Hanfpflanze im Gegenlicht auf einer Hanfplantage
Wann wird Kiffen legal? Der Deutsche Hanfverband hofft auf den Jahreswechsel. Bildrechte: IMAGO / Addictive Stock

Legalisierung von Cannabis Deutscher Hanfverband rät von Gründung von Cannabis Social Clubs ab

10. Juli 2023, 13:58 Uhr

Die Diskussion um sogenannte Cannabis Social Clubs stößt zwar auf großes Interesse, aber es gibt auch viel Verunsicherung bei dem Thema. Der Deutsche Hanfverband rät derzeit sogar davon ab, Cannabis Social Clubs zu gründen.

Nastassja von der Weiden
Bildrechte: MDR/Markus Geuther

Manche tun es, manche nicht: Kiffen. Für die, die es tun, steht unter Umständen einiges auf dem Spiel, denn aktuell ist das Besitzen oder Verkaufen von Cannabis illegal. Strafen, Gefängnis, Kriminalität – all das haftet Cannabis noch an.

Das soll sich bald ändern. Allerdings ist noch nicht entschieden, was die neuen Gesetze zum Legalisieren von Cannabis angeht. Kurz gesagt: Es dauert noch.

Der lange Weg zur Legalisierung

Bei Georg Wurth, dem Gründer und Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes, könnte man vermuten, er sei ungeduldig. Das ist er nicht: "Ich rechne damit, dass um den Jahreswechsel Bewegung in die Sache kommt. Wir wollen das Ganze auch noch intensiv diskutieren, der Gesetzentwurf soll noch weiterentwickelt werden. Gerade was die Überschreitungen der Besitzgrenzen angeht, da braucht es noch Arbeit."

Seit 27 Jahren setzt sich Wurth für die Legalisierung von Cannabis ein, seit 21 Jahren hauptberuflich. Von heute auf morgen ginge es mit der Gesetzesänderung eben nicht: "Klar, wir warten darauf, aber auf ein paar Wochen kommt es nicht an", sagt er im Gespräch mit MDR AKTUELL.

Legalisierung von Cannabis Die Regierungspläne sehen vor, den Besitz von 25 Gramm Cannabis zum Eigenbedarf für Erwachsene künftig zu erlauben. Im Eigenanbau zu Hause sind dann bis zu drei Pflanzen erlaubt. In einer zweiten Stufe will die Bundesregierung in Modellregionen für fünf Jahre auch den Verkauf über lizenzierte Fachgeschäfte testen.

Progressive Spitze Europas

Das Gesetz geht nach Meinung von Wurth in die richtige Richtung: "Es wird ein riesen Schritt nach vorne gemacht. Auf einmal wären wir in Europa an der progressiven Spitze. Denn momentan sind wir noch total repressiv, vor allem was die Verfolgung durch die Polizei angeht."

Matthias Redlich vom Magdeburger Hanfverband ist der gleichen Meinung: "Wir sind der Legalisierung so nah wie noch nie, darauf freue ich mich", sagt er. Redlich ist gerade mitten in der Gründung eines sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC), einem Anbauverein.

Cannabis Social Clubs und nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen werden einerseits medial und unter Konsumentinnen und Konsumenten viel diskutiert. Gleichermaßen gibt es einige offene Fragen zu dem Thema: "Wo kann man sich anmelden? Wie kann ein Club gegründet werden? Muss ein Club auch ein eingetragener Verein sein?" – all diese Fragen kommen unter anderem beim Deutschen Hanfverband und seinen Ortsgruppen an.

Diskussion um Cannabis Social Clubs

Die Clubs dürfen, so steht es im aktuellen Gesetzentwurf, höchstens 500 Mitglieder haben, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und in Deutschland ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach setzt sich für zahlreiche Einschränkungen bei der Legalisierung und bei CSCs ein. Die Länder sollen zum Beispiel die Anzahl der Clubs auf einen CSC je 6.000 Einwohner pro Stadt oder Landkreis beschränken können. Außerdem müssen Anbauvereinigungen eine Mindestmitgliedschaft von zwei Monaten in ihrer Satzung vorsehen und einen Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie zu Spielplätzen einhalten.

Was die Anbau-Clubs angeht, ist Matthias Redlich, der schon einen CSC-Verein gegründet hat und auf seine Vereinsnummer wartet, skeptisch: "Wir dürfen als CSC kein Geld einnehmen, alles soll über einen Mitgliedsbeitrag laufen. Aber hier sind die Abnahmemengen unterschiedlich. Auch ist nicht mitbedacht, was der Anbau alles braucht: Strom, Wasser, IT. Wir wollen Jobs schaffen und nicht nur ehrenamtlich arbeiten."

Sozialraum und Konsumkultur

Es soll auch keinen Sozialraum beziehungsweise Konsumraum geben, wenn es nach Lauterbach geht. Konsum vor Ort, also in den Clubs in gemütlicher Runde und Atmosphäre, hält der Gesundheitsminister für keine gute Idee.

Wir empfehlen, erst einmal abzuwarten. Es wird nicht darum gehen, wer in der Stadt als erstes einen Club eröffnet.

Georg Wurth, Deutscher Hanfverband

Wurth meint dazu: "Wo soll denn die Motivation bei den Ehrenamtlern herkommen, wenn es nicht auch um den gemeinsamen Spaß geht? Mit solchen Regeln sehe ich nicht, wie es funktionieren soll, Cannabis Social Clubs zu betreiben." Redlich sieht das ähnlich: "Ich möchte, dass sich unsere Clubmitglieder wohlfühlen und nicht nur ihr Cannabis bei mir abholen", sagt der 36-Jährige.

"Wir empfehlen, erst einmal abzuwarten. Es wird nicht darum gehen, wer in der Stadt als erstes einen Club eröffnet. Wir raten deshalb derzeit keinem, einen CSC aufzumachen", sagt Wurth. Es gebe zu viele Unsicherheiten. Trotzdem: "Für viele wird es ein unglaulich befreiender Moment sein, sobald das Gesetz verabschiedet wird", resümiert Wurth.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Juli 2023 | 14:00 Uhr

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