Erneuerbare Energie Solarzellenhersteller Meyer Burger baut Produktion in den USA aus
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15. Juni 2023, 11:26 Uhr
Das Solarunternehmen Meyer Burger hat in einem Brief an Finanzminister Christian Lindner damit gedroht, neue Standorte nicht in Deutschland, sondern in den USA zu bauen. Dort gebe es deutlich mehr Subventionen. Meyer Burger ist aktuell der einzige große Solarzellenhersteller Europas und hat Standorte unter anderem in Bitterfeld-Wolfen und Freiberg. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze zeigt Verständnis für die Äußerungen des Unternehmens.
- Der Solarhersteller Meyer Burger plant einen neuen Produktionsstandort in den USA.
- Bestehende Werke in Sachsen-Anhalt und Sachsen seien nicht in Gefahr, so eine Unternehmenssprecherin.
- Die EU befürchtet, dass weitere Unternehmen in die USA abwandern.
Das Solarunternehmen Meyer Burger siedelt wegen dort winkender Milliarden-Subventionen Produktionskapazitäten in den USA an. Das Unternehmen kündigte am Mittwoch einen langjährigen Abnahmevertrag mit dem Großhändler BayWa für Solarzellen aus US-Produktion an und verwies dabei explizit auf das Subventionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA): Es gehe darum, "die heimische Solarindustrie in den USA zu unterstützen".
Der Inflation Reduction Act (IRA) Der IRA ist ein US-Förderprogramm mit einem Volumen von 360 Milliarden Dollar. Damit will die US-Regierung die hohe Inflation im Land bekämpfen. Es sieht Investitionen in den Klimaschutz und Soziales vor. Subventionen und Steuergutschriften sind daran geknüpft, dass Unternehmen US-Produkte verwenden oder in Amerika produzieren. In der Bundesregierung und der EU gibt es deshalb die Befürchtung, dass Unternehmen neue Standorte in anderen Weltregionen aufbauen oder Arbeitsplätze dorthin verlagern könnten, wenn sie hier nicht ebenfalls mit Steuergeld unterstützt werden.
Am Dienstag hatte "ZDF heute" berichtet, dass das Unternehmen in einem Schreiben an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gedroht hatte, seine Produktion in Deutschland nicht weiter auszubauen, sondern in den USA zu investieren. Als Grund nannte die Schweizer Firma demnach die massiven Subventionen, die die US-Regierung zahlen würde.
Entscheidung über Solarförderung in Deutschland gefordert
Eine Unternehmenssprecherin sagte, es gehe nicht darum, die bestehenden Werke infrage zu stellen. Es werde weiterhin produziert. Offen sei jedoch, wo Meyer Burger zukünftig investieren werde. In Europa gebe es derzeit nicht genügend Förderanreize, um beim Ausbau der Produktion international wettbewerbsfähig zu bleiben. In den USA würden hingegen Zuschüsse im dreistelligen Millionenbereich in Aussicht gestellt. Meyer Burger zufolge muss im Sommer eine Entscheidung fallen, ob auch Deutschland die Solarbranche massiv unterstützen wird.
Wirtschaftsminister Schulze plädiert für bessere Rahmenbedingungen
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) zeigt Verständnis für die Äußerungen des Solarzellenherstellers. Die Aussagen seien fast schon ein Hilferuf in Richtung Bundesregierung und EU, sagte Schulze dem MDR. Tatsächlich sei die weltmarktfähige Produktion zurzeit in anderen Ländern günstiger als in Deutschland und Europa, bestätigte Schulze.
Er plädierte dafür, bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen, damit sie in Deutschland bleiben. Man müsse sich die Frage stellen, ob Gelder richtig verteilt würden, so der Minister weiter. Beispielsweise gebe Deutschland zehnmal mehr für Sozialleistungen aus als für Wirtschaft. Unternehmen bräuchten aber gute Rahmenbedingungen. Mit einer De-Industrialisierung hätte Deutschland in fünf oder zehn Jahren ein viel größeres Problem.
USA fördert Neuansiedlungen mit Subventionsprogramm
Meyer Burger ist derzeit nach ZDF-Angaben der einzige Solarzellenhersteller in Europa. Gegründet in der Schweiz, entwickelt das Unternehmen dort Solarzellen und -module, die bislang in Deutschland gefertigt werden. In Sachsen-Anhalt hat Meyer Burger eine Produktionsstätte mit 350 Mitarbeitenden in Thalheim, einem Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen. In Sachsen gibt es weitere Werke in Freiberg und Hohenstein-Ernstthal.
Eigentlich war geplant, die Produktionskapazität deutlich zu steigern. Nun stellt das Unternehmen den Ausbau laut ZDF-Bericht jedoch in Frage. "In den USA rollt man uns für Neuansiedlungen von Werken und Absatz von Solarmodulen den roten Teppich aus", zitierte ZDF heute aus dem Brief von Meyer Burger an Finanzminister Lindner. Und: "Passende Gebäudekomplexe haben wir schon gefunden." Wie das Unternehmen mitteilte, setzt man vor allem auf eine Fertigungsstätte in Goodyear im Bundesstaat Arizona. Der Bau eines Werks für zwei Gigawatt Leistung werde derzeit abgeschlossen. 500 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Das Subventionsprogramm "Inflation Reduction Act" (IRA) der US-Regierung sieht milliardenschwere Unterstützung für Unternehmen vor, die die Fertigung von Zukunftstechnologien wie Autobatterien, Windräder oder Solarzellen in den USA ansiedeln. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten befürchten, dass dies auf Kosten des Standorts Europa geschehen könnte. Befürchtet werden Abwanderungen von Unternehmen.
dpa, MDR (Maren Wilczek, Annekathrin Queck) | Erstmals veröffentlicht am 13.06.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. Juni 2023 | 17:00 Uhr
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