Fußball-EM Türkei bestellt nach Kritik an Wolfsgruß deutschen Botschafter ein
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03. Juli 2024, 20:18 Uhr
Mit dem Wolfsgruß während des EM-Achtelfinales in Leipzig sorgt der türkische Torschütze Demiral für Wirbel und Kritik – auch aus der Bundespolitik. Deshalb hat die Türkei nun den deutschen Botschafter einbestellt.
- Wolfsgruß gilt als Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe.
- Türkei nimmt Demiral in Schutz.
- Forderung nach Vorgehen gegen Graue Wölfe auch in Deutschland.
- Auch Kritik an Gesängen von Fans aus Österreich.
Nach Kritik aus Berlin am umstrittenen Wolfsgruß-Jubel des türkischen Nationalspielers Merih Demiral im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft hat die Türkei den deutschen Botschafter einbestellt. Dies bestätigte das Auswärtige Amt der ARD. Das Auswärtige Amt kündigte zudem an, am Donnerstag den Vorfall auch mit dem türkischen Botschafter zu thematisieren.
Demiral hatte die Geste nach seinem zweiten Tor beim 2:1 Sieg seiner Mannschaft gegen Österreich am Dienstagabend gezeigt und damit Kritik auch in der Bundespolitik hervorgerufen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte wegen des Vorfalls die Uefa auf, Sanktionen zu prüfen. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf der Plattform X.
Wolfsgruß gilt als Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe
Der sogenannte Wolfsgruß gilt als Symbol der rechtsextremen türkischen Gruppe Graue Wölfe. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die auch als Ülkücü-Bewegung bekannte Organisation als rechtsextremistische Gruppierung ein, die sich gegen Völkerverständigung, das friedliche Zusammenleben der Völker und gegen Wertvorstellungen des Grundgesetzes richtet. Ihre Ideologie zeichne sich durch Rassismus, Antisemitismus sowie Christenfeindlichkeit aus.
Innenministerin Faeser verwies in einem weiteren Post darauf, dass die Grauen Wölfe vom Verfassungsschutz beobachtet würden. Die Grauen Wölfe gelten als militanter Arm der rechtsextremen türkischen Partei MHP und wandten bereits in den 1980er-Jahren Gewalt gegen linke Aktivisten und ethnische Minderheiten an.
In Deutschland sind weder die Grauen Wölfe, noch ihr Gruß verboten – in Österreich und Frankreich allerdings schon. Die Uefa hat wegen des Vorfalls eine Untersuchung wegen "unangemessenen Verhaltens" eingeleitet.
Türkei nimmt Demiral in Schutz
Ankara nahm Demiral, der beim saudi-arabischen Klub Al-Ahli unter Vertrag steht, in Schutz. "Die Reaktion der deutschen Behörden gegenüber Herrn Demiral sind selbst fremdenfeindlich", erklärte das türkische Außenministerium. Es verwies ebenfalls auf die Einschätzung des deutschen Verfassungsschutzes, wonach "nicht jeder Mensch, der den Wolfsgruß zeigt, als rechtsextrem bezeichnet" werden könne. Das Ministerium sprach von einem "historischen und kulturellen Symbol", das sich gegen "niemanden" richte.
Demiral selbst hatte nach dem Spiel in Leipzig gesagt, es stehe "keine versteckte Botschaft" hinter seinem Torjubel. "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun", sagte er. In der Nacht veröffentlichte der 26-jährige Verteidiger ein Foto seines Jubels auf X. Er hoffe, dass es "noch mehr Gelegenheiten gibt, diese Geste zu zeigen". Die Türkei spielt am Samstag im Viertelfinale gegen die Niederlande.
Kritik an Gesängen von Fans aus Österreich
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) schrieb auf X hingegen, am Wolfsgruß sei tatsächlich nichts versteckt: "Seine Botschaft ist rechtsextrem, steht für Terror, Faschismus." Auch er forderte die Uefa auf, Konsequenzen zu ziehen, zudem müsse auch außerhalb des Stadions "die Toleranz gegenüber den Grauen Wölfen enden". Wer eine "Brandmauer" gegenüber der AfD fordere "muss sie auch gegenüber dem türkischen Faschismus errichten", forderte der Minister.
Unabhängig von Demirals Wolfsgruß forderte der österreichische Stürmer Michael Gregoritsch die Fans auf, sich von "rechtem Gedankengut" zu distanzieren. Österreich-Fans hatten vor dem Spiel gegen die Türkei in Leipzig zur Melodie von Gigi D'Agostinos Song "L'amour toujours" die Verunglimpfung "Ausländer raus" gesungen. Der Song aus dem Jahr 1999 wird immer wieder als Code für eine rechte Gesinnung benutzt, dies wurde mit dem sogenannten Sylt-Video in den Online-Netzwerken auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
AFP/ARD(mpö)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 03. Juli 2024 | 17:35 Uhr