Blick auf das Thermostat einer Heizung in einer Wohnung.
Die Preise für Fernwärme sind unverändert hoch und eine Möglichkeit zum Wechsel haben die Kunden nicht. Bildrechte: picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz

Heizkosten Warum die Preise für Fernwärme noch immer steigen

18. Januar 2024, 16:20 Uhr

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat die Politik aufgefordert, für mehr Transparenz bei der Fernwärme zu sorgen. Fachreferent Florian Munder sagte MDR AKTUELL, einerseits müssten die Preise für die Verbraucher auf dem Monopolmarkt Fernwärme nachvollziehbar sein. Andererseits brauche man eine deutschlandweite Wärmenetzkarte, damit Kunden schauen könnten, ob der ihnen angebotene Preis hoch oder günstig sei.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

  • Der Preis für Fernwärme steigt seit einigen Jahren, seit dem Wegfall der Energiepreisbremsen zum Jahreswechsel hat er sich sogar teilweise verdoppelt.
  • Wer mit Fernwärme heizt, kann anders als bei Gas-, Öl- oder Stromheizungen den Versorger nicht wechseln und ist deshalb von seiner Preisgestaltung abhängig.
  • Verbraucherzentralen fordern, dass der Fernwärmepreis für Verbraucherinnen und Verbaucher besser nachvollziehbar sein muss.

Hans-Dieter Tarz wohnt unweit des Dresdner Zoos in einem Haus aus den 1950er Jahren. Noch zur Wiedervereinigung heizte er mit Kohle, danach bekam Tarz Fernwärme. Das sei eigentlich eine feine Sache gewesen, weil das Schleppen der Eimer entfiel.

Fernwärme wird immer teurer

Doch seit einigen Jahren wird Fernwärme immer teurer, was den Rentner ärgert: "Wir beziehen die Fernwärme von den Stadtwerken Dresden. 2019 haben wir noch 707 Euro pro Jahr bezahlt, jetzt sind wir bei 1.240 Euro angelangt. Ich bin da natürlich ganz schön wütend, dass das jetzt so läuft. Und wir können daran auch nichts ändern und auch nicht irgendwie aussteigen aus dem Ganzen. Wir hängen direkt dran an dem Netz."

So wie Hans-Dieter Tarz geht es vielen: Etwa jede siebte Wohnung in Deutschland wird per Fernwärme beheizt. Vor einem Jahr deckelte der Staat die Kilowattstunde für einen Grundverbrauch bei 9,5 Cent. Doch weil die Preisbremse im Januar weggefallen ist, muss manch einer nun sogar das Doppelte bezahlen.

Auch Alexander Müller, Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen, findet das ärgerlich: "Der plötzliche Wegfall der Preisbremse ist fatal. Da hätten wir uns wirklich mehr Augenmaß von der Bundesregierung gewünscht, von der Politik generell. Das können wir den Mietern nicht antun. Wir fühlen uns auch ein Stück weit abhängig und haben eben die Angst, wenn es dort preislich in die falsche Richtung geht, dass unsere Mieter dann nicht mehr zahlungsfähig sind."

Für Fernwärme-Kunden kein Versorgerwechsel möglich

Das Hauptproblem: Anders als bei einer Gas-, Öl- oder Stromheizung kann weder die Hausverwaltung, noch die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Denn Fernwärmenetze sind regionale Monopole. Wer die Leitung betreibt, bestimmt den Preis.

Norman Fricke von der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme bestreitet aber, dass die Versorger das ausnutzen. Für die aktuell hohen Preise gebe es andere Gründe. "In der Fernwärme verwenden wir sogenannte Preisgleitklauseln. Die nehmen Bezug auf bestimmte Erdgaspreis-Entwicklungen, zum Beispiel Indizes des Statistischen Bundesamts. Und dadurch haben sie immer einen gewissen Verzögerungseffekt."

Deshalb wirkten sich die Preissenkungen auf dem Weltmarkt erst ungefähr ein Jahr später auf den Preis für Fernwärme in Deutschland aus. Dafür hätten Fernwärme-Kunden noch von günstigen Preisen profitiert, als andere schon draufzahlten. Fricke versichert aber: Wenn die Gaspreise niedrig bleiben, werde auch die Fernwärme wieder billiger.

Verbraucherzentralen fordern mehr Transparenz beim Fernwärmepreis

Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert Florian Munder trotzdem mehr Transparenz: "Das bedeutet, dass einerseits die Preise für die Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbar sind und es andererseits eine deutschlandweite Wärmenetzkarte mit einer dahinterstehenden Datenbank geben sollte."

Dadurch könnten Fernwärme-Kunden beispielsweise besser erfassen, ob sie im Vergleich einen hohen oder eher niedrigen Preis für Fernwärme bezahlen und wie dieser Preis zustandekommt.

"In so einer Datenbank", erklärt Munder, "könnte zum Beispiel ein Leipziger nachschauen, ob die Preise in Magdeburg ähnlich hoch sind." Außerdem sei damit einsehbar, aus welchen Quellen die Fernwärme in Deutschland kommt – ob aus Kohle, Gas oder erneuerbaren Energien.

Den Anbieter wechseln könnten Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Datenbank allerdings auch nicht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. Januar 2024 | 06:14 Uhr

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