Medikamentenregal in einer Apotheke
Es kommt täglich vor, dass Apotheken nicht die Medikamente ausgeben können, die von Ärztinnen oder Ärzten verordnet wurden. Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Medikamentenmangel Krankenkassen fordern Frühwarnsystem gegen Medikamentenmangel

25. September 2024, 07:27 Uhr

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern im Kampf gegen den Medikamentenmangel ein branchenübergreifendes Frühwarnsystem. Es müsse Arztpraxen, Apotheken, Pharma-Hersteller, Großhandel und Patienten verbinden. Laut Apothekerverband sind aktuell rund 500 Arzneimittel sehr knapp. Darunter sind Antibiotika sowie Schmerz- und Betäubungsmittel.

  • Sind bestimmte Wirkstoffe nicht lieferbar, können teilweise Präparate anderer Hersteller ausgegeben werden – manchmal aber auch nicht.
  • Ist ein Wirkstoff auch bei anderen Herstellern nicht verfügbar, dürfen Apotheken nach ärztlicher Rücksprache alternative Medikamente zur Verfügung stellen.
  • In Österreich gibt es eine App, mit der tagesaktuelle Informationen über die Verfügbarkeit von Medikamenten abgerufen werden können.

Wer früher seine Medizin bekommt, ist schneller wieder fit. Das ist schließlich einer der Gründe, warum Medikamente überhaupt verordnet werden. Aber Sebastian Michael, Vorstand im Sächsischen Apothekerverband, zufolge kommt es täglich vor, dass die Apotheken nicht alles liefern können, was Arzt oder Ärztin den Kunden aufs Rezept geschrieben haben. "Es gibt ganze Wirkstoffe, die nicht lieferbar sind und es gibt Präparate von einzelnen Herstellern, die mal nicht lieferbar sind." Im ersten Fall könne er den Patienten mit dem vom Arzt gewünschten Wirkstoff gar nicht versorgen, sagt Michael. Während er im zweiten Fall zumindest ein geeignetes Austauschpräparat suchen könne.

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Hat Michael so ein Austauschmedikament vorrätig oder kann es bestellen, muss der Kunde also schlimmstenfalls warten. Ist der Wirkstoff aber gar nicht verfügbar, wird es laut Apotheker Michael schwieriger: "Ich habe mir zum Beispiel die Antibiotikazubereitung für Kinder angeschaut. Und da sieht es bei einigen Wirkstoffen tatsächlich sehr schlecht aus. Da ist den ganzen Sommer über nichts lieferbar gewesen. Das heißt, selbst wenn ich wollte, hätte ich mich nicht bevorraten können – und so ist es auch jetzt noch."

Ärztliche Rücksprache für ähnliche Medikamente äußerst umständlich

Ist die Versorgungslage derart kritisch, dürfen Apotheken Medikamente abgeben, die ähnlich wirken. Dafür muss der Arzt zustimmen. So regelt es ein Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen, das in Corona-Zeiten entstand. Die ärztliche Zustimmung sei auch wichtig, sagt Michael.

Aber: Bevor das Gesetz 2023 kam, war es eine Verordnung. Und laut der reichte es noch, das Telefonat mit Arzt oder Ärztin zu dokumentieren. "Heute schicke ich das E-Rezept nochmal in die Arztpraxis zurück und dort muss es neu ausgestellt werden. Oder aber wir laufen – wenn es ein Papierrezept ist – wieder in die Arztpraxis, lassen uns die Änderung unterschreiben und kommen in die Apotheke zurück."

Viel zu viel Arbeit, die wertvolle Zeit bei Suche und Beschaffung von Ersatz kostet, so Michael.

GKV-Spitzenverband fordert "echtes" Frühwarnsystem

Die Krankenkassen sehen die aktuell geltenden Vorschriften positiver. Auch wenn sie nur einen Teil dazu beitragen könnten, Medikamente wieder besser verfügbar zu machen, sagt Jens Ofiera, Sprecher beim GKV-Spitzenverband. "Die sind aus unserer Sicht zum derzeitigen Stand ausreichend und vereinfachen auch das Prozedere und die tägliche Arbeit." Doch seien sie nur ein Baustein. "Das ist keine alleinige Universallösung. Wir brauchen ein echtes Frühwarnsystem, damit es gar nicht erst zu dieser Situation kommt."

Die Meldestelle für Lieferengpässe beim Bundesamt für Arzneimittelsicherheit reicht dafür nicht aus – da sind sich Apotheker und Krankenkassen einig. Denn ob Pharma-Hersteller Schwierigkeiten gewissenhaft oder zögerlich melden, sei letztlich ihnen selbst überlassen.

Vorbild Österreich

Ein echtes Frühwarnsystem müsse deshalb branchenübergreifend sein – und Arztpraxis, Apotheke, Pharma-Hersteller, Großhandel und Patientinnen und Patienten verbinden.

Vorbilder dafür gebe es bereits, erklärt Ofiera. "Dass das geht, sehen wir in Österreich. Dort gibt es die App EKO2go und die stellt tagesaktuell allen Interessierten Informationen zur Verfügbarkeit von Arzneimitteln zur Verfügung."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 25. September 2024 | 06:03 Uhr

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