Blick auf das neue Gaskraftwerk im Chemiepark. 3 min
Audio: Wie realistisch ist der Plan zum Neubau von 50 Gaskraftwerken? Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas
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Merz-Ankündigung Experten lehnen Bau neuer Gaskraftwerke entschieden ab

26. Februar 2025, 08:36 Uhr

CDU-Chef Friedrich Merz hatte im Januar angekündigt, im Falle eines Wahlsieges 50 neue Gaskraftwerke bauen zu lassen. So sollten Dunkelflauten abgefedert und Strom billiger werden. Und das, obwohl die Ampel-Koalition das Ende vom Gas eingeläutet hatte. MDR AKTUELL-Hörer Heinz-Dieter Hahn fragt sich deshalb, wie sinnvoll das Vorhaben von Merz ist.

Die kurze Antwort lautet: Friedrich Merz bekommt wenig Zuspruch für seine Ankündigung, 50 neue Gaskraftwerke bauen zu lassen. Vor allem aber heftige Ablehnung.

Der Energieökonom Matthias Mier vom Ifo-Institut spricht sogar von energiepolitischem Schwachsinn: "Da kommt viel Nonsens dabei herum, weil es mit der Realität, wie die Energiepolitik geführt werden wird, überhaupt nichts zu tun hat."

Auch aus der Wirtschaft kommt Widerspruch. Sebastian Bolay, Bereichsleiter Energie der Deutschen Industrie- und Handelskammer winkt ab: "Mit Gaskraftwerken Strompreise senken zu wollen, funktioniert meiner Ansicht nach nicht."

Gaskraftwerke als Reserve

Doch der Reihe nach: Ja, Strom ist in den vergangenen Jahren teurer geworden. Besonders teuer ist er, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Und auch ja, 2030 wird die Bundesrepublik aus der Kohle aussteigen. Dann brauchen wir ein Backup, also Reservekraftwerke, warnt die Industrie. Das könnten Gaskraftwerke sein, sagt ein Sprecher vom Verband der chemischen Industrie.

Übrigens: Pläne genau dafür hatte die aktuelle Bundesregierung schon in der Schublade, sie kamen aber nicht mehr zustande, weil die CDU Ablehnung signalisiert hatte und weil die Ampel schließlich zerbrach.

Strompreise würden durch Gaskraftwerke teurer

Jedoch, Sebastian Bolay von der Industrie- und Handelskammer warnt davor, 50 neue Gaskraftwerke zu bauen. Das sei sehr teuer, die Kosten müssten nach EU-Recht auf den Strompreis umgelegt werden: "Das heißt, die teuren Strompreise, die wir sowieso schon haben, würden durch die neue Umlage nochmal höher. Intern rechnen wir mit ein bis zwei Cent die Kilowattstunde."

Für die Industrie wäre das eine schlechte Nachricht, denn die leide besonders unter den hohen Strompreisen. Hinzu kommt, dass Gas sehr teuer ist und wohl auch in Zukunft nicht viel billiger wird.

Alternativen für die Versorgungssicherheit

Um die Versorgungssicherheit ab 2030 zu gewährleisten, gebe es bessere Möglichkeiten als neue Gaskraftwerke, sagen die Experten. Härtere Vorschriften für den Stromhandel zum Beispiel. Zudem müsse das Stromnetz ausgebaut werden, um Regionen mit Dunkelflauten besser versorgen zu können.

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Wichtig seien auch mehr Speicher wie Batterien oder Wasserstoffspeicher, sagt Matthias Mier vom ifo-Institut: "Ein Speicher, der recht wenig genutzt wird, ist viel sinnvoller als ein Gaskraftwerk, das fast nie genutzt wird. Weil Gaskraftwerke hab' ich, ich kann eigentlich mit dem alten Park recht lang überleben."

Wasserstofffähige Kraftwerke

Auch bei der CDU hat MDR AKTUELL nachgehakt. Ein Sprecher der Partei teilte mit, es sollten 50 wasserstofffähige Kraftwerke mit insgesamt 25 Gigawatt gebaut werden. Mehr ins Detail geht er nicht.

Doch auch das überzeugt unsere Experten nicht. Denn wasserstofffähige Kraftwerke hätten den Nachteil, dass in ihnen Wasserstoff nur mit einem sehr schlechten Wirkungsgrad verbrannt werden könne. Die geringen Mengen an grünem Wasserstoff, die aktuell in Deutschland produziert werden, könnten zum Beispiel in der Chemieindustrie sinnvoller eingesetzt werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Februar 2025 | 06:21 Uhr

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