Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, abberufen. Das teilte ein Sprecher ihres Ministeriums in Berlin mit.

Der Sprecher sagte weiter, die zuletzt öffentlich gewordenen Vorwürfe gegen Schönbohm hätten das notwendige Vertrauen der Öffentlichkeit in die Neutralität und Unparteilichkeit der Amtsführung als Präsident der wichtigsten deutschen Cybersicherheitsbehörde nachhaltig beschädigt. Dies gelte umso mehr in der aktuellen Krisenlage hinsichtlich der russischen hybriden Kriegsführung.

Schönbohm steht seit Tagen öffentlich in der Kritik, weil ihm mangelnde Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen vorgeworfen wird. Dabei geht es vor allem um den umstrittenen Lobbyverein "Cyber-Sicherheitsrat Deutschland", in dem einige Mitglieder enge Kontakte nach Russland haben sollen.

Konkret geht es dabei um die Mitgliedschaft der Berliner Cybersecurity-Firma Protelion im Verein. Das Unternehmen soll Berichten zufolge bis Ende März unter dem Namen Infotecs GmbH aufgetreten sein. Dabei handele es sich um ein Tochterunternehmen der russischen Cybersecurity-Firma O.A.O. Infotecs, die von einem ehemaligen Mitarbeiter des russischen Nachrichtendienstes KGB gegründet worden sein soll.

Der Verein berät Unternehmen, Politiker und Behörden in Sachen Cybersicherheit und erklärt über sich, politisch neutral zu sein. Der BSI-Chef hatte den Verein "Cyber-Sicherheitsrat Deutschland" vor zehn Jahren selbst mitgegründet und geleitet. Schönbohm selber hatte die Kritik an seiner Person stets zurückgewiesen.

Quellen: dpa, AFP, Reuters (isc)