Wohnungsbesichtigung in einer leeren Wohnung.
Im Mai 2022 standen in Deutschland rund 1,9 Millionen Wohnungen leer. Bildrechte: imago images/Sabine Gudath

Zensus 2022 Fast zwei Millionen leerstehende Wohnungen in Deutschland

04. Juli 2024, 16:27 Uhr

Zwar sind Wohnungen vor allem in den Ballungsräumen knapp. Trotzdem steht jede 23. Wohnung in Deutschland leer. Nach Erhebungen des Zensus waren es 2022 rund 1,9 Millionen Wohnungen - mehr als die Hälfte davon seit mehr als einem Jahr. Dabei ist der Leerstand vor allem in ländlichen Regionen und in Ostdeutschland hoch. Die Gründe und Folgen sind vielfältig.

In Deutschland stehen viele Wohnungen leer. Nach der Zensus-Erhebung waren es im Mai 2022 rund 1,9 Millionen Wohnungen. Das entspricht einer Leerstandsquote von 4,3 Prozent. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln nannte die Zahlen erschreckend.

IW-Experte Ralph Henger erklärte, dass das Problem deutschlandweit bestehe. Jedoch sei vor allem in ländlichen Regionen der Leerstand hoch. Besonders betroffen seien Gebiete in Ostdeutschland. Dort gebe es teilweise Leerstände von mehr als zehn Prozent. Als Grund nennt Henger die stärkere Abwanderung junger Leute. Aber auch Regionen in Westdeutschland seien davon betroffen, etwa in der Eifel, Franken oder im Saarland.

Der Erhebung zufolge stehen aber selbst in Ballungsräumen mit großer Wohnungsnot viele Immobilien leer. So gebe es etwa in Hamburg und Leipzig jeweils fast 20.000 ungenutzte Wohnungen, in Dresden etwa 13.000.

Struktureller Leerstand: Sanierung, Baumaßnahmen Eigenbedarf

Über die Hälfte der Immobilien (55 Prozent) wurde laut des Statistischen Bundesamts seit mehr als einem Jahr nicht bewohnt. "Das ist tatsächlich struktureller Leerstand, der wird sich nicht in Luft auflösen", sagte Matthias Waltersbacher vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Nur etwas mehr als ein Drittel der leeren Wohnungen (38 Prozent) war in den nächsten drei Monaten bezugsfertig.

Für fast jede vierte leere Wohnung (24 Prozent) waren Baumaßnahmen oder Sanierungen geplant. Ein Abriss war nur bei vier Prozent der leerstehenden Wohnungen geplant. Sieben Prozent sollten verkauft oder von den Eigentümern selbst genutzt werden.

Experten sprechen von Donut-Effekt

Experten beobachten den sogenannten Donut-Effekt: Während innerstädtische Lagen verfallen, entstehen am Ortsrand neue Wohngebiete. Die Gründe dafür sind laut Matthias Waltersbacher neben alter Bausubstanz auch kleinere Wohnungsgrößen, der geringere Abstand zu Nachbarn oder schlechte Parkmöglichkeiten.

Mit dem Leerstand gehen laut Henger vom IW Köln riesige Probleme einher. "So sinken beispielsweise durch marode Häuser auch die Immobilienwerte in der Nachbarschaft", sagt der Ökonom. Auch Kriminalität und Vandalismus spielten eine Rolle. Außerdem müsse die bestehende Infrastruktur instand gehalten werden. Die Kosten dafür müsse die Bevölkerung tragen, die noch dort lebt. "Das ist eines der größten versteckten Probleme des Leerstands."

Die Daten zum Leerstand stammen aus dem Zensus 2022, der auf amtlichen Registern und der Befragung von zwölf Prozent der Bevölkerung zu verschiedenen Themenbereichen basiert. Laut Bundesamt erteilten bei der Gebäude- und Wohnungszählung rund 23 Millionen Eigentümer Auskünfte zu ihren Immobilien, ebenso wie rund 8.000 Wohnungsunternehmen.

dpa, AFP (lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Juli 2024 | 13:30 Uhr

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