Ein Mitarbeiter steht bei der Qualitätskontrolle an einer Produktionslinie für Solarmodule im Werk der Meyer Burger Technology AG
Die Solarzellenfabrik von Meyer Burger in Thalheim ist die einzige dieser Art in Europa. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Erneuerbare Energien EU will Solarproduktion in Europa stärken

14. Februar 2023, 05:00 Uhr

Bei Bitterfeld-Wolfen gibt es derzeit die einzig große Produktion von Solaranlagen in Europa. Der Solarmarkt in der Europäischen Union ist ins Stocken geraten und es besteht eine starke Abhängigkeit von China. Das asiatische Land dominiert den Markt. Die EU-Kommission möchte nun die Produktion in der EU stärken. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther hat da klare Forderungen an Brüssel.

Es ist derzeit die einzige große Fabrik für Solarzellen in Europa. In Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen befindet sie sich. Jochen Fritsche, Fertigungsleiter bei Meyer Burger, steht vor einem Förderband. Zelle um Zelle zieht vorbei. Das Unternehmen, erzählt Fritsche, habe sich bewusst für eine Fertigung in Deutschland entschieden.

"Wir stellen die Zellen in Europa und vor allem auch in Deutschland her, damit es eine geschlossene Wertschöpfungskette wieder in Europa gibt. Wir werden unsere Kapazität hier am Standort für die Solarzellenfertigung in den nächsten Jahren verdoppeln. Es lohnt sich. Der Markt ist hungrig auf unsere Produkte", betont der Unternehmer.

Starke Abhängigkeit von China

Bislang dominiert China diesen Solarmarkt – und zwar in allen Fertigungsstufen. Für sogenannte Wafer, einem Vorprodukt für Solarzellen, ist China nahezu der einzige Hersteller weltweit. Wenn das Land einen Exportstopp auf Wafer verhängen würde, bekäme Europa ein großes Problem, sagt Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme: "Dann kann hier in Europa keine Zellfertigung stattfinden, weil keine Wafer vorhanden sind. In Konsequenz kann dann auch keine eigenständige Modulfertigung stattfinden. Und wir sind letztendlich komplett abhängig von einem einzigen Land dieser Welt. Das heißt, das ist eine noch viel stärkere Abhängigkeit als wir es jetzt erlebt haben in der Gaskrise, wo es immerhin einen Weltmarkt gibt, wo man woanders einkaufen kann."

EU erarbeitet "Grünen Industrieplan"

Bett plädiert deswegen schon länger dafür, sämtliche Herstellungsschritte für Solaranlagen wieder in Europa anzusiedeln. Und die Politik sieht das inzwischen ähnlich. Die EU-Kommission arbeitet an einem sogenannten "Grünen Industrieplan". Er könnte eine staatliche Förderung für den Aufbau von Solarfabriken möglich machen.

Derweil will Sachsens Umweltminister Wolfram Günther Europas Regionen mit Solarambitionen vernetzen. Es gehe nicht darum, China komplett abzulösen, sagt Günther, sondern um eine eigene Solarindustrie in relevanter Größe: "Wir brauchen jetzt strategische Entscheidungen, dass die EU es auch wieder unterstützt, dass dies passiert. Deswegen brauchen wir hier einen gesamteuropäischen Antritt, deswegen schließen wir uns als Sachsen hier mit anderen europäischen Regionen zusammen, damit wir gemeinsam die Rahmenbedingungen jetzt schaffen, damit die Solarindustrie in Europa wieder groß werden kann."

Forscher: Europa kaum teurer als China

Doch wie schnell kann das gelingen? Fraunhofer-Forscher Bett sagt, auch mit EU-Förderung müsse man schon zwei bis vier Jahre einplanen. Notwendige Rohstoffe wie Quarz, Silizium oder Kupfer bekäme man von verschiedenen Ländern. Am Ende müsse die europäische Solaranlage nicht viel teurer werden als die chinesische. "Wenn gleiche Rahmenbedingungen geschaffen werden, und das ist eine wichtige Einschränkung, dann sind wir in Europa ein bisschen teurer. Das ist aber gut zu kompensieren, weil eben der Transport von China nach Europa etwa 10 Prozent der Gesamtkosten ausmacht. Und das bisschen teurer liegt genau in diesem Range."

Bett sagt, die chinesischen Anlagen seien vor allem deshalb billig, weil China seine Solarindustrie schon seit Jahren subventioniere. Auch die USA hätten ein Subventionsprogramm. Europa, so sieht es der Forscher, müsse reagieren. Sonst bleibe die Abhängigkeit vom Ausland auch bei erneuerbaren Energien bestehen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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