Notfallversorgung Was kostet ein Rettungshubschrauber?
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26. September 2024, 12:38 Uhr
Im Notfall kann der Einsatz eines Rettungshubschraubers über Leben und Tod entscheiden. Um eine bestmögliche Versorgung gewährleisten zu können, müssen die Hubschrauber mit wichtigen medizinischen Geräten ausgestattet sein – das ist teuer. Wir zeigen, wie viel die Austattung sowie ein Einsatz kosten und wer das eigentlich bezahlt.
Neben Rettungswagen (RTW) können in einem Ernstfall auch Rettungshubschrauber (RTH) im Einsatz sein. Tagsüber kann laut Deutschlandatlas ein Hubschrauber innerhalb von 15 Minuten Flugzeit am Einsatzort sein – unabhängig davon, wo man sich in Deutschland befindet. Die ADAC Luftrettung betreibt nach Angaben auf ihrer Website drei 24-Stunden-Stationen, ansonsten heißt es: "Alle anderen Stationen der ADAC Luftrettung sind von 7:00 Uhr morgens (frühestens Sonnenaufgang) bis zum Sonnenuntergang im Einsatz."
Da die Deutsche Luftrettung Ländersäche ist, können unterschiedliche Organisationen die Rettungshubschrauber betreiben. Jedes Bundesland kann dabei für sich entscheiden, welche Organisationen sie mit der Luftrettung beauftragt. Neben der ADAC Luftrettung gibt es zum Beispiel noch die DRF Luftrettung, die Johanniter Luftrettung und die Luftrettung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat. Alle RTH tragen den Funknamen Christoph – benannt nach dem Heiligen St. Christophorus, dem Schutzpatron der Reisenden – und dahinter eine Bezeichnung für die jeweilige Luftrettungsstation.
Welche Aufgaben haben die Rettungshubschrauber?
Sie werden vor allem für die schnelle Notfallversorgung und den Transport von Kranken oder verunfallten Patienten in Kliniken eingesetzt. Je nach Region übernehmen die Hubschrauber aber auch Sonderaufgaben, wie zum Beispiel die Berg- oder Wasserrettung.
Außerdem gibt es noch die Intensivtransporthubschrauber. Sie fliegen vor allem, wenn Patienten von einem Krankenhaus in ein anderes verlegt werden müssen.
Mehrere Millionen Euro Anschaffungskosten
Von der Luftrettungsstation in Schkeuditz aus fliegen Christoph 61 und 63 zu ihren Einsätzen. Bereits die Anschaffung eines RTH kostet viel Geld. "Also dieser Hubschrauber EC135 kostet, wenn man ihn ab Werk abholt, zwischen 7,5 und 8 Millionen Euro", sagt Daniel Hecht, ADAC-Regionalleiter für den Flugbetrieb.
Hinzu kommen dann noch die Kosten für den Ausbau des Hubschraubers, denn dieser wird nur mit einem Sitz ausgeliefert, sowie für das medizinische Equipment. In einem RTH befinden sich sowohl die Ausstattung eines Rettungswagens als auch die eines Notarztautos, wie Daniel Hecht erläutert. Dazu gehören zum Beispiel ein EKG-Gerät mit Luftfahrtzulassung für 35.000 Euro und ein Beatmungsgerät für 20.000 Euro. "Wenn man alles zusammenrechnet, inklusive Ausbau, Möbel, Trage, Einbauten, die Geräte sind wir bei ungefähr 250.000 Euro zusätzlich", zählt er auf.
Alles in allem macht das etwa 8.250.000 Euro für einen einsatzbereiten Rettungs- und Transporthubschrauber. Noch teurer wird es, wenn der Hubschrauber auch zur Berg- oder Wasserrettung eingesetzt werden soll. Dann wird zusätzliches Equipment für rund 500.000 Euro benötigt, wie eine Rettungswinde und Haltegurtsysteme.
Rettungseinsätze nach Flugminuten abgerechnet
Die Anschaffung eines Rettungshubschraubers schlägt preislich bereits zu Buche, aber auch die laufenden Kosten summieren sich schnell. Dazu gehören neben dem Gebäude auch das Personal, die Verwaltung sowie Verbrauchsmaterial, Kraftstoff, Wartungen und Reparaturen. "Wenn man alles runterrechnet, auf eine Laufzeit von zehn Jahren, landet man schon bei vier Millionen Euro im Jahr", erklärt Daniel Hecht gegenüber dem MDR.
Rettungseinsätze werden über die Flugminuten abgerechnet. Die Betreiber der Luftrettung kalkulieren den Flugminutenpreis jährlich neu und verhandeln ihn dann mit den Ländern beziehungsweise Kommunen und den Krankenkassen als Kostenträgern, teilt der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) - Landesvertretung Thüringen auf MDR-Anfrage mit.
Wie die Flugminutenpreise zustande kommen, weiß Doktor Claudia Beutmann vom vdek Sachsen: "Der Flugminutenpreis setzt sich zusammen aus einer Divisionsrechnung. Man hat die angenommenen Gesamtkosten, die anfallen für so einen Flugbetrieb, geteilt durch die geflogenen Flugminuten." Das bedeutet, dass die Auslastung einer Luftrettungsstation den Preis maßgeblich mitbestimmt. Und: Die Flugminutenpreise unterscheiden sich in jedem Bundesland, sogar bei jeder Flugrettungsstation, weil jede Station andere Ausgaben hat. Nach Angaben des vdek Sachsen liegt im Freistaat der Preis pro Flugminute in diesem Jahr zwischen 94 Euro und 114 Euro. Der vdek Sachsen-Anhalt gibt für das benachbarte Bundesland einen höheren Preis an: zwischen 120 Euro und 134 Euro.
Wie viele Rettungseinsätze fliegt ein Hubschrauber im Jahr?
Die Einsatzzahlen für die beiden in Schkeuditz stationierten Hubschrauber lagen 2023 im vierstellingen Bereich. Chrisoph 61 ist zu 1.405 und Christoph 63 zu 1.245 Einsätzen geflogen.
Quelle: rth.info
Im Notfall zahlt die Krankenkasse
Die Krankenkassen zahlen die Rettungsflüge, wenn der Einsatz medizinisch notwendig ist. "Das entscheidet der Disponent in der Rettungsleitstelle. Das heißt, es braucht eine medizinische Versorgung durch den Notarzt und gegebenenfalls auch noch den Weitertransport in ein Klinikum oder eine Notaufnahme", sagt Claudia Beutmann vom vdek Sachsen. Wichtig: In Deutschland wird zwischen Rettung und Bergung unterschieden. Die Kosten für Letztere werden nach Angaben von Finanztip nicht von der Krankenkasse übernommen. Wenn man sich beim Wandern zum Beispiel einfach nur verlaufen hat, dann ist es keine Rettung, sondern eine Bergung. Die zahlt die Krankenkasse nicht.
Um unerwartete Kosten zu vermeiden, empfehlen Verbraucherschützer den Abschluss einer Unfallversicherung, die auch Suche und Bergung mit abdeckt. Auch eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein oder eine Auslandskrankenversicherung können nach Angaben von Finanztip sinnvoll sein.
MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 24. September 2024 | 20:15 Uhr