Stromautobahn Südostlink: Experten befürworten vorzeitigen Baubeginn

14. August 2023, 11:18 Uhr

Über eine knapp 540 Kilometer lange Stromautobahn soll künftig grüner Strom von Sachsen-Anhalt über Sachsen und Thüringen nach Bayern transportiert werden. Das Großprojekt ist bekannt als Südostlink. Damit die Trasse wie geplant 2027 in Betrieb gehen kann, sollten ursprünglich Ende 2024 die Arbeiten beginnen. Nun will der für den mitteldeutschen Abschnitt zuständige Netzbetreiber 50Hertz schon früher loslegen. Experten unterstützen die Idee.

Der Netzbetreiber 50Hertz bezeichnet den Zeitplan für den Bau des Südostlinks selbst als amibtioniert. Für den Abschnitt von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zur bayerischen Grenze läuft momentan noch das Planungsfeststellungsverfahren und das soll vor Ende nächsten Jahres nicht beendet sein. Vorher darf also nicht gebaut werden.

Trotzdem will der Netzbetreiber schon Ende dieses Jahres einige Baumaßnahmen vorzeitig umsetzen. Warum, erklärt Axel Happe von 50Hertz so: "Es wird so sein, dass in der Bauphase an sehr vielen verschiedenen Stellen an der Leitung gebaut wird. Dabei gilt: Je mehr man schon fertig hat, desto schneller ist man am Ende fertig."

Konkret geht es darum, dass entlang der geplanten Trasse in Sachsen und Thüringen an einzelnen Abschnitten bereits Bäume gefällt und unterirdische Kanäle für die Stromkabel gebohrt werden, die später dort verlegt werden sollen. Auch zwei Kabelstationen in Königshofen und Altgernsdorf will 50Hertz schon früher als geplant bauen und hat das inzwischen bei der Bundesnetzagentur beantragt.

Bundesnetzagentur: Baumaßnahmen noch nicht genehmigt

Die Behörde teilt MDR AKTUELL dazu auf Anfrage schriftlich mit: "Der vorzeitige Baubeginn kann dazu beitragen, die Umsetzung wichtiger Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Es handelt sich dabei um ein bewährtes Instrument zur schnelleren Realisierungen besonders komplexer Vorhaben."

Die Bundesnetzagentur betont aber auch, dass die vorzeitigen Baumaßnahmen noch nicht genehmigt seien. Entschieden werde erst, wenn die Öffentlichkeitsbeteiligung für das eigentliche Verfahren durch ist. Dies ist voraussichtlich im August der Fall.

Aber selbst wenn die Bundesnetzagentur die Anträge bewilligt, muss 50Hertz noch eine weitere Hürde nehmen, um mit den Arbeiten beginnen zu können. Der Netzbetreiber muss die Eigentümer der betroffenen Grundstücke um Erlaubnis bitten. Axel Happe erklärt: "Wir haben parallel zu der Antragsstellung mit der Ansprache der Flurstückseigentümerinnen und -eigentümer begonnen. Wir haben in großen Teilen auch schon Zustimmung erhalten."

Restrisiko für 50Hertz

Aber auch mit der Zustimmung der Grundstückseigentümer bleibt für 50Hertz ein Restrisiko. Wirtschaftswissenschaftler Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden erklärt dazu: "Falls da hinterher herauskommt, dass die bauen und es nicht dürfen, weil irgendwelche Einwände oder Bürgerproteste dort stattfinden, dann müssen die es im Zweifel zurückbauen. Das Risiko wird 50Hertz aber sicherlich vorher abgeschätzt haben."

Das bestätigt auch die Bundesnetzagentur. Demnach werden nur Baumaßnahmen vorzeitig zugelassen, die ohne Weiteres rückgängig gemacht werden können. Trotz des Restrisikos befürwortet Joachim Ragnitz dieses beschleunigte Verfahren, damit die Klimaziele rechtzeitig erreicht werden können.

Öko-Institut: Wichtiger Kompromiss

Zustimmung dafür bekommt er von Christian Matthes. Er ist Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik beim Öko-Institut: "Bei Leitungsbauprojekten führen Planungsverfahren fast nie dazu, dass die Projekte aufgegeben werden. Aber Planungsverfahren brauchen Zeit und dauern oft lange. Deswegen ist der vorzeitige Baubeginn ein interessanter und wichtiger Kompromiss, um die Prozesse zu beschleunigen."

Heißt also: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bundesnetzagentur die Anträge von 50Hertz bewilligt, ist hoch und damit auch ein Baustart noch in diesem Jahr.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. August 2023 | 06:00 Uhr

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