Schienen am Bahnhof Riesa 4 min
Audio Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Cargo muss 5.000 Jobs streichen. Bildrechte: Deutsche Bahn AG/Pablo Castagnola

DB-Jahresbilanz DB Cargo streicht 5.000 Jobs – Millionenverluste trotz Sparprogramm

27. März 2025, 05:00 Uhr

Die Deutsche Bahn stellt heute in Berlin ihre Jahresbilanz vor. Dort wird es nicht nur um das Geschäft mit dem Personenverkehr gehen. Fast noch interessanter ist, wie viele Güter die Bahn zuletzt transportiert hat – und wie groß die Verluste in diesem Bereich sind. Denn die Güterverkehrstochter DB Cargo schreibt seit Jahren rote Zahlen. Das soll sich ändern. Tausende Bahnbeschäftigte verlieren in der Sparte deshalb ihre Jobs.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Normalerweise reden Manager über Wachstum. Sigrid Nikutta redet übers Schrumpfen. Die Chefin von DB Cargo hat den Auftrag, die Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn zu verkleinern. Diese schrieb bislang Millionenverluste.

DB Cargo streicht jeden sechsten Job

Nikutta streicht nun 5.000 Arbeitsplätze – und damit jeden sechsten Job. "Diese Lage ist durchaus existenziell für uns", räumt Nikutta ein, doch: "Das verstehen die Kolleginnen und Kollegen. Das heißt: Glücklich ist hier keiner, aber die Notwendigkeit wird gesehen, dass wir das machen – dass wir es schaffen, dass das Unternehmen so dasteht und alle stolz darauf sein können, dass wir nicht nur gute Verkehre fahren, sondern am Ende auch profitabel sind."

Künftig profitabel sein – das verlangt nicht etwa die Deutsche Bahn als Mutterkonzern, sondern die EU-Kommission. Sie erlaubt nicht länger, dass Verluste im Güterverkehr durch den Staat als Eigentümer der Deutschen Bahn ausgeglichen werden. Denn das benachteilige die private Konkurrenz.

Auch Standort Halle betroffen

Also wird gespart – auch in Halle an der Saale. Standortleiterin Katharina Blaumann steht an einem Gleis und sagt, sie habe sich von 270 Mitarbeitern verabschieden müssen. "Besonders bitter ist das, weil das natürlich durch die Sozialauswahl unsere jungen Kollegen betroffen hat. Auch viele junge Kollegen, die wir gerade angeworben haben."

Viele davon seien aber in der Region untergebracht worden. Das gibt Blaumann Hoffnung: "Ich sage mal: Ich habe sie alle in Ruf- und Sichtweite. Und wenn es der DB Cargo mal wieder besser geht, dann würde ich mich ganz doll freuen, wenn der ein oder andere wieder zu uns zurückkehrt."

Kritik am Sparprogramm

Doch ob das gelingt? Bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) beobachtet Vize-Vorsitzende Cosima Ingenschay die Entwicklung. Das Sparprogramm findet sie überzogen: Es werde wild abgebaut, das Unternehmen aber doch noch gebraucht. "Wenn wir eine ökologische Verkehrswende wollen, müssen wir mehr Güter, gerade auch schwere Güter, über die Schiene transportieren. Wir haben jetzt zum Beispiel auch vermehrt Militärtransporte. Das muss über die Schiene laufen."

Und dafür brauche es ein Güterverkehrsunternehmen, das all diese Leistungen erbringen und alle Verkehre bedienen kann. "Das kann die DB Cargo", betont Ingenschay, "das ist das größte europäische Schienengüterverkehrsunternehmen und damit auch ein Rückgrat der deutschen Industrie."

Letzte Chance für DB Cargo?

Lange fuhr die DB Cargo auch wenig lukrative Touren. Inzwischen ist ihr Marktanteil am deutschen Schienengüterverkehr auf rund vierzig Prozent geschrumpft. Die Gewerkschaft der Lokführer spricht davon, dass die DB Cargo gerade "ungebremst gegen die Wand gefahren" werde. Trotz Sparprogramm steht nach Recherchen des Tagesspiegels auch für 2024 ein Minus von 356 Millionen Euro in der Bilanz.

Offizielle Zahlen gibt es heute. Was Managerin Sigrid Nikutta zusätzliche Probleme bereitet, ist die allgemein schwache Wirtschaftslage. "In den letzten Monaten leiden wir darunter, dass die Konjunktur in Deutschland und Europa nicht richtig anspringt. Es finden weniger Transporte statt – auf der Straße und auf der Schiene. Und wenn weniger Transportmenge da ist, dann fahren wir weniger Züge und brauchen auch weniger Mitarbeitende."

Trotzdem gibt sich Nikutta nach außen hin optimistisch, dass sie das Unternehmen sanieren kann. Gelingt es ihr bis Ende 2026 nicht, schwarze Zahlen zu schreiben, will die EU-Kommission bisher geleistete Subventionen als unzulässig einstufen. Dann müsste das Güterverkehrsunternehmen bis zu 1,9 Milliarden Euro zurückzahlen. Es wäre womöglich das Ende der DB Cargo.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. März 2025 | 06:08 Uhr

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