Medikamente wie Hustensaft, Lutschtabletten und Salbe stehen auf einem Tisch in einer Wohnung.
Nach wie vor sind viele Arzneimittel schwer zu bekommen und das wird sich nach Einschätzung von Experten in naher Zukunft auch nicht ändern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Stephanie Pilick

Lieferengpässe Wie kann der Medikamentenmangel bekämpft werden?

11. Oktober 2024, 09:30 Uhr

Kochsalzlösung, Fiebersäfte oder Antibiotika für Kinder: Nach wie vor sind viele Arzneimittel schwer zu bekommen und das wird sich nach Einschätzung von Experten in naher Zukunft auch nicht ändern. MDR-AKTUELL-Nutzerin Janet Salzbrenner fragt deshalb, ob daher nur jeweils die genau verschriebene Anzahl von Tabletten ausgegeben werden kann, um den Mangel zu reduzieren.

Den Vorschlag der Hörerin hält der Gesundheitsökonom David Matusiewicz von der FOM Hochschule grundsätzlich für eine gute Idee. "Das würde vielleicht den Medikamentenmangel etwas eindämmen, die Gefahr würde vermindert, ungenutzte Medikamente unsachgemäß zu entsorgen oder gar zu missbrauchen", sagt er. Aber bekanntermaßen sei das in Deutschland nicht so einfach.

Maßnahmen gegen Medikamentenmangel kompliziert

Denn zum einen müssten Gesetze geändert und zum anderen die komplette Logistik umgestellt werden. Für die Hersteller würde das niedrigere Einnahmen bedeuten, für die Apotheken mehr Arbeit, erklärt Matusiewicz. Für die Apotheken sei es logistisch aufwendig, Medikamente individuell nach Anzahl zu dosieren: "Wenn sie sich vorstellen, wir hätten 66.000 Medikamente, muss ich auch 66.000 kleine Schubladen haben, die nachfüllen und da auch Regelungen zur Hygiene und zur Sicherheit gewährleisten."

Ähnlich sieht es Mathias Arnold. Er ist Vorsitzender des Landesapothekerverbands in Sachsen-Anhalt und betreibt selbst eine Apotheke in Halle. Das Problem bei der Dosierung sei, dass der Rest dann in der Apotheke liege und man warten müsse, bis ein Patient komme, der genau die verbleibende Menge braucht. Das mache auch wirtschaftlich keinen Sinn, erklärt Arnold.

Weniger Medikamente nur bei besonders großem Mangel

Der Apotheker betont, dass die Packungsgrößen bereits häufig dem entsprechen, was der Patient tatsächlich braucht: "Grundsätzlich ist es so, dass wir schon einen großen Schritt in diese Richtung gemacht haben, in dem es therapiekonforme Packungsgrößen gibt." So gebe es zum Beispiel Antibiotikaverpackungen mit 5, 10, 14, 20 und mit 30 Tabletten. Daher könne man auf die gängigen Ansprüche, die die ärztliche Therapie braucht, gut reagieren, erklärt Arnold.

Er weist außerdem darauf hin, dass nicht jedes Medikament dafür geeignet ist. "Es geht natürlich auch nur bei Tabletten. Bei der 100-Milliliterflasche 50 Milliliter abfüllen, das wird nicht funktionieren." Da sei der potenzielle Qualitätsverlust zu groß. In Deutschland geben Apotheken nur bei besonders großem Mangel und nach Absprache mit dem Arzt weniger Medikamente aus, als in der verschriebenen Packung enthalten sind.

Andere Länder geben individuell angepasste Medikamente aus

In anderen Ländern stehe das dagegen auf der Tagesordnung, sagt Gesundheitsökonom David Matusiewicz: "Die USA und Großbritannien haben solche Modelle, wo Apotheken teilweise individuell angepasste Medikamente abgeben, beispielsweise bei chronischen Erkrankungen." Auch in den Niederlanden gebe es solche Modelle, jedoch nur indikationsspezifisch und in bestimmten Sonderfällen.

Solche Modelle kann sich Matusiewicz auch in Deutschland vorstellen. Er schlägt eine Testphase vor, zum Beispiel für Medikamente für Kinder und Jugendliche, die häufig knapp sind. Die große Lösung des Problems sieht der Gesundheitsökonom darin aber nicht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Oktober 2024 | 06:23 Uhr

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