Wirtschaft Weniger Förderung, steigende Strompreise: Werden Elektroautos 2023 unattraktiv?
Hauptinhalt
02. Januar 2023, 05:00 Uhr
Die Bundesregierung will die Verkehrswende. Bei Autos heißt das vor allem: Weg von den Verbrennern, hin zu batterieelektrischen Autos, betrieben mit Ökostrom. Bisher wurde die Anschaffung von E-Autos vom Staat großzügig gefördert. Das aber hat sich drastisch geändert. Reine E-Autos werden seit Jahresanfang nur noch mit max. 4.500 Euro gefördert, Plugin-Hybride gar nicht mehr. Die aber machten bisher den Großteil der Zulassungen aus. Was wird also in diesem Jahr aus dem Markt für Elektroautos?
- "Autopapst" Ferdinand Dudenhöffer sieht ein Zusammenbrechen des E-Auto-Marktes voraus.
- Autovermieter Nextmove widerspricht, es gäbe deutliche Anzeichen für ein Wachstum der Nachfrage von E-Autos.
- Trotz allem sind Autohändler verunsichert, weil Preisentwicklungen nicht sicher vorhersehbar sind.
- Autohersteller wiederum blicken entspannt in die Zukunft, da ein Zusammenbrechen der Nachfrage nicht absehbar ist.
Fast 40 Prozent der Neuwagen waren im November voll- oder teilelektrisch, aber folgt man dem Autopapst Ferdinand Dudenhöffer, dem Direktor des Center Automotive Research in Duisburg, dann bricht dieser Markt in diesem Jahr zusammen: "Das wird aus mehreren Gründen abbrechen: der Hauptgrund ist, dass die staatlichen Förderungen zurück genommen werden, für mittlere und kleinere Fahrzeuge wird das richtig weh tun, und bei den Plugin-Hybriden, da fällt's insgesamt zusammen, denn dort läuft die Förderung absolut aus."
Elektroautovermieter Nextmove: Prognose nicht ganz so schlecht
Irrtum, wiederspricht Stefan Möller vom Leipziger Elektroautovermieter Nextmove. Möller beobachtet seit Jahren die Märkte, hat gute Kontakte zu etlichen Herstellern und betreibt einen erfolgreichen Youtube-Kanal. Er sagt: "So hart sehen wir es nicht in unserer Prognose, aber für den Privatkunden wird das Auto deutlich unattraktiver, weil es 4.500 Euro teurer wird. Bestehen bleibt natürlich die Gruppe der Dienstwagenberechtigten, die ja zwei Drittel der Erstzulassungen ausmachen, bei Plugin-Hybriden sogar 75%, die weiterhin von der 0,5 Prozentregel profitieren, was ja auch ne sehr starke Subventionierung ist."
Gemeint ist die Besteuerung der privaten Nutzung, die bei Verbrennern mit einem Prozent doppelt so teuer ist. Anders ist die Lage bei den rein elektrischen Autos. Auch bei diesen sieht Stefan Möller viel Licht und relativ wenig Schatten:
"Wir sehen auch für 2023 und 2024 ein deutliches Wachstum bei E-Fahrzeugen, getragen natürlich auch von vollen Auftragsbüchern der Hersteller aus dem letzten Jahr, diese ganzen Bestellungen müssen natürlich erstmal abgearbeitet werden. Und es zeichnet sich beim Teilemangel eine gewisse Entspannung ab, dass die Lieferzeiten erstmal wieder runter gehen müssen."
Preisdruck: Unsicherheit bei Autohändlern ist groß
Nachfrage beim Autohändler: Michael Mätschke ist Geschäftsführer des gleichnamigen Dresdner Opel-Autohauses mit mehreren Standorten, und er schildert, wie groß die Unsicherheit für sein Unternehmen ist: "Also das wird eine schwierige Kiste, wenn der Strompreis jetzt weiter durch die Decke geht. Wenn ich jetzt weniger Förderung kriege, je größer die Spanne wird und dann an den Ladesäulen auch noch mehr bezahlen soll, ist die große Frage, ob der grüne Gedanke so bleibt, oder ob die Hersteller in irgendeiner Form nachsteuern und den Preis auf einem gewissen Niveau zu halten."
Sprich: Ob die Preise für Elektroautos sinken werden. Befund 1: "Wir sehen fallende Preise aktuell, in den letzten drei Monaten sind die Preise für gebrauchte Elektroautos gut 10 % gefallen, bei manchen Marken noch mehr.", sagt Stefan Möller von Nextmove.
Und auch bei Neuwagen dürfte mittelfristig Preisdruck entstehen: "Am direktesten passiert das bei Tesla, dort gibt es die klare Maßgabe, die Produktion muss zu 100 % ausgelastet werden, und wenn die Nachfrage nicht passt, dann senkt Tesla die Preise. Sinkende Nachfrage müsste sich eigentlich darin äußern, dass Rabatte wieder kommen."
Hersteller sehen kein Zusammenbrechen der Nachfrage
Allerdings, sagt Möller, seien die Hersteller momentan anscheinend ziemlich entspannt und rechnen nicht mit einer zusammenbrechenden Nachfrage: "Ein erstes Anzeichen, dass es keine Rabatte gibt, gab es kürzlich bei VW. VW hat den Herstelleranteil sogar reduziert. Und das ist ein Anzeichen, dass der Auftragseingang weiter gut ist. Was natürlich auch gegen Herrn Dudenhöffer spricht, dass die Zulassungszahlen einbrechen."
Und der Strompreis? An den Spotmärkten sind die Preise in den letzten Wochen geradezu zusammengebrochen. In Frankreich sinkt der Verbrauch und das Land erzeugt wieder mehr eigenen Strom. Entspannung ist also auch hier in Sicht.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Januar 2023 | 06:00 Uhr