Globalisierung Chip-Hersteller in Sachsen von neuen China-Exportregeln betroffen

10. August 2023, 18:05 Uhr

Gallium und Germanium sind zwei wichtige Rohstoffe für die Produktion von Chips, Glasfaserkabeln und anderen elektronischen Erzeugnissen. China ist einer der Hauptexporteure der Metalle und hat nun die Regeln verschärft, die Unternehmen hierzulande den Verkauf und Versand erschwert. Das Mikroelektronik-Unternehmen Compound Materials in Freiberg war einer der Hauptabnehmer von Gallium. Nun muss es erstmal auf seinen Vorrat zurückgreifen.

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Von einer Eskalation des Handelskrieges zwischen China und den USA will der Geschäftsführer des Freiberger Chipherstellers Compound Materials, Michael Harz, derzeit nicht sprechen. "Ich glaube nicht an diesen Worst-Case", sagt Harz im Gespräch mit MDR SACHSEN. Dennoch steckt sein Unternehmen irgendwie mittendrin in einem globalen Säbelrasseln.

Seit August müssen chinesische Firmen eine Lizenz beim chinesischen Handelsministerium beantragen und ihre Handelspartner offenlegen, wenn sie die Metalle Gallium und Germanium exportieren wollen. Als weltgrößter Hersteller der Metalle haben die neuen Exportregeln direkte Auswirkungen auf den internationalen Markt.

Freiberger Unternehmen ist von Gallium-Exporten abhängig

Besonders auf Gallium sind Harz und seine Angestellte angewiesen. Sie benötigen es für die Produktion von Mikrochips, die für Mobiltelefone und in der optischen Elektronik verwendet werden. Mehrere Dutzend Tonnen, das sind etwa zehn Prozent der weltweiten Galliumproduktion, gehen auf das Konto des Freiberger Konzerns.

Im Juli sagte Unternehmer Harz der Nachrichtenagentur Reuters, dass eine große Verunsicherung bei seinen Kunden geherrscht habe. Es habe ein Strohfeuer von Bestellungen gegeben, um die Lager zu füllen. Mittlerweile klingt der Unternehmenschef aber entspannter.

"Von daher haben wir gerade einen etwas undefinierbaren Zustand, wir gehen aber davon aus, dass wir innerhalb von zwei bis drei Monaten die Lizenzen erhalten werden", sagt Harz. Zudem hätten sie aktuell noch genügend Vorräte, um etwaige Lieferengpässe abzufedern – vorausgesetzt es bleibt bei den jetzigen Exportkontrollen.   

Der Verschärfung waren strengere Exportregeln der Vereinigten Staaten für Hochleistungschips sowie entsprechenden Maschinen zur Chip-Herstellung vorausgegangen. Experten sehen in dem Schritt eine Vergeltungsmaßnahme chinas gegen die USA.

Jahrelange Überproduktion in China

Gallium lässt sich unter anderem bei der Aluminiumproduktion herstellen. Wie Germanium, das auch für Glasfaserkabel benötigt wird, ist Gallium zwar nicht selten, aber die Verarbeitungskosten können sehr hoch sein. Die große Abhängigkeit von China geht auf ein Überangebot zurück, erklärt der geschäftsführende Direktor des Hightechnetzwerkes Silicon Saxony, Frank Bösenberg.

"In China ist so viel produziert worden, dass es für andere Teile der Welt nicht mehr wirtschaftlich war, die dann aus der Produktion ausgestiegen sind." So habe es beispielsweise mal in der Nähe von Hamburg eine Aluminium- und Galliumproduktion gegeben.

EU erwartet 17-Fache Steigerung der Gallium-Nachfrage

Eine größere "Entflechtung" der Produktionsketten, sprich die Metalle wieder selbst zu gewinnen, könnte daher auch eine Möglichkeit sein, sich von China ein Stück loszusagen, sagt Bösenberg. Durch die steigende Bedeutung von Chips in fast allen Lebensbereichen scheint die Eigenproduktion wichtiger denn je.

Im März 2023 schrieb das Europäische Parlament im Rahmen einer geplanten Verordnung zu "kritischen Rohstoffen", dass die Nachfrage in der EU nach Gallium bis 2050 um das 17-Fache steigen dürfte.

Silicon-Saxony-Chef Bösenberg sieht derzeit aber keine harten Exportbeschränkungen auf europäische Unternehmen zukommen. "Im besten Falle wird es ein klein wenig teurer, weil man sich die Lizenz organisieren muss. Aber ich würde optimistisch davon ausgehen, dass die Lizenzen erteilt werden."

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 10. August 2023 | 19:00 Uhr

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