Spareinlagen Banken geben steigende Sparzinsen nicht an Kunden weiter

01. März 2023, 08:22 Uhr

Auf Spareinlagen erhalten Kundinnen und Kunden deutscher Banken derzeit nur sehr geringe oder gar keine Zinsen und dies obwohl die Zeiten des Negativzinses vorbei sind. Die EZB erhöhte den Einlagezins auf zurzeit 2,5 Prozent. Der Sparkassenverband erwartet aber Besserung. Mangelnder Wettbewerb sei bisher Grund für die geringen Sparzinsen.

  • Das Vergleichsportal Verivox hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Banken keine Zinsen auf Spareinlagen zahlt.
  • Der Einlagezins bei der EZB liegt derzeit bei 2,5 Prozent.
  • Die Situation könnte sich ändern. Der Ostdeutsche Sparkassenverband erwartet einen steigenden Marktdruck bei den Banken.

Es ist nicht nichts. Aber viel mehr als nichts ist es dann eben auch nicht. 0,001 Prozent Zinsen zahlt die Saalesparkasse Halle derzeit auf das Tagesgeldkonto.

Sie ist mit diesem bescheidenen Angebot nicht allein. Tatsächlich vollziehe sich die Zinswende bei den weit verbreiteten Tagesgeldkonten generell sehr langsam, sagt Ralph Wefer vom Vergleichsportal Verivox: "Wir haben 644 Banken und Sparkassen ausgewertet. Dabei ist aufgefallen, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Institute noch gar keine Zinsen bezahlen. Vor allem im regionalen Sektor, also bei den Volks- und Raiffeisenbanken und den Sparkassen, da gehen Sparer immer noch häufig leer aus."

EZB hat Einlagezins deutlich erhöht

Das ist bemerkenswert. Denn wenn die Banken selbst Geld bei der Europäischen Zentralbank parken wollen, dann erhalten sie dort 2,5 Prozent Zinsen. Die Zeit des Negativzinses ist schon Monate her.

Die EZB habe ihren Einlagezins bereits um drei Prozentpunkte angehoben, erzählt Hendrik Buhrs vom Ratgeberportal Finanztip: "Eine vergleichbare Anhebung sehen wir bei keiner einzigen Bank in Deutschland. Das heißt, komplett weitergegeben hat das keine Bank. Bei den besten Tagesgeldzinsen sehen wir im Moment zwei Prozent. Aber wir haben eben auch sehr viele Banken, die null Prozent zahlen. Und das bedeutet eben übersetzt, dass da Spielraum bei vielen Banken ist."

Sparkassenverband: Marktdruck wird kommen

Doch warum erhöhen die Banken die Sparzinsen so zögerlich? Wolfgang Zender ist Geschäftsführer beim Ostdeutschen Sparkassenverband. Auf der Jahresbilanz seines Verbandes begründete er die Zurückhaltung so: "Die deutschen Sparkassen und die ostdeutschen im Besonderen haben auch in der Negativzinsphase nicht oder nur ganz selten die Zinsen an ihre Kunden weitergegeben. Der Marktdruck wird aber kommen, weil die Zinsen werden weiter steigen. Und das ist auch gut so. Weil wir kommen in eine immer stärkere Konsolidierung hin zu einem normaleren Kapitalmarkt. Aber die Zeit dazu sollten wir uns auch alle nehmen."

Kaum Wettbewerbsdruck bei Spareinlagen

Mit anderen Worten: Geduld. Die Sparzinsen steigen, wenn der Wettbewerb es verlangt. Die meisten Kunden wechseln mit ihren Anlagen nur selten. Deswegen gibt es für Banken und Sparkassen bislang kaum Druck, die Zinsen schneller anzupassen. Bei den Kreditzinsen ist das anders. Da hätten viele Banken schnell erhöht, sagt Hendrik Buhrs von Finanztip. Die Zinsen für den Dispokredit lägen inzwischen bei vier bis vierzehn Prozent.

"Ja, es ist schon auffällig. Man fühlt sich als Kunde nicht besonders wohl dabei, wenn man auf der einen Seite in die Preistabelle der Bank schaut und dann einen Dispozins von vielleicht ein ganzes Stück über zehn Prozent sieht und dann fürs Tagesgeld oder Sparkonto mit 0 Prozent oder 0,001 Prozent abgespeist werden soll."

Die Saalesparkasse Halle mit 0,001-Prozent-Zins findet den Vergleich der Tagesgeldkonditionen allerdings verkürzt. Tagesgeld sei ja für langfristiges Sparen generell eher ungeeignet, sagt Vorstand Christian Rothe. In einer Beratung könne man den Kunden noch andere Möglichkeiten aufzeigen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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