Ein Junge sitzt vor einem Teller mit Chicken Nuggets und Pommes Frites
Kinder sollen sich nach dem Wunsch des Ernährungsministers Özdemir gesünder ernähren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Tobias Hase

Kinderschutz Özdemir plant Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel

27. Februar 2023, 20:16 Uhr

Bundesernährungsminister Özdemir will Werbung für ungesunde Lebensmittel weitgehend verbieten. Damit sollen Kinder vor übermäßigem Verzehr von Süßigkeiten und Snacks geschützt werden. Fachleute lobten die Pläne. Kritik gab es von FDP und Union.

Bundesernährungsminister Cem Özdemir will Werbung für ungesunde Lebensmittel zum Schutz von Kindern in weiten Teilen verbieten. Wie der Grünen-Politiker sagte, soll das Werbeverbot für Fernseh- und Radiosendungen und Online-Netzwerke wie YouTube von 6 Uhr bis 23 Uhr gelten. In dieser Zeit würden Kinder fernsehen oder seien im Internet unterwegs. Das Werbeverbot in diesem Zeitraum solle für zuckerhaltige Getränke oder fettige und salzige Snacks gelten.

Verbot in Presse und vor Schulen

Özdemir will Werbung für das sogenannte Junkfood auch in Presseerzeugnissen verbieten, wenn sie sich von der Aufmachung her an Kinder richten. Auch die Außenwerbung für Süßigkeiten und andere ungesunde Lebensmittel im Umfeld von Schulen und Einrichtungen wie Schwimmbädern soll nach den Plänen des Ministers untersagt werden.

Özdemir begründete seinen Vorstoß damit, dass die bisherigen freiwilligen Selbstverpflichtungen der Werbewirtschaft zu nichts geführt hätten. Deshalb brauche es nun eine strikte Regelung. Der Grünen-Politiker betonte, dass er kein "allgemeines Werbeverbot" fordere. Jedoch dürfe Werbung nicht gezielt "an Kinder gerichtet" sein.

Fachleute loben "großen Wurf"

Fachleute lobten die Pläne als "großen Wurf". Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin, Ursula Felderhoff-Müser, erklärte, eine solche Regelung werde seit Jahren von Kinder- und Jugendärzten, Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen eingefordert. Kinder könnten den verführenden Charakter von Werbung nicht reflektierten.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft erklärte, Adipositas bei Kindern stelle ein zentrales Gesundheitsproblem dar und die Werbung für Ungesundes sei ein wichtiger Faktor. Die Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Barbara Bitzer, nannte die Pläne Özdemirs einen "Meilenstein" für die Kindergesundheit.

Kritik aus FDP und Union

Die FDP kündigte Widerstand gegen Özdemirs Pläne an. Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte, er sei immer dafür, dass Eigenverantwortung in der Politik eine große Rolle spielt. Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, kündigte an, Özdemir werde innerhalb der Koalition keine Mehrheit finden.

Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger kritisierte, Özdemir ebne den "Weg für Dirigismus, Bürokratie und staatliche Bevormundung". Ob Werbeverbote überhaupt etwas im Kampf gegen Übergewicht bringen, sei vollkommen unklar.

AFP (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. Februar 2023 | 15:30 Uhr

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