Verlassenes Haus
In Gegenden, die von Abwanderung betroffen sind, ist das Gefühl des Abgehängtseins laut Studie besonders stark verbreitet. Bildrechte: Colourbox.de

Studie zu Ostdeutschland Menschen in Ostdeutschland fühlen sich häufiger abgehängt

29. Januar 2024, 22:57 Uhr

19 Prozent der Ostdeutschen äußern in einer Studie der Universität Jena ein Gefühl des Abgehängtseins - deutlich mehr als im Westen. Unterschiede gibt es auch hinsichtlich des Blicks der Menschen auf gelebte Demokratie.

Menschen in Ostdeutschland fühlen sich einer Studie zufolge häufiger abgehängt als Menschen, die in Westdeutschland leben. Das geht aus einer Studie der Universität Jena hervor. Demnach äußerten 19 Prozent der Ostdeutschen im sogenannten Deutschland-Monitor ein Gefühl des Abgehängtseins. Im Westen des Landes waren es den Angaben zufolge nur acht Prozent. Auch hatten der Studie zufolge mehr Menschen in Ostdeutschland den Eindruck, die Politik interessiere sich nicht ausreichend für ihre Region und setze sich zu wenig für die wirtschaftliche Entwicklung dort ein.

Unterschiede auch in der Bewertung der gelebten Demokratie

Den Forscherinnen und Forschern zufolge kann dieser Unterschied zwischen Ost und West auch auf die strukturellen Bedingungen zurückgeführt werden. Das Gefühl des Abgehängtseins sei besonders in jenen ostdeutschen Gegenden verbreitet, die stärker von Überalterung und Abwanderung betroffen seien. Auch in der Bewertung der in Deutschland gelebten Demokratie unterscheiden sich demnach die Menschen in Ost und West. Zwar stimmten den Angaben zufolge fast alle (97 Prozent) der rund 4.000 Befragten der Idee von Demokratie zu. Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen (56 Prozent) war mit der Praxis allerdings unzufrieden. Zum Vergleich: Unter den Westdeutschen gaben den Angaben zufolge nur vier von zehn Befragten an, mit der gelebten Demokratie unzufrieden zu sein.

Herausforderungen: Bezahlbarer Wohnraum, Fachkräftemangel, Gegensatz zwischen Arm und Reich

Einig waren sich die Befragten der Studie zufolge länderübergreifend darin, dass der Staat für allgemeine Lebensrisiken Verantwortung übernehmen sollte. Zudem geht nach Angaben der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Daten der Befragung hervor, dass die Lebensqualität sowohl in Ost und West als auch in der Stadt und auf dem Land ähnlich bewertet wird. Zu den zentralen Herausforderungen der Menschen in der Stadt und auf dem Land gelten demnach die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums, der Fachkräftemangel sowie der zunehmende Gegensatz zwischen Arm und Reich. In strukturschwachen ländlichen Regionen - besonders in Ostdeutschland - komme die Abwanderung junger Menschen als Problem hinzu, hieß es.

dpa (mze)

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