Bearbeitungsdauer Kfz-Versicherung: Schadensregulierung dauert immer länger
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18. Januar 2025, 05:00 Uhr
Die Bearbeitungsdauer bei den Kfz-Versicherungen dauert derzeit immer länger. Das könnte noch immer an Corona-Nachwehen und dem Fachkräftemangel in der Versicherungsbranche liegen. Die Verbraucherzentrale Sachsen bietet in so einem Fall Hilfe an. Einige Versicherungen wollen mehr Personal einstellen.
- Bei der Schadensregulierung der Kfz-Versicherung kommt es zu immer längeren Wartezeiten.
- Fachanwalt Christian Janeczek macht dafür den Stau während der Corona-Pandemie und den Fachkräftemangel in der Versicherungsbranche verantwortlich.
- Laut den Versicherungen hingegen liegt die Ursache beim Fachkräftemangel in den Werkstätten und bei mehr Schäden durch Extremwetterereignisse.
In Verbraucherforen häufen sich derzeit Beschwerden über die Bearbeitungsdauer bei den Kfz-Versicherungen. Ein Nutzer schreibt: "Die Bearbeitung meines Schadensfalls hat anderthalb Monate gedauert. In dieser Zeit war mein Auto nicht verkehrstüchtig." Ein anderer beschwert sich ebenfalls: "Keiner fühlt sich verantwortlich, es gibt keine festen Ansprechpartner, und der Fall wird nicht bearbeitet."
Den Eindruck, dass die Schadensregulierung immer länger dauert, hat auch Christian Janeczek. Er ist Fachanwalt für Verkehrsrecht bei der Kanzlei Roth und Partner aus Dresden, die pro Jahr etwa 1.000 solcher Fälle bearbeitet. Das Problem sei größer geworden.
Fachkräftemangel in der Versicherungsbranche
Der Fachanwalt beobachtet die längeren Wartezeiten insbesondere seit Ausfließen der Corona-Zeit: "Es kann sein, dass durch einen hohen Krankheitsstand damals schon Fälle aufgestaut worden sind und man der Welle folgt, aber die Fälle nicht abbauen kann."
Janeczek vermutet, dass auch der Fachkräftemangel in der Versicherungsbranche für den Bearbeitungsstau sorgt. Der liege zum Teil bei acht oder mehr Wochen. Zeit, in der oft ein hoher Kostendruck auf den Versicherten lastet: "Wenn ich den Reparatur-Auftrag auslöse, bin ich der Schuldner gegenüber der Werkstatt. Dann ist es eine sehr unbefriedigende Situation, wenn ich aus meiner Sicht zwar einen Anspruch gegenüber dem Versicherer habe, dieser aber nicht befriedigt wird. Man weiß auch nicht, welche Einwände im Zweifel kommen."
Hilfe von Verbraucherzentralen und dem Anwalt
Wer in so einem Fall Hilfe braucht, kann sich zum Beispiel an die Verbraucherzentrale Sachsen wenden. In Thüringen und Sachsen-Anhalt dagegen wird der Service nicht angeboten.
Wer das Verfahren beschleunigen will, dem wird empfohlen, sich einen Anwalt zu suchen. Der kenne die Fristen und könne im Ernstfall auch Klage einreichen, erklärt Janeczek. "Wenn ich einen Versicherer in Anspruch nehme, muss ich dem einen Prüf- und Überlegungszeitraum einräumen und kann Ansprüche für den Geschädigten erst einklagen, wenn dieser Zeitraum abgelaufen ist – also frühestens nach vier bis sechs Wochen."
Mehr Fallzahlen durch Extremwetterereignisse
Einer der Big-Player im Kfz-Sektor ist die HUK-Coburg. Die Versicherung bearbeitet nach eigenen Angaben über zwei Millionen Schäden pro Jahr. Angesprochen auf Beschwerden von Kunden teilt die HUK-Coburg auf Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit: "Die Kfz-Schadenregulierung ist meist sehr komplex. Neben der Schuldfrage müssen viele Details geklärt werden. Danach kann eine Regulierung zügig – innerhalb weniger Tage – erfolgen."
Verzögerungen erklärt die Versicherung unter anderem mit Problemen in Kfz-Werkstätten: "Hier zeigt sich mittlerweile der Fachkräftemangel aber auch die teilweise verzögerte Verfügbarkeit von Ersatzteilen deutlich. Insbesondere in den Werkstätten kann es darum zu längeren Wartezeiten kommen."
Ein weiterer Grund für längere Bearbeitungszeiten seien immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse. Dadurch würden die Fallzahlen plötzlich stark ansteigen. So argumentiert auch der andere Branchen-Primus – die Allianz.
Wie lang die durchschnittliche Bearbeitungszeit bei Kfz-Schäden aktuell ist, dazu äußern sich beide Versicherungen nicht. Die HUK-Coburg erklärt aber, dass man mehr Personal eingestellt habe. Die Allianz dagegen setzt nach eigenen Angaben auf digitale Lösungen wie zum Beispiel eine Online-Schadenmeldung.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 18. Januar 2025 | 06:38 Uhr
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