Güterverkehr Wie kommt der Ausbau von Lkw-Stellplätzen voran?
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29. Dezember 2022, 09:05 Uhr
Der Schwerlastverkehr in Deutschland hat massiv zugenommen. Eine Folge ist: Lkw-Fahrer suchen nachts verzweifelt nach Stellplätzen auf überfüllten Rastanlagen. Mitunter parken die Brummis in Ein- oder Ausfahrten der Anlagen. Ein Sicherheitsrisiko, wie der ADAC in einer Studie festgestellt hat. Was wird unternommen, um dieses Problem zu beseitigen?
- Nach Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen gibt es zu wenige Stellplätze für Lkw an Autobahnen.
- Der Neubau von Lkw-Rastflächen ist kompliziert, einfacher ist die Sanierung bestehender Parkplätze.
- Es gibt alternative Überlegungen wie Parkplatzsuche per App.
Wer nachts auf Autobahnen unterwegs ist, der könnte das eine oder andere Mal gesehen haben, wie Lkw die Einfahrten von Rastanlagen regelrecht zuparken. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen die StVO, es ist auch lebensgefährlich.
Die Ursachen für diese Situation seien klar, so Frank Huster, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Spedition und Logistik. Er sagt: "Für Lkw-Fahrer gibt es gesetzliche Ruhezeiten und deshalb müssen die Fahrzeuge regelmäßig parken. Die Güterverkehrsnachfrage steigt kontinuierlich, demzufolge steigt auch die Nachfrage nach Parkplätzen." Die Bautätigkeiten stiegen zwar auch, hielten aber mit dem Verkehrswachstum überhaupt nicht Schritt.
Großer Mangel an Parkplätzen
Zu diesem Ergebnis kam 2018 auch die Bundesanstalt für Straßenwesen. Sie überprüfte die Kapazitäten von Lkw-Stellplätzen. Das ernüchternde Fazit: 70.000 Lkw-Stellplätze waren vorhanden, 90.000 wurden aber gebraucht – Tendenz steigend.
Betroffen vom Lkw-Stellplatzmangel sind auch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im Bundesvergleich sei der Anteil des Schwerverkehrs am Gesamtverkehr in Mitteldeutschland sogar am größten, so Tino Möhring von der Niederlassung Ost der Autobahn GmbH, die für die Instandhaltung der mitteldeutschen Autobahnen zuständig ist. Kein Wunder, denn der Lkw-Transitverkehr von Ost- nach Westeuropa sowie von Süd- nach Nordeuropa nutze sehr stark die A4 und die A9, so Möhring.
Folglich sei der Bedarf an Lkw-Stellplätzen hoch, sagt er: "Momentan ist es so, dass wir etwas weniger als 10.000 Stellflächen im Niederlassungsgebiet haben. Dem gegenüber steht ein errechneter Bedarf von etwas mehr als 12.000. Jetzt könnte man denken: Na gut, bauen wir 2.000 oder 3.000 Stellflächen – doch so einfach ist das nicht."
Problem beim Neubau
Denn neue Rastplätze mit Lkw-Parkflächen würden nur dort gebaut, wo auch neue Autobahnen entstünden, so Möhring. An bereits existierende Autobahnen extra neue Rastanlagen mit Parkflächen zu bauen, sei im Grunde unmöglich. Deutlich besser sei es, bestehende Anlagen auszubauen. Möhring zufolge könnte nach einer Sanierung aus einem Parkplatz mit beispielsweise 30 Stellflächen auch mal 50 werden. Das könne mit relativ geringem Aufwand und in kurzer Zeit erreicht werden.
Auf diese Weise seien 300 zusätzliche Lkw-Stellplätze in Mitteldeutschland geschaffen worden und 500 weitere in Planung, so Möhring. Auch werde über eine App nachgedacht, die anzeigen könne, wo wie viele Stellplätze gerade frei seien.
Oder sogenanntes Block-Parken, das bedeutet: Mehrere Lkw fahren und parken gemeinsam. Es gebe auch Initiativen, mehr Autohöfe zu bauen, so Möhring, z.B. in autobahnnahen Gewerbegebieten, die dann auch privat betrieben würden. Nur alle genannten Maßnahmen gemeinsam könnten helfen, den Lkw-Stellplatz-Mangel zu beheben.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 29. Dezember 2022 | 08:00 Uhr