Alexander Wiesner (AfD), Landtagsabgeordneter, kommt vor Beginn der Sitzung des Sächsischen Landtages in den Plenarsaal.
Die AfD im Sächsischen Landtag hatte den Abgeordneten Alexander Wiesner für den Vorsitz des Fachausschusses für Verfassung, Recht und Europa nominiert. Das lehnen mehrere Parteien im Landtag ab. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Sächsischer Landtag Breite Ablehnung gegen AfD-Mann Wiesner als Ausschuss-Vorsitzenden

17. Januar 2025, 22:11 Uhr

Die AfD im Sächsischen Landtag hat Alexander Wiesner als Ausschussvorsitzenden nominiert. Das lehnen CDU, SPD, Grüne und Linke ab. Die Parteien befürchten, dass Wiesners Kontakt zu einem mutmaßlichen Rechtsextremisten aus der Gruppe der "Sächsischen Separatisten" dem Ansehen des Landesparlamentes schaden könnte. Doch auch die eigenen früheren Positionen des AfD-Mannes sehen die Parteien als problematisch.

In Sachsen lehnen CDU, SPD, Grüne und Linke den AfD-Kandidaten für den Vorsitz im Ausschuss für Verfassung, Recht und Europa ab. Die Parteien erklärten, der AfD-Abgeordnete Alexander Wiesner sei für diese Position untragbar. Wiesner war für den Ausschussvorsitz von der AfD nominiert worden. Die Koalitionsparteien CDU, SPD sowie Oppositionsparteien Grüne und Linke bezeichneten die Besetzung als völlig inakzeptabel und schädlich für das Ansehen des Hauses.

AfD-Mann soll mutmaßlichen Rechtsextremisten beschäftigt haben

Wiesner habe einen Mitarbeiter beschäftigt, der als mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen "Sächsischen Separatisten" verhaftet worden sei, erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Sören Voigt.

Im November verhaftete die Bundesanwaltschaft acht Männer in Sachsen und Polen, die der rechtsextremistischen Terrorvereinigung "Sächsische Separatisten" angehören sollen. Darunter ist auch der AfD-Lokalpolitiker Kurt Hättasch, der im Landtagsbüro Wiesners arbeitete. Wiesner habe ihm sofort nach Bekanntwerden der Festnahme gekündigt, teilte die AfD-Landtagsfraktion im November mit.

Landesvorsitzender in rechtsextremistischer Jugendorganisation

Doch auch Wiesners eigene Positionen seien problematisch, sagte der CDU-Politiker. "Er selbst war bis vor kurzem noch Kreischef und Landesvorsitzender der Jungen Alternative in Sachsen, die sowohl vom Bundesamt für Verfassungsschutz als auch vom Landesamt für Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft ist."

Laura Stellbrink (SPD), Landtagsabgeordnete, steht im Foyer des Landtags.
Aus Sicht der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD im Sächsichen Landtag, Laura Stellbrink, ist Alexander Wiesner in der Position als Ausschussvorsitzender nicht tragbar. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Die benannte Personalie ist für uns und das Ansehen dieses Hohen Hauses nicht tragbar.

Laura Stellbrink Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD im Sächsichen Landtag

Ähnlich sieht es die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD, Laura Stellbrink: "Die benannte Personalie ist für uns und das Ansehen dieses Hohen Hauses nicht tragbar."  

Linke erwägen Antrag zur Abwahl Wiesners

Die Parlamentsgeschäftsführerin der Linken, Luise Neuhaus-Wartenberg, schloss einen Abwahlantrag nicht aus. Die Linken-Politikerin sagte dazu: "Es ist schlimm genug, dass die AfD auf den Vorsitz des Verfassungs-, Rechts- und Europaausschusses zugreifen konnte. Dass die Verfassungsfeinde aber ausgerechnet Alexander Wiesner für diesen Posten benannt haben, können wir nicht hinnehmen."

Luise Neuhaus-Wartenberg spricht 2020 im Landtag zu den Abgeordneten.
Dass Alexander Wiesner den Posten für den Fachausschuss für Verfassung, Recht und Europa übernehmen soll, könne man nicht hinnehmen, sagt die Parlamentsgeschäftsführerin der Linken, Luise Neuhaus-Wartenberg. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Dass die Verfassungsfeinde [...] ausgerechnet Alexander Wiesner für diesen Posten benannt haben, können wir nicht hinnehmen.

Luise Neuhaus-Wartenberg Parlamentsgeschäftsführerin der Linken im Sächsischen Landtag

Mit ihrer Besetzung untergrabe die AfD nicht nur das Ansehen des Gremiums, sondern auch das der Demokratie und der parlamentarischen Institutionen, sagte Katja Meier für die Grünen im Sächsischen Landtag. "Ein Abgeordneter, der Mitglieder der rechtsextremen Terrororganisation 'Sächsische Separatisten' beschäftigt hat, ist als Ausschussvorsitzender nicht tragbar", sagte sie.

BSW: Positionierung noch unklar

Wie sich das BSW Sachsen zur Nominierung Alexander Wiesners als Ausschussvorsitzenden verhält, ist noch unklar. Auf Anfrage von MDR SACHSEN teilte die Pressesprecherin der Partei am Freitagabend mit, dass es aktuell noch keine offizielle Stellungnahme gibt.

Für Abwahl sind 45 Abgeordnetenstimmen nötig

Laut Geschäftsordnung kann der Sächsische Landtag mit der Mehrheit seiner Mitglieder - 61 von 120 Parlamentariern - einen Ausschussvorsitzenden abberufen. Um den Antrag zu stellen, sind die Unterschriften von 45 Abgeordneten vonnöten. CDU, SPD, Grüne und Linke stellen insgesamt 64 Abgeordnete.

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MDR (phb)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 17. Januar 2025 | 17:00 Uhr

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