Briefzustellung Überlegungen über Zwei-Klassen-System bei der Post
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20. Februar 2023, 21:12 Uhr
Die Post nennt den hohen Krankenstand und Personalmangel als Gründe: Immer wieder werden Briefe zu spät zugestellt. Der Konzern hat jetzt reagiert und schlägt eine Teilung in zwei Klassen vor: Briefe, die dringend am nächsten Tag zugestellt werden müssen und Briefe, die nicht eilig sind. Auch Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner befürwortet diesen Vorschlag. Dies würde auch dem Klima helfen.
- Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner sagte, eine Umstellung in der Zustellung wäre klimafreundlicher.
- Da die Deutsche Post Grundversorger ist, müssen mindestens 80 Prozent der Briefe am folgenden Werktag zugestellt werden.
- Bei Verdi läuft die Urabstimmung über flächendeckende und unbefristete Streiks.
Die Deutsche Post schlägt in der Briefzustellung ein Zwei-Klassen-Modell vor. "Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird", sagte Personalvorstand Thomas Ogilvie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Montag. Eine Reduktion der Zustellung auf nur noch fünf Tage in der Woche sei dagegen kein Ziel, das derzeit verfolgt werde.
Neues System klimafreundlicher
Auch die Bundesregierung erwägt eine Umstellung im Zustellsystem. Die Zustellung solle so "besser und verlässlicher" werden, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher würde das aber wahrscheinlich einen Preisaufschlag für Expressbriefe bedeuten.
"Das würde auch dem Klima helfen, denn dadurch könnte ein erheblich größerer Teil der Sendungen mit der Bahn transportiert werden und auf umweltschädliche Frachtflüge verzichtet werden", führte Brantner weiter aus. Dennoch betonte sie: "Es gibt Briefe, die sind dringend und müssen gesichert am nächsten Tag ankommen".
Deutsche Post ist Grundversorger
Die Deutsche Post ist als Grundversorger gesetzlich verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 80 Prozent der Briefe am folgenden Werktag zuzustellen, 95 Prozent müssen nach zwei Werktagen ankommen. Es gibt aber keinen Anspruch darauf, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Frist befördert wird. In den vergangenen Jahren häuften sich die Beschwerden bei der Aufsichtsbehörde, der Bundesnetzagentur. Die Deutsche Post verwies auf einen hohen Krankenstand und Personalmangel im Allgemeinen.
Voraussetzung für einen solchen Schritt wäre, dass bei der anstehenden Reform des Postgesetzes die Verpflichtung gestrichen würde, wenigstens 80 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. Die Ampelkoalition will das Postgesetz ändern und modernisieren.
Tarifverhandlungen: Urabstimmung bis 8. März
Bei der Deutschen Post drohen vom kommenden Monat an erhebliche Verzögerungen bei der Zustellung von Briefen und Paketen. Grund ist der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi. An diesem Montag hat Verdi die Urabstimmung über flächendeckende und unbefristete Streiks gestartet. Bis zum 8. März können die bei der Post beschäftigten Verdi-Mitglieder darüber entscheiden.
dpa,AFP(kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Februar 2023 | 08:00 Uhr