosinkosten) mehr steigen als auf der Mittelstrecke.

Grundsätzlich würden die Preise für Reisen jedoch weniger steigen als die Gesamtinflationsrate. Für TUI sind in 2023 "eigentlich wieder alle Fernreiseziele bereisbar – damit steigt das Angebot und die Urlauber können wieder Ziele erkunden, die in den letzten drei Jahren nicht angeflogen werden konnten", erklärt Aage Dünhaupt, Unternehmenssprecher von TUI Deutschland.

Von Badeurlaub bis Rundreise

DERTOUR, mit seinen Schwestermarken ITS und Meiers Weltreisen zweitgrößter Reiseveranstalter Deutschlands, sieht im Jahr 2023 eine Rückkehr zu einer "fast uneingeschränkten Reise- und Erlebnisvielfalt" nach der Öffnung nahezu aller Fernreiseziele. Schon im Dezember habe das Unternehmen auf Fernstrecken im Vergleich zum Vorjahr 60 Prozent der Buchungszahlen für den Sommer erreicht. Als Fernreisen-Favoriten gelten bei DERTOUR im Sommer 2023 der Indische Ozean mit den Malediven und Mauritius, die Karibik mit der Dominikanischen Republik und Kuba sowie Mexiko, die USA, Kanada, Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate, aber auch Indonesien und Ostafrika.

"Nach einer langen Phase, in der Faktoren wie Distanz, Privatheit und Sicherheit das Reisen dominiert haben, kehrt der Wunsch zurück, Länder wieder intensiver zu entdecken und vielfältiger zu reisen", sagt Sven Schikarsky, Produktchef von DERTOUR, ITS und Meiers Weltreisen. Dabei gäbe es Angebote von Badeurlaub bis Rundreise. Insgesamt seien 1.800 Rundreisen in 94 Urlaubsländern im Programm. Im Trend lägen dabei individuelle und Kleingruppen-Rundreisen.

Beliebt auch Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels

FTI, drittgrößter Reiseanbieter Deutschlands, sieht ebenfalls die Branche im Aufwind – trotz erheblicher Preissteigerungen: "Die Inflation und steigende Energiekosten werden in vielen Destinationen die Hotelpreise anziehen lassen. Parallel dazu werden die steigenden Treibstoffkosten die Flugpreise – insbesondere auf der Fernstrecke – antreiben. Wir empfehlen daher, möglichst frühzeitig zu buchen, um die derzeitig noch guten Preise mitzunehmen", sagt Susanne Wohlgemuth, oberste PR-Managerin der FTI-Touristik GmbH in München. Was die Umsätze betrifft, so sei man fast auf dem gleichen Niveau wie in der Vor-Coronazeit, also der Saison 2018/19. Zwar hätten nicht ganz so viele Kunden gebucht wie vor der Pandemie, allerdings würden sich mehr Urlauber für höherwertige Angebote entscheiden. Klar sei der Trend zu mehr Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels und zu All-Inclusive-Verpflegung.  

Für Alltours sei der Fernreisemarkt während der Corona-Pandemie zweigeteilt gewesen, so Alexandra Hoffmann, Pressereferentin des Unternehmens. Zwar seien viele asiatische Länder nicht bereist worden, dafür aber viele Länder in der Karibik, die wesentlich früher öffneten. Schon 2021 habe es hier eine erhöhte Nachfrage gegeben, vor allem für die Dominikanische Republik. Ein Trend, der sich auch im Geschäftsjahr 2021/22 fortgesetzt habe. Momentan verspüre das Unternehmen bei Fernreisen noch eine Buchungszurückhaltung, jedoch gleichzeitig eine verstärkte Zunahme preisorientierter Buchungen aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Verunsicherung.

All-inclusive weiter im Trend

Insgesamt, so die Meinung der Branchenvertreter, sei das Interesse an Reisen weiterhin hoch. "Auch in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten verzichten die Menschen nicht auf ihren Urlaub", erklärt z.B. TUI-Deutschland-Unternehmenssprecher Aage Dünhaupt.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage führe bei Urlaubern jedoch zu einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis: "All-Inclusive ist daher so gefragt wie nie zuvor und wird zum Mega-Trend im Sommer 2023", so Dünhaupt.

MDR Wirtschaftsredaktion (Quellen: DRV,TUI, DERTOUR,FTI, Alltours)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 28. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

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