49-Euro-Ticket Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor Aus des Deutschlandtickets
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13. Dezember 2023, 15:00 Uhr
Nach dem Aus des Deutschlandtickets im Landkreis Stendal im kommenden Jahr warnt der Fahrgastverband Pro Bahn vor dem "Tod" des Angebots. Der Landkreis hatte Ende vergangener Woche das Ende der Bezuschussung beschlossen. Steht das Angebot nach nur einem Jahr vor dem Aus?
- Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor dem endgültigen Aus des Angebots.
- Das FDP-geführte Verkehrsministerium reagierte mit Unverständnis auf den Beschluss.
- Als erster Landkreis deutschlandweit hat Stendal in Sachsen-Anhalt bereits Ende letzter Woche das Aus des Deutschlandtickets erklärt.
Nach dem Aus des Deutschlandtickets im Landkreis Stendal zeigt sich der Fahrgastverband Pro Bahn alarmiert. Sollten nun weitere Kommunen nachziehen, droht dem Bundesvorsitzenden Detlef Neuß zufolge "der Tod des Deutschlandtickets". Er sagte dem MDR, die Einfachheit des Angebots würde damit verloren gehen. "Das Ticket wäre dann nicht mehr das, als was es gedacht war."
Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin kritisiert Stendaler Beschluss
Der Landkreis begründete das Aus des Deutschlandtickets unter anderem mit fehlenden finanziellen Mitteln sowie der hohen Verschuldung. Auch würden nicht genug Menschen den Nahverkehr nutzen. Bis April kommenden Jahres hatte Stendal mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 40.000 Euro gerechnet.
Das Land Sachsen-Anhalt reagierte mit Unverständnis auf den Beschluss. Die finanziellen Probleme seien nicht nachvollziehbar, teilte Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) dem MDR mit. "Dieses Defizit konnten wir mathematisch nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: unter Addierung all der Leistung die Bund und Land den Kommunen zur Verfügung stellen, sehen wir kein Defizit."
Stendalbus GmbH steht vor finanziellen Herausforderungen
Ein Grund für die Finanzierungslücke bei der Stendalbus GmbH ist die Erhöhung der Fahrpreise um rund 15 Prozent im kommenden Jahr. Geschäftsführerin Sarah Fretter sagte dem MDR, mit der Erhöhung wolle man die gestiegenen Kosten des Unternehmens ausgleichen. Problematisch seien vor allem die steigenden Löhne und die Kosten etwa für Dieselkraftstoff.
Das Land Sachsen-Anhalt fördere die Verkehrsunternehmen nach einer Richtlinie des Bundes aber nur bis zu einer Steigerungsrate von acht Prozent. Die entstehenden Mehrkosten müsste der Landkreis tragen. Um das Deutschlandticket weiter anbieten zu können, braucht der Landkreis Fretter zufolge eine finanzielle Absicherung, die die Richtlinie des Bundes bisher nicht vorsieht.
Stendal steigt 2024 aus dem Deutschlandticket aus
Bereits Ende letzter Woche hat der Landkreis Stendal einen Beschluss zur Anerkennung des Tickets nicht genehmigt. Damit gilt das Angebot ab dem 01. Januar 2024 nicht mehr flächendeckend. Wer im kommenden Jahr also Busse im Landkreis nutzen möchte, braucht somit ein gesondertes Ticket. Betroffen davon sind sechs Buslinien innerhalb der Stadt sowie insgesamt 35 Linien im gesamten Landkreis.
Die Finanzierung des Deutschlandtickets für das Jahr 2024 ist derzeit lediglich bis Mai abgesichert. Im November hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass nicht ausgegebene Mittel aus 2023 genutzt werden können, um etwaige Mehrkosten zu decken. Über die abschließende Finanzierung wollen sich Bund und Länder im kommenden Jahr frühzeitig verständigen.
MDR (mbe)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL FERNSEHEN | 12. Dezember 2023 | 21:45 Uhr