Cyberkriminalität Innenministerium arbeitet an Notrufnummer bei Hackerangriffen

31. Oktober 2023, 12:37 Uhr

Behörden, Unternehmen und Privatleute: Alle könnten von Cyberkriminellen angegriffen werden. Wer gehackt wird, ist mit der Situation meist überfordert. Was also tun, wenn sensible Daten gestohlen wurden? Das Innenministerium arbeitet derzeit an einer einheitlichen Notfallnummer. So sollen Betroffene quasi Erste Hilfe bei einem Angriff erhalten. Doch manche IT-Fachleute kritisieren die Idee. Die Länder in Mitteldeutschland setzen auf Expertennetzwerke.

Die Nummer gegen Cyber-Kummer könnte 119 lauten. Zumindest, wenn es nach Gerhard Schabhüser geht, dem Vizepräsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): "Wir arbeiten derzeit mit dem Innenministerium daran, eine einheitliche Nummer dafür zu kriegen." Es werde mit hoher Wahrscheinlichkeit die 119. "Wichtig ist uns dabei, dass wir die Länder-Angebote mit einklinken."

Schabhüser glaubt, eine einheitliche Nummer würde maximal helfen. "Wir sind noch nicht durch. Ob es gelingt, wissen wir noch nicht. Aber es ist die Zielsetzung, einheitliche 'Notfallnummer Cyber' zu etablieren."

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Notrufnummer für Privatpersonen wunderbar

Anrufen könnten alle, sagt Schabhüser: Behörden, Unternehmen und Privatleute. Grundsätzlich eine gute Idee, sagt Marco Langhof, selbst IT-Unternehmer aus der Nähe von Magdeburg und Arbeitgeberpräsident in Sachsen-Anhalt. "Als Privatperson gehackt zu werden und dann eine Notrufnummer zur Verfügung zu haben – das ist eine wunderbare Idee."

Langhof sagt aber auch: Wenn ein Unternehmer oder eine Unternehmerin, die gehackt wurden, keine andere Wahl sähen, als eine Notrufnummer zu wählen, dann würden eindeutig die Hausaufgaben nicht gemacht worden sein. Sie hätten sich dann nicht genügend vorbereitet. Ein Cyber-Notruf würde falsche Sicherheit vorgaukeln.

Kritik an Cyber-Notrufnummer: Falsche Sicherheit

Der Verband der Wirtschaft Thüringens findet die Cyber-Notruf-Idee grundsätzlich sinnvoll. So hätten Unternehmen eine Stelle, an die sie sich unkompliziert und schnell wenden könnten. Offen sei aber, wie es nach dem Anruf konkret weitergehe.

Schon länger baut das BSI ein Experten-Netzwerk für den Cyber-Notruf auf. "Cyber-Sicherheitsnetzwerk" oder "digitale Rettungskette" nennt das BSI das. Es ist ein freiwilliger Zusammenschluss von qualifizierten, ehrenamtlichen IT-Experten, verteilt in ganz Deutschland.

IT-Experten für Cybersicherheit in Thüringen und Sachsen-Anhalt

Sie sind bereits unter einer 0800-Nummer zu erreichen. Dafür haben sich in Sachsen-Anhalt derzeit vier Menschen registriert, in Thüringen fünf. Einer von ihnen ist Tobias Fröhlich aus Pößneck, der gerade einen Verein für Cybersicherheit in Thüringen gegründet hat.

Er erklärt: "Über die Hotline an sich hatte ich noch keine Anrufe, ich bin aber auch gerade erst gelistet worden. Aber in meiner täglichen Arbeit habe ich damit zu tun und merke, dass Interessierte dankbar sind, auf dem Weg mit Fachleuten in Kontakt zu treten. Andere Länder – wie Israel – haben gezeigt, dass dies funktioniert."

Digitalagentur Sachsen baut eigenes Experten-Netzwerk auf

Für Sachsen listet das BSI-Cyber-Sicherheitsnetzwerk sogar 18 Experten. Das liegt an der Digitalagentur Sachsen. Sie baut ein eigenes Experten-Netzwerk auf. Es ist ausschließlich für Unternehmen gedacht ist, sagt die Chefin der sächsischen Digitalagentur, Frauke Greven.

Greven sagt: "Wir müssen unsere Kräfte bündeln. Wir müssen eine zentrale Stelle haben, die auch einen Überblick hat, was so an Fällen gemeldet wird und die dann so verteilt, dass vor Ort geholfen werden kann. Im Moment gibt es eine 0800-Nummer des BSI. Aber so eine kurze, knappe Nummer ist natürlich sehr viel besser." Wann allerdings beim Cyber-Notruf unter 119 jemand abnimmt, weiß niemand.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. Oktober 2023 | 08:08 Uhr

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