Debatte um Corona-Maßnahmen Lauterbach: Viele Kinder leiden heute noch unter Auswirkungen
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21. April 2023, 20:30 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach räumte am Freitag im Bundestag Fehlentscheidungen im Umgang mit dem Coronavirus ein. "Die Schulschließungen hätte man in dieser Länge nicht machen müssen." Doch nicht alle sind der Meinung. Die CDU-Abgeordnete Mareike Lotte Wulf warf ein, dass man damals abwiegen musste, welche Maßnahmen man ergreife. Im Nachhinein diese Entscheidungen jetzt pauschal zu kritisieren, sei falsch.
- Der Bundestag debattiert darüber, wie sich die Corona-Maßnahmen auf Kinder und Jugendlichen gesundheitlich ausgewirkt haben.
- Wie die Familienministerin Lisa Paus betont, fühlen sich 70 Prozent der Kinder noch psychisch gestresst.
- Die Abwägung der Corona-Maßnahmen im Nachhinein pauschal zu kritisieren sei falsch, meint CDU-Abgeordnete Mareike Lotte Wulf.
Das Parlament debattierte am Freitag über den Bericht der Arbeitsgruppe zu gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche, der im Februar vorgelegt worden war.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat in der Debatte die Schulschließungen und andere Corona-Maßnahmen erneut als "zum Teil zu streng" bezeichnet. "Viele Kinder leiden auch heute noch, sie leiden unter psychischen Störungen, ihre Gesundheit ist schlechter geworden", sagte Lauterbach im Bundestag. "Von allen, die Opfer erbracht haben in der Pandemie, haben die Kinder die meisten Opfer erbracht", erklärte der Gesundheitsminister. Sie hätten "unter den Maßnahmen gelitten". Der Minister räumte erneut ein: "Die Schulschließungen hätte man in dieser Länge nicht machen müssen."
Kinder immer noch psychisch gestresst
Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus verwies in der Debatte darauf, dass die Pandemie für Kinder und Jugendliche nicht vorbei sei. Mehr als 70 Prozent von ihnen fühlten sich noch immer psychisch gestresst, weitere Krisen wie der Ukraine-Krieg und die Klimakrise belasteten die jungen Menschen zusätzlich. Die Politik habe die Aufgabe, die Anliegen von Kindern und Jugendlichen in ihrer Prioritätensetzung stärker zu berücksichtigen, betonte Paus.
Die Familienministerin verwies auf bereits in die Wege geleitete Maßnahmen wie die Aufstockung der frühen Hilfen für junge Familien, Milliardeninvestitionen für die Verbesserung der Kita-Qualität oder den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Auch starten im Sommer sogenannte Mental Health Coaches an Schulen, die Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen und in akuten Krisen "Erste Psychische Hilfe" leisten.
Wulf: Pauschale Kritik "wäre zu einfach"
Die CDU-Abgeordnete Mareike Lotte Wulf räumte ein, zu Beginn der Corona-Pandemie vor drei Jahren habe die damalige große Koalition "höchst schwierige Abwägungen" treffen müssen. Diese pauschal zu verurteilen "wäre zu einfach". Bei der jetzigen Ampel-Regierung fehlten ihr aber "die Belege", dass sie es ernst meine mit der Verantwortung für die Bewältigung der Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche.
Wulf kritisierte, dass die Mittel dafür deutlich zurückgegangen seien. Während die große Koalition zwei Milliarden Euro zum Aufholen von Lernrückständen, für frühkindliche Bildung und Freizeitgestaltung bereitgestellt habe, plane die Ampel-Regierung nur ein "Zukunftspäckchen mit 40 Millionen Euro".
AFP (kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 21. April 2023 | 11:00 Uhr