Rohstoffe aus China Gallium und Germanium: Was bedeuten die Exportbeschränkungen?
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17. August 2023, 07:56 Uhr
Gallium und Germanium – das sind zwei Metalle, die kaum einer kennt. Trotzdem haben sie eine große Bedeutung bei der Produktion von Halbleitern. Weltweit wichtigster Lieferant ist China. Doch das Land hat die Ausfuhren beschränkt. Auch deutsche Firmen müssen in China nun Exportlizenzen beantragen, wenn sie Gallium und Germanium kaufen wollen. Ob und wie schnell sie die bekommen, ist unklar. Betroffen ist auch ein sächsisches Unternehmen.
- Harz ist verhalten optimistisch auf baldige Lieferungen von Gallium und Germanium aus China.
- Es gibt auch andere Möglichkeiten, die beiden Metalle zu beziehen, außerhalb von China.
Michael Harz, der Chef von Compound Materials in Freiberg, sagt, er habe schon geahnt, dass der Zoff zwischen den USA und China für ihn zum Problem werden könnte. Und so hat er Gallium-Vorräte angelegt. Das hilft ihm jetzt. Denn die sächsische Firma ist der größte Hersteller von Gallium-Arsenid weltweit. Der Halbleiter-Werkstoff steckt vor allem in Mobiltelefonen. Die Frage ist nun: Was passiert, wenn Harz die Vorräte ausgehen.
Harz erklärt: "Momentan verlässt kein Gallium China. Die Ausfuhrkontrollen sind seit 1. August wirksam. Wie China diese Kontrollen handhaben wird, ist bislang unbekannt. Es ist begründet worden mit dem Interesse der nationalen Sicherheit. Wir werden also Fragen beantworten müssen wie Nutzer, Endverbraucher, Endanwendungen und dergleichen. Und dann wird man sehen, wie die chinesische Regierung diese Ausfuhrbeschränkungen handhabt."
Verhalten optimistisch
Harz ist verhalten optimistisch, dass China bald wieder liefert. Er glaubt, es gehe dem Land darum, die militärische Nutzung von Gallium und Germanium auszuschließen. Außerdem kaufe China verarbeitete Gallium-Produkte zurück. Das Land habe an einer Eskalation deshalb kein Interesse. Auch bei der staatlichen Deutschen Rohstoffagentur warnt Maren Liedtke vor Panik. Bislang plane China Exportkontrollen, aber kein Exportverbot.
Liedtke sagt: "Es gibt also auch hier Spielraum bei der Entscheidung, an wen weiterhin geliefert werden darf. Und da hoffen wir natürlich, dass wir auch in Zukunft in Deutschland Gallium, Germanium und die Verbindung aus China beziehen können. Aber wie die Zukunft wirklich aussieht, weiß man nie zu sagen."
Liedtke plädiert dafür, sich nach alternativen Lieferanten umzusehen. China deckt den weltweiten Galliumbedarf derzeit zu rund 80 Prozent, bei Germanium sind es 60 Prozent. Da Sachsens Chipindustrie auf die Metalle angewiesen ist, setzt auch Frank Bösenberg vom Branchenverband Silicon Saxony auf zusätzliche Lieferanten.
Bösenberg erklärt: "Die Abhängigkeit von nur einer Quelle, insbesondere wenn die in China ist, ist aus keinerlei Sicht ratsam. Und da ist noch eine große Aufgabe zu tun. Nicht nur für sächsische Zulieferer, sondern es betrifft die globale Industrie. Das Ziel aber tatsächlich kann nicht eine komplette Unabhängigkeit sein. Aber eine gewisse Entflechtung, De-Risking ist das Schlagwort, das manchmal genannt wird, ist definitiv etwas, das erstrebenswert ist."
Andere Quellen für die beiden Metalle
Laut Deutscher Rohstoffagentur wird Germanium auch in Kanada, Russland, den USA und Belgien gewonnen. Gallium könne man in Russland, Japan oder Südkorea finden. Bis 2016 habe es auch in Deutschland eine Gallium-Produktion gegeben, sagt Rohstoff-Expertin Liedtke: "Desweiteren wird Gallium zum Beispiel auch aus Prozess-Schrott gewonnen, also recycelt. Das erfolgt ebenfalls in Europa, also in Deutschland und der Slowakei. Das heißt, hier müsste man auch gucken, wie man Kapazitäten wiederaufbaut."
Der Vorteil beim Recycling: Das Metall ist schon im Land und unterliegt damit keiner Einfuhrbeschränkung. Die bislang einzige Recyclingfirma für Gallium in Deutschland gehört allerdings, das ist die Pointe am Schluss, einem Konzern aus China.
Gallium und Germanium Gallium und Germanium sind zwei Metalle, die für moderne Technologie von großer Bedeutung sind. Beide sind wichtige Rohstoffe für die Halbleiterindustrie, für Glasfaserkabel und für die Photovoltaik. CHEMIE.DE
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. August 2023 | 06:12 Uhr