Pflegebedarf Investitionskosten für Pflegeplätze steigen – Verbände fordern Entlastung

13. November 2023, 14:12 Uhr

Pflegeheimplätze werden immer teurer. Seit Jahren steigen die Kosten, die die Pflegebedürftigen aus eigener Tasche zahlen müssen. Aktuell sind für neue Heimbewohner monatlich im Schnitt 2.548 Euro fällig, 348 mehr als Mitte des Vorjahres. Dabei ist längst nicht mehr nur für die Pflege zu zahlen.

Wer einen Heimplatz sucht, denkt wohl zuerst an gute Pflege und ein freundliches Zimmer. Dass Pflegebedürftige auch an jeder Handwerkerrechnung beteiligt werden, dürfte weniger bekannt sein. Vertreter von Pflegebedürftigen kritisieren nun, dass Heimbewohner so viel zahlen müssen.

Der Staat sollte sich stärker beteiligen, fordert Markus Sutorius vom Pflegeschutzbund BIVA bei MDR AKTUELL. Derzeit müssten Bewohnerinnen und Bewohner die gesamten Erhöhungen selbst tragen. Und diese seien zuletzt je nach Pflegeheim erheblich gewesen, so Sutorius. "Die stärksten Erhöhungen, die wir gesehen haben, waren auf circa 900 bis 1.000 Euro Investitionskosten - im Monat, wohlgemerkt. Und in den neuen Bundesländern fallen die Erhöhungen nicht ganz so stark aus."

Heimplätze in Mitteldeutschland noch immer günstiger

In Sachsen zahlen Heimbewohner durchschnittlich 438 Euro an Investitionskosten aus eigener Tasche. In Thüringen sind es 380 und in Sachsen-Anhalt 308 Euro. Zum Vergleich: Der bundesweite Schnitt liegt deutlich darüber, nämlich bei 477 Euro.

Doch der Trend geht in vielen Heimen nach oben, stellt auch Gabriele Reichel vom Kommunalen Sozialverband Sachsen fest: "Weil wir Einrichtungen haben, die 20 Jahre alt sind und wo eben auch die ersten größeren Reparaturen anstehen. Zudem kann man sagen, dass im Handwerkerbereich die Kosten in den letzten Jahren deutlich explodiert sind."

Investitionskosten ohne Preisdeckel

Ausbau, Modernisierungen oder Instandhaltungen – dafür soll das Geld verwendet werden. Heime können die Bewohner zum Beispiel für Aufzugsreparaturen, aber auch neue Gartenbänke zur Kasse bitten. Nach oben sind bei diesen Kosten keine Grenzen gesetzt, was Pflegeheime bald für viele unerschwinglich machen könnte.

Viele Lösungsansätze werden diskutiert. Die Vertreterverbände der Pflegebedürftigen favorisieren eine Variante, in der die Investitionskosten der Heimbewohner gedeckelt werden. So sollten die Bewohner künftig nur noch einen pauschalen Sockelbetrag zahlen, erklärt Gabriele Reichel vom Kommunalen Sozialverband. "Das heißt, es gibt einen fixen Anteil, Summe X, den die Pflegebedürftigen zu zahlen haben, der einfach festgesetzt ist", erklärt sie. "Und alles weitere und sämtliche Schwankungen wird auf die Pflegeversicherung umgelegt."

Bislang keine Mittel für Pflege-Vollversicherung

Auch eine Pflege-Vollversicherung ist in der Diskussion. Die Krankenkassen wiederum fordern, dass sich die Bundesländer stärker beteiligen. Doch die scheinen das Problem lieber aussitzen zu wollen. Sachsens Sozialministerium teilt schriftlich mit, dass die Überlegungen dazu noch nicht abgeschlossen seien. "Es bedarf zunächst einer grundsätzlichen politischen Meinungsbildung, da für eine spürbare Entlastung der Pflegebedürftigen Haushaltsmittel in großem Umfang bereitgestellt werden müssten."

MDR AKTUELL hat auch dem Gesundheitsministerium in Sachsen-Anhalt und in Schleswig-Holstein Fragen zu möglichen Reformplänen geschickt. Trotz mehrfacher Nachfragen gab es jedoch keine Antworten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 13. November 2023 | 06:06 Uhr

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